Lebensdaten
1863 – 1928
Geburtsort
Tettenweis (Niederbayern)
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Maler ; Bildhauer
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 118619543 | OGND | VIAF: 52482379
Namensvarianten
  • Stuck, Franz Xaver von
  • Stuck, Franz Xaver (bis 1905)
  • Stuck, Franz von (seit 1905)
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Zitierweise

Stuck, Franz von (seit 1905), Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118619543.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Franz S. (1814–82, S d. Franz (1770–1836), beide Müller in T., u d. Anna Geisberger (1777–1843), aus T.;
    M Anna (1833–93), T d. Josef Schuhwerk (1789–1868), Sattler in Freiung b. T., u. d. Gertraud Huber (1791–1866;
    München 1897 Mary (Taufname: Maria Louise) (1866–1929, 1] Julius Lindpaintner, 1850–92, Dr. med., Arzt in M.), aus Newtown, Long Island (New York), T d. Friedrich Hoose (1829–67), aus Niederurff (Hessen), Kaufm. in New York, u. d. Amelia Louisa Prinoth (* 1842), aus Nürnberg;
    Stief-S Otto Erich Lindpaintner (1885–1976), Dr. med., Arzt in M., erlernte 1909 d. Fliegen, erwarb 1910 in Paris e. Doppeldecker, Stief-T Olga Louise Lindpaintner (1884–1981, Hugo Mathias Oberhummer, 1877–1941, Kaufm. in M., S d. Hugo Oberhummer, 1844–1905, Kaufm. in M., s. NDB 24*); aus Verbindung mit Anna Maria Brandmai(e)r (1875–1944) außerehel. bzw. seit 1904 Adoptiv-T Maria Franziska Anna (Mary, Taufname: Maria Louise) (bis 1904) Brandmaier (1897–1961, Albert Heilmann, 1886–1949, Architekt, 1909–29 Gen.dir. d. Fa. Heilmann & Littmann in M., Aufsichtsratsvors., S d. Jacob Heilmann, 1846–1927, Bauuntern. in M., s. NDB VIII), Alleinerbin v. S.;
    E Hilde Mary Franziska Heilmann (1918–83, Max Rauck, 1907–96, Dipl.-Ing., Technikhist., Oberkonservator am Dt. Mus. in M.).

  • Biographie

    S. zeigte früh künstlerische Begabung, die von seiner Mutter gefördert wurde. 1875–77 besuchte er die Kreisgewerbeschule in Passau und studierte seit 1878 an der Münchner Kunstgewerbeschule bei Ferdinand Barth (1842–92). 1881 wechselte er an die Münchner Kunstakademie zu Wilhelm Lindenschmi(d)t (1829–95) und Ludwig (v.) Löfftz (1845–1910). Schon während der Malerausbildung verdiente S. seinen Lebensunterhalt mit kunstgewerblichen Arbeiten. Einen Ruf an die Kunstgewerbeschule in Kaiserslautern 1883 lehnte er ab. 1882–84 entstanden die Mappenwerke „Allegorien und Embleme“ sowie 1886/87 „Karten & Vignetten“, die, zusammen mit seinen humoristischen Zeichnungen für die Münchner „Fliegenden Blätter“ 1887–92, seinen Ruhm als Zeichner begründeten. Der Durchbruch als Maler gelang S. 1889 bei der Ausstellung im Münchner Glaspalast: Von seinen drei Gemälden wurde „Der Wächter des Paradieses“ (1898) mit der Zweiten Medaille ausgezeichnet. 1889/90 entstanden während mehrerer Malaufenthalte in Osternberg bei Braunau/Inn mit Malern wie Julius Exter (1863–1939), Ludwig (v.) Herterich (1856–1932) und Hugo v. Preen (1854–1941) die – wenigen – Landschaften. 1891 traf er Max Klinger (1857–1920) in München und arbeitete während seines Rombesuchs 1891 (oder 1892) in dessen Atelier. 1892 gehörte S. zu den Gründungsmitgliedern der Ausstellungsgemeinschaft Münchner Secession, für die er 1893, 1897 und 1905 populäre Plakate entwarf. S., der schon zuvor Mitglied in verschiedenen Künstlervereinigungen war, gewann mit der Aufnahme in die staatliche Ankaufskommission 1894 auch Einfluß auf die Münchner Kunstpolitik. 1895 erhielt er den Auftrag zur Ausstattung des Reichstagsgebäudes in Berlin; zwei bereits bezahlte Gemälde wurden abgelehnt, die von ihm entworfenen Deckendekorationen ausgeführt. 1895 wurde S. als Nachfolger seines Lehrers Lindenschmi(d)t Professor an der Kunstakademie in München und Mitglied im Aufsichtsrat der neu gegründeten Künstlergenossenschaft „Pan“, deren Zeitschrift die von ihm entworfene Vignette schmückte. Nach seiner Eheschließung begann er 1897 mit dem Bau seiner Villa am Isarhochufer, deren Wohntrakt er 1914 /15 durch einen anschließenden Atelierbau ergänzte. Dieses Ensemble gestaltete er als Gesamtkunstwerk im Sinne des Jugendstils, die Räume in einer spezifischen Synthese aus antiken, neoklassischen und zeittypischen Elementen. Das Wohnhaus demonstrierte S.s gesellschaftlichen Aufstieg ebenso wie seinen eigenen repräsentativen Anspruch und fand weltweite Beachtung. Seine Werke erzielten internationale Erfolge (seit den 1890er Jahren in Petersburg, 1900 in Moskau, 1909 eigener Saal auf der internat. Kunstausst. in Venedig) – doch mehrte sich seit 1904 die Kritik an seiner zunehmend als rückständig empfundenen, sehr am Dekorativen orientierten Kunst.

    S. hatte nach spätimpressionistischen Anfängen und vom Jugendstil geprägten frühen Landschaften rasch zu einer eigenen Bild- und Formensprache gefunden, die sich in ihrer Farbigkeit und Ornamentik an Hans Thoma (1839–1924), Ludwig v. Hofmann (1861–1945) und Arnold Böcklin (1827–1901) orientierte und auch symbolistische Züge der engl. Malerei übernahm. In einer eigenständigen Synthese aus Neoklassizismus und Jugendstil artikulierte er aktuelle gesellschaftliche Themen wie die Emanzipation der Frau, die Entwicklung der Psychoanalyse, des Darwinismus und der Archäologie. Diese Phänomene siedelte er in einer antikischen Halbgötterwelt an und machte Fabelwesen wie Faune, Pan, Kentauren, Sphingen zu seinen Protagonisten. Wie auch in seinen religiösen Darstellungen (z. B. Kreuzigung, 1913) verwendete S. antike wie biblische Motive, um Fragen des Menschseins darzustellen. Dabei zeigte er den menschlichen Körper, mit dem er sich zeitlebens auseinandersetzte (S. modellierte auch einige zu seiner Zeit erfolgreiche Plastiken) nicht nur in seiner Schönheit, sondern auch in seiner Emotionalität und Triebhaftigkeit. In mythologischer Kostümierung präsentierte er diese Themen in häufig erotischer, bisweilen sexualisierter Weise, die – vermutlich genau kalkuliert – zwar Skandale erregte, aber dennoch in den Grenzen des gerade noch Zulässigen blieb. Oft bilden Bilder und Rahmen eine Einheit.

    Für S.s Kunst gilt, „die Psyche der Zeit verkündet durch die Psyche des Künstlers“ (Max Klinger); daß S. dies gelang, begründete, neben seinen hohen dekorativen, noch in der Reproduktion höchst wirkungsvollen Werken, seinen Erfolg, den er selbst auch sehr gezielt lenkte. Häufig wiederholte er erfolgreiche Motive (Die Sünde, Susanna im Bade, Der Athlet) mehrmals, auch in unterschiedlichen Techniken. Er sorgte für die Verbreitung seines Werkes, indem er seit 1888 die Reproduktionsrechte für seine Arbeiten an die Firma Hanfstaengl verkaufte. Zugleich inszenierte er sich bewußt als letzter Münchner „Malerfürst“, nicht ohne diese Stilisierung gelegentlich ironisch zu brechen. Wegen dieses Nimbus und wegen ihrer dekorativen Wirkung waren seine Porträts, häufig nach photographischen Vorstudien, in der Zeit nach 1900 sehr gefragt. Die besten rücken in ihrer beinahe photorealistischen Wiedergabe, etwa die zahlreichen Bilder seiner Tochter Mary in immer wechselnden Verkleidungen und Posen, in die Nähe der Neuen Sachlichkeit. Daneben blieb S. weiterhin als Gebrauchsgraphiker präsent. Seine Themen kreisen um den Kampf der Geschlechter und spiegeln männliche Ängste vor einer triebhaften und gewalttätigen Frau, den Antagonismus von Tugend und Sünde, Schönheit und Versuchung, allerdings weniger im streng christlichen, als im allgemein menschlichen Sinn, teilte er doch Nietzsches Sicht über die dionysische Seite der Antike. S. äußerte sich kaum analysierend oder interpretierend über seine Kunst, genoß aber hohe Anerkennung bei vielen seiner rund 150 Schüler, von denen einige die Kunst des 20. Jh. maßgeblich prägten (Paul Klee, Wassily Kandinsky, Josef Albers, Giorgio de Chirico).

  • Auszeichnungen

    A Medaille d. Weltausst. Chicaco (1893);
    bayer. Verdienstorden v. Hl. Michael (4. Kl., 1896;
    3. Kl., 1903;
    2. Kl., 1909);
    Gr. Goldmedaille d. Internat. Kunstausst. Dresden (1897);
    Goldmedaille d. Weltausst. Paris (1900);
    Maximiliansorden f. Wiss. u. Kunst (1902);
    Mitgl. d. Sächs. Ak. d. Künste, Dresden (1905), d. Wiener Ak. d. Künste (1917) u. d. Ak. d. Bildenden Künste, Stockholm;
    d. bayer. Krone (Rr.kreuz, 1905;
    Komturkreuz);
    ital. Orden d. hl. Mauritius u. Lazarus;
    ausw. o. Mitgl. d. Ak. d. Künste, Berlin;
    Prinzregent-Luitpold-Medaille in Silber (1911);
    ausw. Mitgl. d. Ac. des Beaux Arts Antwerpen (1912);
    Kommandeur d. schwed. Wasa-Ordens (1915);
    Kg.Ludwig-Kreuz f. Kriegsverdienste in d. Heimat (1916);
    GR (1924);
    u. Ehrenbürger d. Univ. München (1926);
    Dr.-Ing. E. h. (TU München 1928).

  • Werke

    Amor, Pastell u. Mischtechnik auf Papier, um 1889 (Privabes.);
    Luzifer, Öl/Lwd., 1890 (Nat. Gallery for Foreign Art, Sofia);
    Der Athlet, Bronze, 1891/92 (Privatbes.);
    Herbstabend, Öl/Lwd., 1893 (Lenbachhaus, München);
    Die Sünde, Öl/Lwd., mehrere Fassungen, 1891–1912, u. a. vor 1893 (Neue Pinakothek, München);
    Der Krieg, Öl/Lwd., 1894 (ebd.);
    Der Kuß d. Sphinx, Öl/Lwd., 1895 (Mus. d. Bildenden Künste, Budapest);
    Speerschleudernde Amazone, Bronze, 1897/98 (Plastik, e. Guß vor d. Villa Stuck, München);
    Der Wächter d. Paradieses, Öl/Lwd., 1898 (Villa Stuck, München);
    F. u. Mary v. S. im Atelier, Öl/Lwd., 1902 (Privatbes.);
    Frühling, mehrere Versionen, u. a. 1902 u. 1912 (Privatbes.);
    Susanna im Bade, Öl/Lwd., 1904 (Kunstmus. St. Gallen);
    Verwundete Amazone, Öl/Lwd., 1904/05 (Van Gogh Mus., Amsterdam);
    Kampf ums Weib, Öl/Holz (Staatl. Eremitage, St. Petersburg);
    Salome, Öl/Lwd. (u. Rahmen), 1906 (München, Lenbachhaus);
    Selbstporträt, Öl/Holz, 1906 (Uffizien, Florenz);
    Medusa, Öl/Holz, 1908 (Galleria Internazionale d`Arte Moderna, Venedig);
    Internat. Hygiene-Ausst., Dresden, 1911 (Plakat);
    Tilla Durieux als Circe, Mischtechnik/Pappe, um 1912/13 (Privatbes.);
    Kreuzigung, Tempera/Lwd., 1913 (Mus. d. bildenden Künste, Leipzig);
    Tochter Mary auf rotem Armlehnstuhl, Öl/Lwd.,1916 (Privatbes.);
    Fackelzug z. 50. Geb.tag v. F. v. S. vor dessen Villa in München, Öl/Lwd., 1913 (Privatbes.);
    Rodelnde Kinder, Öl/Lwd., um 1922/24 (Privatbes.);
    Narziß, Öl/Lwd., um 1926 (Privatbes.).

  • Literatur

    e. wiss. Biogr. fehlt bisher;
    O. J. Bierbaum, F. S., 1893;
    ders., S., 1899, mehrere Aufll. bis 1924;
    F. H. Meissner, F. v. S. , 1899;
    F. v. Ostini, F. v. S., 1909;
    H. Singer (Hg.), Zeichnungen v. F. v. S., 52 Taf., 1912;
    J. A. Schmoll gen. Eisenwerth, Das Phänomen F. v. S., 1972;
    H. Voss, F. v. S. (1863–1928, Werkkat. d. Gem., 1973 (P);
    J. Poetter (Hg.), Villa Stuck, F. v. S., 1984;
    K. Bloom Hiesinger, Die Meister d. Münchner Jugendstils, 1988 (P);
    H. Ludwig, F. v. S. u. seine Schüler, 1989 (P);
    Münchner Maler im 19. Jh., Bd. IV, 1983, S. 231–35;
    E. Heilmann, F. v. S. u. d. Münchener Secession, 1992;
    B. Eschenburg, Der Kampf d. Geschlechter, 1995;
    J.-A. Birnie Danzker (Hg.), F. v. S. u. d. Photogr., 1996 (P);
    dies. (Hg.), F. v. S., Die Slg. d. Mus. Villa Stuck, bearb. v. B. Hardtwig, 1997;
    dies. (Hg.), Villa Stuck, 2006;
    Th. Raff, Christl. Themen im Werk F. v. S.s, 2005;
    E. Mendgen, F. v. S., Die Kunst d. Verführung, 2002 (zur Graphik);
    M. Brandlhuber u. M. Buhrs, F. v. S., Meisterwerke d. Malerei, 2008 (P);
    S. Gundermann, F. v. S.s Alma-Julia-Zeichnungen, 2008;
    Künstlerfürsten, hg. v. d. Stiftung Brandenburger Tor, 2009 (P);
    ThB;
    Bénézit;
    Kindlers Malerei Lex.;
    Lex. d. Kunst;
    Dict. of Art;
    – K. Holm, Herz ist Trumpf, 1917 (Roman);
    – zur Fam.: GHdA Bayern X, 1970, S. 326 f.

  • Porträts

    Selbstbildnis, Öl/Holz, 1899 (München, Villa Stuck);
    Gem. v. F. v. Lenbach, Mischtechnik/Pappe, um 1892 (München, Stuck-Jugendstil-Ver.), Abb. in: Franz v. Lenbach, Ausst.kat. Lenbachhaus München 1987, S. 330, Abb. 169;
    Pigmentdr. v. H. Erfurth, 1904 (Bonn, Rhein. Landesmus.), Abb. in: Hugo Erfurth, Ausst.kat. 1992, S. 219.

  • Autor/in

    Eva Chrambach
  • Zitierweise

    Chrambach, Eva, "Stuck, Franz von" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 612-614 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118619543.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA