Lebensdaten
1814 – 1890
Geburtsort
Hamburg
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Elektrotechniker ; Industrieller ; Mitbegründer der Firma Siemens und Halske ; Mechaniker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116420979 | OGND | VIAF: 5682117
Namensvarianten
  • Halske, Johann Georg

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Zitierweise

Halske, Johann Georg, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116420979.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Hinrich (1784–1829), Zuckermakler, später Zigarrenhändler in H., S d. Joh. Gottlieb Lorenz, Lehrer a. d. St. Katharinenschule in H., u. d. Marg. Dorothea Benthack;
    M Joh. Catharina (1788–1876), T d. Abraham Erich Hahn, Knochenhauer in H., u. d. Anna Christina Gerbers;
    Berlin 1845 Christiane (1819–84), T d. Maurers Aug. Schmidt in B. u. d. Friederike Haseloff;
    2 S, 2 T, u. a. Albert (1852–94), seit 1879 Dir. d. Fa. Siemens & Halske;
    E Albert (1894–1962), Letzter d. Fam.

  • Biographie

    H. kam in früher Jugend nach Berlin, besuchte dort das Gymnasium zum Grauen Kloster und trat 1828 eine Lehre als Präzisionsmechaniker an. Er arbeitete dann in renommierten Werkstätten, so bei Hirschmann, bei Pistor & Martins in Berlin und bei Repsold in Hamburg. 1844 machte er sich in Berlin, hauptsächlich für Institute der Universität arbeitend, selbständig und verband sich mit F. Bötticher zu einer kleinen Mechanikerfirma. Für den Physiologen Emil Du Bois-Reymond entwickelte und baute er elektromedizinische Geräte und besonders Schlitten-Induktoren.

    1845 traf H. mit Werner Siemens zusammen, mit dem er zu den Gründungsmitgliedern der „Physikalischen Gesellschaft zu Berlin“ zählte. Am 1.10.1847 gründeten beide die „Telegraphen-Bauanstalt von Siemens & Halske“ in Berlin. Die erste Werkstatt etablierte sich in der Schöneberger Straße 19; die ausbaufähige erste Fabrik wurde 1852 in der Markgrafenstraße 94 bezogen. Das neuartige Unternehmen kam schnell zu Ansehen und Erfolgen durch das ideale Zusammenwirken des genialen Erfinders Siemens und des talentvollen Meisters H., der als Künstler wie als Mechaniker diesen Erfindungen Gestalt gab. Überdies waren die Zeitumstände dem jungen Unternehmen günstig; sie forderten schnelle Nachrichtenmittel. – Neben der Leitung der Werkstatt oblag H. noch die Detailausarbeitung der Siemensschen Konstruktionen, ihre Prüfung und Erprobung, ferner die Montageleitung, die Materialbeschaffung und der Geschäftsverkehr. Die saubere Arbeit, mit der die Geräte und Instrumente in der H.-schen Werkstatt hergestellt wurden, bildete eine solide Grundlage für die weitere rasche Entwicklung der jungen elektrotechnischen Firma. Telegraphenapparate, Relais, Kurbelinduktoren, elektrische Meßinstrumente, Flüssigkeitsmesser und Läutesignalanlagen für die Eisenbahn sind Beispiele damals neuartiger Fertigungen, an denen H. beste Handwerkstradition übte. 1857 sah man sich bei den ständig wachsenden Aufträgen, namentlich aus England und Rußland, gezwungen, Serienarbeit und Akkordlohnsystem einzuführen, sehr zum Leidwesen des Individualisten H., der ein Feind der Massenfertigung war. Im Hinblick auf die ständige Ausweitung des Geschäftes, das sich nun auch großen, riskanten Seekabellegungen zuwandte, entschloß sich H. 1864, zunächst aus der Leitung der englischen Tochtergesellschaft, zum Jahresende 1867 auch aus der Berliner Stammfirma auszuscheiden. Er tat das in freundschaftlichem Einvernehmen mit Siemens, was er unter anderem damit bewies, daß er noch über 12 Jahre seine Kapitalien in der gemeinsam begründeten Firma beließ. Bei Einrichtung der Pensionskasse der Siemenswerke, 1872, stiftete H. 10 000 Taler.

    In den nun folgenden Jahren widmete sich H. dem Auf- und Ausbau des Berliner Kunstgewerbemuseums. 1880 übernahm er ehrenamtlich für 6 Jahre die Funktion eines Stadtrates in Berlin.

    H.s bleibendes Verdienst ist es, frühzeitig präzisionsmechanische Grundsätze in die Elektrotechnik bei bewußter Hinwendung zu sachlicher technischer Formgebung eingeführt zu haben. Beides war neu, und beides hat sich allgemein durchgesetzt.

  • Literatur

    ADB 49;
    E. Du Bois-Reymond, in: Verhh. d. Physikal. Ges. zu Berlin, Jg. 9, 1890, Nr. 7, S. 39-44;
    Veithmeyer, in: Polytechn. Cbl. 11, Nr. 13 v. 21.2.1890, S. 149-51 (P);
    P. Rammelt, in: Das|Werk, Düsseldorf, März 1933, S. 138 f.;
    W. Jaekel, in: Nachrr. d. Kameradschaft Siemens 31, 1939, S. 283-85 (P);
    F. Heintzenberg, in: Der Anschluß 11, 1940, S. 60 (P);
    W. v. Siemens, Lebenserinnerungen, 161956;
    S. v. Weiher, in: VDI-Nachrr. 31 v. 29.7.1964, S. 10 (P);
    Pogg. III. |

  • Quellen

    Qu.: Personalakten u. Briefe, e. unveröff. Archivstudie üb. H., v. F. Heintzenberg a. d. J. 1940 in München, Siemens-Archiv.

  • Porträts

    Ölbild v. F. Keil, 1865;
    Photos u. kleine unsign. Bronzebüste (München, Siemens-Archiv);
    Marmorbüste, vermutl. v. R. Piehl, am Familiengrab Halske (Berlin, Dreifaltigkeits-Friedhof), Bronzeabguß davon im Siemens-Mus. München;
    Ölbild aus späteren J. (Hamburg, Staatl. Ingenieurschule).

  • Autor/in

    Sigfrid von Weiher
  • Zitierweise

    Weiher, Sigfrid von, "Halske, Johann Georg" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 572-573 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116420979.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Halske *)Zu S. 734.: Johann Georg H., der Mitarbeiter von Werner v. Siemens, wurde geboren zu Hamburg am 30. Juli 1814 und starb zu Berlin am 18. März 1890 (andere Daten sind falsch!). Im J. 1844 errichtete er in Berlin unter der Firma Böttcher & Halske eine Werkstätte für chemische Apparate. Zu seinen Kunden gehörten bald die Mitglieder der jungen Physikalischen Gesellschaft, darunter der damalige Artillerielieutenant Werner Siemens, ferner du Bois-Reymond, Brücke, Helmholtz, Clausius, Wiedemann, Ludwig, Beetz, Knoblauch und Andere.

    H. hatte für Siemens dessen Zeiger- und Drucktelegraphen gebaut und ihm auch das Modell seiner ersten Guttaperchapresse angefertigt. 1847 trennte sich H. von seinem bisherigen Theilhaber und begründete mit Siemens eine Telegraphenbauanstalt, den Anfang des heutigen Welthauses. Da beide keine disponiblen Geldmittel besahen, so liehen sie sich von dem in Berlin wohnenden Vetter von Siemens, dem Justizrath Georg Siemens, 6000 Thaler gegen 6jährigen Gewinnantheil. Im August 1847 theilt Siemens diesen Entschluß seinem Bruder Wilhelm in England mit: „Ich habe mit dem Mechanikus Halske, der sich schon von seinem Compagnon getrennt hat, definitiv die Anlage einer Fabrik beschlossen ... Halske, den ich völlig gleich mit mir gestellt habe in der Fabrik, bekommt die Leitung der Fabrik.“ In dem Hinterhause Schönebergerstraße 19 wurde eine Werkstätte gemiethet, mit den Fenstern gegen den Anhalter Bahnhof. Siemens wohnte dort parterre, die Werkstätte eine Treppe, H. zwei Treppen hoch. Die Miethe betrug insgesammt 300 Thaler jährlich. Am 12. October 1847 waren 3 Drehbänke aufgestellt und die Arbeit begann. Rasch entwickelte sich das junge Unternehmen, ohne weitere fremde Gelder in Anspruch nehmen zu müssen. Durch die schwierigen Zeiten hindurch leitete H. die Firma, während Siemens in den Dänischen Krieg zog; erst im Juni 1849 nahm Siemens seinen Abschied vom Militär und arbeitete fast 20 Jahre lang mit H. gemeinsam. 1848 trat H. aus der Firma aus, da er in dem großen Betriebe keine Befriedigung mehr fand. Er widmete sich ganz den Interessen der Berliner Stadtverwaltung, war bis 1875 Stadtverordneter, seit 1880 Stadtrath von Berlin. Siemens sagte 1891 von H. (Siemens,|Lebenserinnerungen, S. 256): „Die Erklärung (für den Austritt Halske's) liegt in der eigenartig angelegten Natur Halske's. Er hatte Freude an den tadellosen Gestaltungen seiner geschickten Hand, sowie an allem, was er ganz übersah oder beherrschte. Unsere gemeinsame Thätigkeit war für beide Theile durchaus befriedigend. H. adoptirte stets freudig meine constructiven Pläne und Entwürfe, die er mit merkwürdigem mechanischen Taktgefühl sofort in überraschender Klarheit erfaßre, und denen er durch sein Gestaltungstalent oft erst den rechten Werth verlieh. Dabei war H. ein klardenkender, vorsichtiger Geschäftsmann, und ihm allein habe ich die guten Resultate der ersten Jahre zu danken.“ Von den zwei Söhnen Halske's starb der eine mit ungefähr 25 Jahren, der andere war seit 1879 in der Firma Siemens & Halske thätig, starb jedoch schon 1894.

    • Literatur

      W. v. Siemens, Lebenserinnerungen. — Dr. Howe, Siemens & Halske, ein Rückblick am Tage des 50jährigen Bestehens. Berlin 1897. —
      Briefliche Mittheilungen der Siemens-Schuckert-Werke in Berlin an den Unterzeichneten. — Poggendorff's biographisch-litterarisches Wörterbuch III, 578.

  • Autor/in

    F. M. Feldhaus.
  • Zitierweise

    Feldhaus, Franz Maria, "Halske, Johann Georg" in: Allgemeine Deutsche Biographie 49 (1904), S. 788-789 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116420979.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA