Lebensdaten
um 1540 – nach 1583
Geburtsort
Neustadt bei Coburg
Sterbeort
Wien (?)
Beruf/Funktion
Sprachwissenschaftler ; Grammatiker
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 128648236 | OGND | VIAF: 2884161514243270750002
Namensvarianten
  • Albrecht
  • Osterfrank, Laurentius Albertus
  • Ostrofrancus, Laurentius Albertus
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Albertus, Laurentius, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd128648236.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Magister Andreas Albertus.

  • Biographie

    A. studierte 1557 in Wittenberg. Von 1564 an ist er - mit Unterbrechungen - in Würzburg nachweisbar, unter katholischer Einwirkung, die ihm - um den Preis späteren Übertritts (1568) - Leben und wissenschaftliches Arbeiten ermöglichte. Nach seines frühen Gönners Johann Egolf von Knöringen Tod ( 1575 als Bischof von Augsburg) wandte sich A. nach Bayern, studierte in Ingolstadt 1580, erwarb August 1573 in Siena die Doktorwürde und ging nach Wien. Mit dem Jahr 1583 - wo er Priester wurde - verlieren sich hier seine Spuren. Die lateinisch abgefaßte Deutsche Grammatik sichert ihrem Verfasser, der in vielseitigem Interesse Mundart, Wortbildung, Wortbedeutung, älteres deutsches Sprachgut einbezog, bleibende Bedeutung in der Geschichte der deutschen Sprachwissenschaft, vorab der deutschen Sprachlehre des 16. Jahrhunderts: vor allem seitdem das Verhältnis seiner Grammatik zu der Grammatik von 1573 des Albert Ölinger durch A. Reifferscheid, W. Scheel und C. Müller-Fraureuth geklärt und die Frage vermeintlicher Ausschreiberei Ölingers zu Recht gestellt ist und beiden Schriften - unter erwiesener Entlehnung Ölingers aus A. - doch Eigenständigkeit und Bedeutung zuletzt durch M. H. Jellinek zugewiesen sind.

  • Werke

    Teutsch Grammatik od. Sprach-Kunst, Augsburg 1573;
    Die dt. Grammatik d. Laurentius A., hrsg. v. C. Müller-Fraureuth, 1895, in: Ältere, dt. Grammatiken in Neudrucken, III.

  • Literatur

    ADB XXIV (unter Osterfrank); M. H. Jellinek. Gesch. d. neuhochdt. Grammatik I, 1913, S. 62 ff. (L); G. Wolff, Bücherkde. d. fränk. Gesch., H. 1, 1937 (unter Albert; ebenfalls mit weiteren Schrifttumsangaben).

  • Autor/in

    Otto Basler
  • Zitierweise

    Basler, Otto, "Albertus, Laurentius" in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 148 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd128648236.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Osterfrank: Laurentius Albertus O., Verfasser der ersten deutschen Grammatik. Das seinem Namen beigefügte Ostrofrancus ist zwar, wie schon (1747) Reichard bemerkte, nur Angabe seiner Heimath, aber man hat sich schon früh gewöhnt, ihn mit diesem Namen zu bezeichnen. Von seinem Leben und seinen Lebensverhältnissen läßt sich nur wenig mit Bestimmtheit sagen. Er hat dem Lutherthum, zu dem er sich anfangs bekannt hatte, später entsagt und soll dadurch die Gunst des Fürstbischofs von Würzburg, Friedrich v. Wirsberg, erlangt haben, der ihn als Lehrer an seinem Pädagogium angestellt habe. Einige zuverlässige Andeutungen über seine Lebensverhältnisse finden sich in seiner deutschen Grammatik: „Teutsch Grammatick oder Sprachkunst. Certissima ratio discendae, augendae, ornandae, propagandae conservandaeque linguae Alemanorum, sive Germanorum, grammaticis regulis comprehensa et conscripta per Laurentium Albertum Ostrofrancum. Cum gratia et privilegio imperiali. Augustae Vindelicorum excudebat Michael Manger. MDLXXIII.“ Gewidmet ist dieselbe dem apostolischen Protonotar und herzoglichen Hofrath Joh. Aegolf von Knöringen, späteren Bischof von Augsburg (seit 1573), der als gelehrter und eifriger Förderer wissenschaftlicher Studien bekannt ist. Vgl. über ihn Prantl, Gesch. der Ludwig-Maximiliansuniversität I, 344 f. A. feiert ihn als seinen Mäcen, rühmt die ihm zu Gebote stehende reiche Bücher- und Handschriftensammlung desselben und gesteht, daß v. Knöringen's lebhaftes Interesse für sprachliche Untersuchungen, besonders seine Vorliebe für die deutsche Sprache ihn zu grammatischen Arbeiten über das Deutsche angeregt habe. Den Bischof Friedrich von Würzburg (s. A. D. V. VIII, 60) nennt er in dieser Dedication, die Würzburg, 20. September 1572 datirt, seinen gnädigsten Herrn, der ihn vieler|Gnade und Vertraulichkeit gewürdigt, ja ihm einen Theil seines Unterhaltes gegeben habe. Die Grammatik erschien Ende 1572, sie wird in dem „Verzeichniß der neuen Bücher“ aufgeführt, „welche seidher der nechstverschienenen Herbstmeß in offentlichem Truck ausgangen und zu Frankfurt diese Fastenmeß (1573) mehrenteils feil gehalten worden sindt“. Sie hatte das Unglück, daß sie von dem Straßburger Notar Oelinger in unredlicher Weise benutzt und ihr Verfasser von R. v. Raumer des Plagiates an seinem Plagiator beschuldigt wurde. Die Darlegung des wahren Sachverhaltes habe ich oben S. 301 unter Oelinger gegeben.

    L. A. besaß nach Ausweis seines Buches eine gründliche grammatische Bildung, er war in den alten Sprachen wol bewandert und zeigt sich überall als strebsamen Gelehrten, der die litterarischen Hülfsmittel seines Gönners mit Erfolg benutzt hat. Seine deutsche Grammatik schrieb er aus wissenschaftlichem Interesse und aus Liebe zu der deutschen Sprache, die ihm wegen ihres Alters, ihres Reichthums, ihrer großartigen Schönheit verehrungswürdig erschien. Er nahm dabei nicht allein Rücksicht auf örtliche Mundarten, sondern sehr oft auch auf die ältere Gestalt der Sprache, manchmal mit gutem Verständniß, im allgemeinen aber so, wie wir es von einem Grammatiker des 16. Jahrhunderts erwarten können. Lassen wir seine Mißverständnisse und Irrthümer, die er mit den Zeitgenossen gemein hat, und betrachten wir nur, was er vor ihnen voraus hat. Er war der richtigen, aber mit Erfolg erst später von Ratichius vertretenen Ansicht, daß die Kenntniß der deutschen Sprache das Erlernen der fremden erleichtere. Sein Buch ist reich an trefflichen Bemerkungen. Er hatte erkannt, daß die Bedeutung der Wörter in den verschiedenen deutschen Gegenden eine durchaus verschiedene sei, daß z. B. die Sachsen Wörter in gutem Sinne gebrauchten, welche bei den Oberdeutschen eine tadelnde Bedeutung hätten. Die deutschen Mundarten gruppirte er richtig und zählte sorgsam die Stämme auf, die sich ihrer bedienen. Er bemühte sich festzustellen, wo das richtige Deutsch gesprochen und gedruckt werde. Auch auf die Wortbildung richtete er sein Augenmerk, stellte die Endungen zusammen, durch welche Verbalia von Verben und Adjectiven gebildet werden. Er dachte sogar an die Zurückführung des gesammten deutschen Sprachschatzes auf Wurzeln, er wußte, daß die primitiven Wurzeln des Deutschen einsilbig seien. Noch überraschender ist, daß er ein Verständniß hatte für die ältere deutsche Sprache und ihre Eigenthümlichkeiten. Die schönen und bezeichnenden Ausdrücke, die er in alten deutschen Handschriften gefunden, brachten ihn auf den Gedanken, ein umfangreiches deutsches Wörterbuch auszuarbeiten. Bei einer neuen Auflage wollte er seiner Grammatik eine Geschichte der Entwickelung der deutschen Sprache vorausschicken. Ueberhaupt gedachte er seine Grammatik wesentlich zu erweitern. Keiner dieser Pläne ist zur Ausführung gelangt. Der Werth der Beobachtungen des A. auf dem Gebiete der deutschen Prosodie ist schon von Höpfner gebührend hervorgehoben worden, ohne jeden Grund bezweifelt Borinski die Selbständigkeit derselben. Vielfach benutzt wurde die Grammatik des A. durch Joh. Clajus (s. A. D. B. IV, 270), der alle Vorgänger in Schatten stellte mit seiner 1578 auf Luthers deutschen Schriften gegründeten Grammatik.

    • Literatur

      Reichard, Versuch einer Historie d. d. Sprachkunst (1747) 38 ff. — R. v. Raumer in K. v. Raumer's Gesch. d. Pädagogik (1847) III, 2, 37 ff. — G. J. Keller, Gründung des Gymnasiums in Würzburg durch den Fürstbischof F. v. Wirsberg. Würzburg 1850, 14 f., wo noch andere Schriften L. A.'s genannt. —
      Höpfner, Reformbestrebungen auf dem Gebiete d. d. Dichtung des 16. und 17. Jahrh. (1866) 15 ff. — R. v. Raumer. Gesch. d. germ. Philologie (1870) 64 ff. —
      v. Wegele, Gesch. d. Univ. Wirzburg, I (1882) 100. — Borinski, die Poetik der Renaissance (1886) 36 ff.

  • Autor/in

    Al. Reifferscheid.
  • Zitierweise

    Reifferscheid, Alexander, "Albertus, Laurentius" in: Allgemeine Deutsche Biographie 24 (1887), S. 509-510 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd128648236.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA