Lebensdaten
1865 – 1950
Geburtsort
Leipzig
Sterbeort
Marktredwitz (Oberfranken)
Beruf/Funktion
Zeitungsverleger
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 116735465 | OGND | VIAF: 57374294
Namensvarianten
  • Herfurth, Julius Edgar
  • Herfurth, Edgar
  • Herfurth, Julius Edgar

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Zitierweise

Herfurth, Edgar, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116735465.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Robert (1815–77), Kaufm., S d. Textilfabr. Chrstn. Frdr. (1776–1846) in Hainichen, u. d. Joh. Amalie Lechla;
    M Caroline (1831–1916), T d. Kaufm. Karl Frdr. Matthé in Hannover u. d. Ilse Wilh. Rogge;
    B Paul ( 1936), Mitinh. d. Leipziger Neuesten Nachrr.;
    - Leipzig 1910 Gabriele Becker (1889–1964);
    2 S, u. a. Klaus Edgar (* 1917), Zeitungsverleger in Frankfurt/M.;
    N Paul Heinz (* 1898), als Nachf. s. V Paul Mitinh. d. Ztg. 1936–45, Herbert Frege (1878–1946), Bankier in L.

  • Biographie

    Nach Besuch des Leipziger Nikolaigymnasiums (Abitur 1885) wandte sich H. aus innerer Neigung der Presse zu. Nach Lehrjahren im Buch- und Zeitungswesen in Berlin und Heidelberg und weiten Auslandsreisen übernahm er 1892 gemeinsam mit seinem Bruder Paul die 1860 von dem Buchdruckereibesitzer Guido Reusche gegründeten „Leipziger Nachrichten“, die als Amtsblatt der Leipziger Behörden eine gewisse Bedeutung hatten. H. vertrat in seiner Zeitung, die er unter Fortnumerierung der alten Jahrgänge „Leipziger Neueste Nachrichten“ nannte, die Politik des ehemaligen Reichskanzlers Bismarck und unterstützte dessen Gegnerschaft zum „Neuen Kurs“. H.s Leitartikler und politischer Inspirator Paul Liman (1860–1916) verfocht die sogenannte „Politik des alten Kurses“, ohne sich jedoch für eine politische Partei zu engagieren. Es gelang H., namhafte Redakteure zu gewinnen: neben Liman, der in Berlin ansässig war, R. Bühle in Leipzig für den politischen Teil, für die Tagespolitik Wilhelm Lüttge und den als Übersetzer russischer Klassiker und Verfasser einer Geschichte der spanischen und der englischen Malerei bekannten Hans Moser, als Feuilletonredakteur Arthur Gadebusch und als Opern- und Musikkritiker Bernhard Vogel. Schon nach 5 Jahren hatte die Zeitung 36 000 Abonnenten erreicht, und noch vor der Jahrhundertwende hatte sie sich an die Spitze der Leipziger Zeitungen gesetzt. Jahre vor dem 1. Weltkriege wurde die Hunderttausend-Grenze überschritten; die „Leipziger Neuesten Nachrichten“ wurden die verbreitetste Zeitung Mitteldeutschlands und ein überall gelesenes Weltblatt. Zwischen den beiden Weltkriegen war die Zeitung wegen ihrer betont christlichen und bürgerlich-konservativen Haltung manchen Angriffen ausgesetzt; das tat aber dem Ansehen H.s keinen Abbruch. H. führte als erster deutscher Zeitungsverleger 1898 in seinem Betrieb die Linotype-Setzmaschine ein. 1909 stellte er die erste 64seitige Zwillings-Rotationsmaschine in Europa auf, der dann 1912|die erste 96seitige folgte. Bei Ausbruch des 2. Weltkrieges umfaßte die Druckerei der „Leipziger Neuesten Nachrichten“ 64 Setzmaschinen, 31 sechzehnseitige Rotationsdruckwerke und 3 große Rollen-Offsetmaschinen neben zahlreichen Flachdruckmaschinen. Die Schwierigkeiten der Materialbeschaffung während der beiden Weltkriege veranlaßten H., ein Verfahren entwickeln zu lassen, das aus Zeitungs-Altpapier neues Zeitungspapier herzustellen erlaubte und durch das jährlich über 50 000 Festmeter Papierholz erhalten bleiben konnten. – Auf Anregung H.s eröffnete Karl Bücher 1916 das erste deutsche Institut für Zeitungswissenschaft an der Universität Leipzig. H. gab dem Institut auch die materielle Grundlage. Besondere Förderung erfuhr auch die Leipziger Handelshochschule durch ihn, an der auf seine Initiative hin 1929 eine Studienabteilung für Wirtschaftsjournalismus und Zeitungsbetriebslehre gegründet wurde. Mit seinen Mitarbeitern verband H. ein enges Verhältnis, das sich bewährte, als nach 1933 Schwierigkeiten auftauchten. Während des 2. Weltkrieges mußte H., als sein Neffe und seine beiden Söhne eingezogen waren, das große Unternehmen noch einmal allein leiten. Nach dem Bombenangriff auf Leipzig am 4.12.1943 gelang es ihm, schon am 6. 12. die „Leipziger Neuesten Nachrichten“ wieder herauszubringen, obwohl sein Unternehmen schwer zerstört worden war. Nach 1945 verließ der liberal-konservative H. Leipzig und fand in Westdeutschland im Fichtelgebirge sein Altersasyl. H. gehört zu den bedeutendsten Persönlichkeiten des deutschen Zeitungswesens des ausgehenden 19. und der 1. Hälfte des 20. Jh.|

  • Auszeichnungen

    Geh.Hofrat, Dr. h. c. (Handelshochschule Leipzig), Ehrensenator d. Univ. Leipzig.

  • Literatur

    W. Fiedler, Das litterar. Leipzig, 1897;
    H. Drexler, Ein Leben f. d. dt. Presse - GR Dr. E. H. u. s. Ztg., in: Leipziger Neueste Nachrr. -Mitteldt. Rdsch., Frankfurt a. M., Nr. 20, 1965, 2. Okt.-Ausg. - Zu P. Liman: Kosch, Lit.-Lex.

  • Porträts

    Ölgem. (im Bes. d. Fam. Herfurth, Frankfurt/Main).

  • Autor/in

    Adalbert Brauer
  • Zitierweise

    Brauer, Adalbert, "Herfurth, Edgar" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 607-608 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116735465.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA