Lebensdaten
1850 – 1912
Geburtsort
Manderscheid (Eifel)
Sterbeort
Pernitz (Niederösterreich)
Beruf/Funktion
Industrieller ; Erfinder
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 13568899X | OGND | VIAF: 40597308
Namensvarianten
  • Heid, Nikolaus

Orte

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Zitierweise

Heid, Nikolaus, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd13568899X.html [30.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann (1822–72), Landwirt u. Kunstmühlenbes. in M., S d. Joh. Peter, Bes. e. Wollweberei, u. d. Catharina Berg;
    M Catharina Oehms (1813–91);
    1885 Julie, T d. Jos. Pölzl, Inh. e. Werkstatt f. Landmaschinen, Kompagnon H.s;
    3 T.

  • Biographie

    H. erlernte das Kunstschmiedehandwerk, dann bei Johann Lanzmann in Monzel a. d. Mosel den Bau und die Mechanik von Pumpen, Spritzen und Turmuhren. In seiner Freizeit befaßte er sich mit der Konstruktion verschiedener technischer Geräte. 1868 ging er nach Darmstadt, Aachen und Köln, wo er sich sowohl technisch als auch zeichnerisch weiterbildete.

    1872 machte er sich selbständig und begann in der Nähe von Trier mit 2 Arbeitern die Erzeugung von Pumpen, Feuerspritzen und landwirtschaftlichen Maschinen. Das Geschäft vergrößerte sich bald, und er verlegte es nach Neumühle bei Manderscheid, wo er mit 10 Arbeitern zusätzlich die Erzeugung von Trieuren (Getreidereinigungsmaschinen) aufnahm, die im In- und Ausland sehr bekannt wurden. Er trat mit Josef Pölzl in geschäftliche Verbindung, der in Grafendorf bei Stockerau (Österreich) eine Reparaturwerkstätte für landwirtschaftliche Maschinen betrieb. Seit 1882 Teilhaber dieses Unternehmens, verlegte H. bereits 1883 seinen Betrieb von Manderscheid hierher, weil er in den Agrarländern der Donaumonarchie günstige Absatzchancen sah. 1884 bekam er seinen eigenen Gewerbeschein für eine Trieur-, Perforier- und Maschinenfabrik und begann mit 12 Arbeitern und 8 mit Wasserkraft betriebenen Hilfsmaschinen die Herstellung von Trieuren für Landwirtschaft und Mühlenbetriebe.

    Anfangs wurden nur im Handel bereits eingeführte Maschinen gebaut. Wegen der drückenden Konkurrenz ausländischer Fabrikate entwickelte H. einen eigenen Trieur mit taschenförmig gefrästen Auslesezellen, der zahlreiche Vorteile aufwies und sogar nach Übersee exportiert wurde. Unter den selbstentwickelten Spezialartikeln waren besonders gefräste Bleche sowie neuartige Malzdarrhorden große Verkaufserfolge. Die erforderlichen Spezialfräsmaschinen konstruierte und baute H. selbst. Daraus entwickelte sich wenige Jahre später eine weitere wichtige Produktionssparte des Unternehmens, die Herstellung von Drehbänken.

    1888 vernichtete ein Großbrand einen Teil des Betriebes sowie den gesamten für die kommende Verkaufssaison bereitgestellten Vorrat. Der Wiederaufbau führte zu einer Ausweitung in neuen Werkstätten mit leistungsfähigeren, größtenteils selbstgebauten Arbeitsmaschinen. Als Antriebskraft wurde eine Dampfmaschine mit der damals beachtlichen Leistung von 100 PS angeschafft. Der Beschäftigtenstand stieg sprunghaft an, von 200 Mann 1897 auf 300 um die Jahrhundertwende. 1901 wurde die Firma in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Noch in deren Gründungsjahr wurde eine eigene Gießerei und ein Jahr später ein Kaltwalzwerk errichtet. Eine neue elektrische Kraftzentrale mit 2 Compound-Dampfmaschinen von zusammen 1000 PS deckte den steigenden Kraftbedarf. Das Erzeugungsprogramm umfaßte neben ein- und mehrzylindrigen Trieuranlagen unter anderem Entgranner, Aspirateure, Transport- und Förderanlagen sowie vollständige automatische Fruchtputzereien für Mühlen, Mälzereien, Fruchtspeicher und Lagerhäuser. H.s Firma hat in den ersten 15 Jahren ihres Bestehens über 50 Patente erworben, 60 Auszeichnungen wurden ihr verliehen. Sie ist heute noch führend im Bau von Werkzeugmaschinen, Kupplungen, Getreidesegmenttrieuren, Einrichtungen von Getreidesilos, Wein- und Obstpressen und anderen.

  • Literatur

    A. Starzer, Gesch. d. Stadt Stockerau, 1911, S. 407 ff.;
    Mittags-Presse v. 10.5.1912;
    Niederösterr. Volksbote 3, 1950, Nr. 30;
    75 J. H. (1883-1958), Firmenfestschr. v. G. Stach, 1958 (P);
    J. Grundtner, Anfänge u. Entwicklung d. Industrien in Stockerau, phil. Diss. Wien 1965;
    ÖBL;
    Großindustrie Österreichs III, 1898, S. 83 f.

  • Autor/in

    Gustav Otruba
  • Zitierweise

    Otruba, Gustav, "Heid, Nikolaus" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 238-239 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd13568899X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA