Lebensdaten
1859 – 1938
Geburtsort
Bromberg
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Geophysiker ; Meteorologe
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118774050 | OGND | VIAF: 35252477
Namensvarianten
  • Hergesell, Hugo Emil
  • Hergesell, Hugo
  • Hergesell, Hugo Emil
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Zitierweise

Hergesell, Hugo, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118774050.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Wilhelm (* 1824), Rechnungsrat d. Eisenbahn;
    M Emma Lankau (* 1834);
    B Willy (1857–1947), Gymnasialprof. (Math.) in Buchsweiler/Elsaß, Vf. v. math.-naturwiss. Arbb. (s. Pogg. IV);
    - Zabern 1894 Emilie (1871–1941), T d. Landgerichtsdir. Wilh. Wenz u. d. Elise Marx;
    1 S.

  • Biographie

    H. studierte in Straßburg 1878-81 (Schüler von G. Gerland) und war dann dort zunächst Oberlehrer am Protestantischen Gymnasium. Zum Dr. phil. (1887) wurde er mit einem Thema promoviert, das ihm Anregung für spätere weltweite Betrachtung wissenschaftlicher Probleme gab. 1887 erhielt H. den Auftrag, einen meteorologischen Dienst in Elsaß-Lothringen einzurichten. Bis 1914 war er dessen Direktor. Von Anfang an aber erkannte er, daß die meteorologischen Beobachtungen am Boden durch regelmäßige Beobachtungen aus der freien Atmosphäre ergänzt werden mußten. Der Erforschung der freien Atmosphäre, der Aerologie und der Anwendung ihrer Ergebnisse im Wetterdienst widmete er hinfort bis ins hohe Alter seine Kraft. Mit L. Teisserenc de Bort, A. L. Rotch, Richard Assmann und W. Köppen gehört er zu den Pionieren der aerologischen Forschung. H. (1900 außerordentlicher Professor an der Universität Straßburg), seinen Mitarbeitern und Schülern gelang es, brauchbare aerologische Standard-Instrumente und Aufstiegsmethoden zu entwickeln. Der geistvolle – H.s Gedichte sind lesenswert –, lebensnahe, liebenswürdige, humorvolle Wissenschaftler fand Freunde und Gönner, die seine mit Begeisterung vorgetragenen Gedanken von einem weltweiten aerologischen Beobachtungsnetz förderten. H. begann mit Beobachtungen auf dem Straßburger Münster und auf Mittelgebirgsgipfeln. Dann schaltete er die Luftschiffertruppe, Luftfahrtvereine und Marinefahrzeuge ein. Er und seine Mitarbeiter verbesserten laufend die Methoden der Registrierung mit Hilfe von Drachen, Fesselballons, bemannten und unbemannten Freiballons. Er flog schon 1909 selbst in einer Flugmaschine der Brüder Wright mit, um die Beobachtungsmöglichkeiten mit Flugzeugen zu prüfen. Mit dem Graf Zeppelin war er befreundet (seit 1908 Drachenstation Friedrichshafen/Bodensee, mit eigenem Schiff) und studierte die Möglichkeiten der aerologischen Erforschung der Polargebiete mit dem Luftschiff. Auf der Jacht des Fürsten von Monaco führte er Drachenaufstiege im Passatgebiet durch, die das Passatproblem weitgehend klärten (1904-07). Mit Hilfe Kaiser Wilhelms II. entstand ein Berg-Observatorium in Teneriffa (1909). Es folgte ein ständiges Observatorium auf Spitzbergen (1911). 1914 übernahm H. als Nachfolger Assmanns die Leitung des Preußischen Aeronautischen Observatoriums Lindenberg bei Berlin und war zugleich ordentlicher Professor an der Universität und Honorarprofessor an der TH Berlin. Lindenberg war derzeit das bedeutendste aerologische Institut der Welt. Hier konnte sich H.s organisatorische und theoretisch-physikalische Begabung voll auswirken. Der von ihm schon im Straßburger Institut gefaßte Gedanke, die Ergebnisse der aerologischen Instrumente drahtlos zur Erde zu senden, wurde weiter verfolgt. Das heutige, sich über Kontinente und Ozeane erstreckende Radiosondennetz, ohne das ein wirtschaftlicher und sicherer Luftverkehr und die Wettervorhersage nicht denkbar sind, geht auf diese Zeit zurück und ersetzte schließlich das auch von H. begonnene Netz der ständigen Wetterflugstellen. Als er 1932 von der Leitung des Observatoriums Lindenberg und des Flugwetterdienstes zurücktrat, waren die Grundlagen für die meteorologische Sicherung der Verkehrsluftfahrt geschaffen. Viele Ideen, die H. als Präsident der Internationalen Kommission für wissenschaftliche Luftfahrt (1894–1914 und 1927-35), als Präsident der Direktorenkonferenz der Deutschen Meteorologischen Institute (1924–32) und als Leiter der Aerologischen Kommission der Internationalen Meteorologischen Organisation (IMO) auf in- und ausländischen Tagungen vortrug, sind heute zum großen Teil verwirklicht.|

  • Auszeichnungen

    1934 Adlerschild d. Dt. Reiches, Buys-Ballot-Medaille u. goldene Symons-Medaille.

  • Werke

    Verz.: K. Keil, Verz. d. Schrr. H. H.s, in: Btrr. z. Physik d. freien Atmosphäre 25, 1939, S. 71-78;
    - u. a. Über d. Änderung d. Gleichgewichtsflächen d. Erde durch d. Bildung polarer Eismassen u. d. dadurch verursachten Schwankungen d. Meeresniveaus, Diss. Straßburg 1887, in: Gerlands Btrr. 1, 1887, S. 59-114;
    La Situation actuelle et quelques problèmes fulures de la Météorol. Maritime, in: Bull, du Musée océanographique de Monaco v. 1.10.1905;
    Die Dt. wiss. Station in Spitzbergen, Station in d. Adventbai 1911/12 unter Dr. Rempp u. Dr. Wagner, Station in d. Crossbai (Ebeltofthafen) 1912/13 unter Dr. K. Wegener u. Dr. Robitzsch, in: Das Dt. Observatorium in Spitzbergen, Beobachtungen u. Ergebnisse I (mehr nicht erschienen), in: Schrr. d. Wiss. Ges. in Straßburg, H. 21, 1914, S. 1-5;
    Berr. üb. d. Tätigkeit d. Kgl. Preuß. Aeronaut. Observatoriums Lindenberg, 1914-18;
    Einl. Bemerkungen z. Arb. v. K. Wegener, Die Flugstelle d. Observatoriums Lindenberg, Ber. üb. ihre bisherige Tätigkeit, in: Arbb. 14, 1922, S. 162-67;
    Die Arbb. d. Komm. z. Erforschung d. Schallausbreitung in d. Atmosphäre v. Mai 1923 b. Ende Okt. 1926 (Forschungsarbb. üb. Sprengungen), 1927;
    Die Arbb. d. dt. Komm. z. Studium d. Schallausbreitung in d. freien Atmosphäre, in: Comité Météorologique Internat., Procès-verbaux des séances de la Conférence internat. des Directeurs à Copenhague sept. 1929, Kopenhagen 1930, S. 376-79. - Mithrsg.: Btrr. z. Physik d freien Atmosphäre, 1904-33;
    Die Arbb. d. Preuß. Aeronaut. Observatoriums b. Lindenberg, 1914-32.

  • Literatur

    W. Peppler, H. u. d. Aerol., in: Btrr. z. Physik d. freien Atmosphäre 15, 1929 (H.-Festbd.), S. IX-XVII (P);
    L. Weickmann, in: Gerlands Btrr. z. Geophysik 54, 1939, S. III f.;
    E. Kleinschmidt, in: Ann. d. Hydrogr u. maritimen Meteorol. 66, 1938, S. 347-49;
    Pogg. IV-VI.

  • Autor/in

    Walther Kopp
  • Zitierweise

    Kopp, Walther, "Hergesell, Hugo" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 610-611 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118774050.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA