Lebensdaten
erwähnt 1302, gestorben vor 1340
Beruf/Funktion
Minnesänger in Zürich
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118544349 | OGND | VIAF: 4295149068367465730003
Namensvarianten
  • Hadlaub, Johannes
  • Hadelŏp, Johannis
  • Hadloub, Johann
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Zitierweise

Hadlaub, Johannes, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118544349.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Bürgerl. Herkunft, Hauskauf in Zürich 4.1.1302. Wappen in d. Gr. Heidelberger Lieder-Hs. u. in d. Züricher Wappenrolle, N. N.

  • Biographie

    Die Große Heidelberger Liederhandschrift überliefert von H. nach der Zählung von Bartsch 51 Lieder und drei Leiche. Es sind vorwiegend Lieder der hohen Minne; Klage der Sehnsucht nach der unerreichbar hohen Geliebten, Preis der Geliebten und aller Frauen, vielfach eingeleitet mit einem Naturbild, in Sprache und Motiven der Tradition verpflichtet, schematisch, aber mit hübschen Einzelzügen, in künstlerischer Haltung und metrischer Form eher schlicht und ein wenig bemüht als virtuos. Aus Walthers von der Vogelweide Under der linden nimmt H. bewußt Motive auf und münzt sie um in zwei Liedern des erträumten Liebesglücks. Anklänge an Heinrich von Morungen aber sind wohl mehr aus der allgemeinen Tradition als aus der Kenntnis bestimmter Lieder Morungens zu erklären. Fünf Tagelieder bleiben im Rahmen des Herkömmlichen, setzen aber bezeichnende eigene Akzente (psychologische Ausgestaltung der Wächterrolle, Ausdehnung der Situation zur Episode). Einige Lieder schlagen die derberen Töne des unhöfischen Gegensangs an: sie preisen die Freßfreuden des Herbstes oder die dörperlichen Liebesfreuden der Erntezeit, angelehnt vor allem an H.s Landsmann und älteren Zeitgenossen Steinmar; aber auch sie enden meist in der edlen Klage des Minners, der an solchen Freuden keinen Anteil haben kann. Die eigenartigsten und berühmtesten unter den Liedern H.s sind diejenigen, in denen er, meist als Einleitung zur Klage, seine Minneerlebnisse schildert. Sie haben Gottfried Keller zu seiner Novelle „Hadlaub“ angeregt (1876, in den „Züricher Novellen“). Die Selbstdarstellung in diesen Liedern, am ehesten zu vergleichen mit Ulrichs von Lichtenstein autobiographischem Roman „Frauendienst“, ist in dieser Form des lyrisch-epischen Genrebilds in der deutschen Dichtung des 13. und 14. Jahrhunderts einmalig. Die Szenen naiv-direkt für H.s Biographie auszubeuten, wie es vielfach geschehen ist, wäre verfehlt. Manches dürfte erfunden, manches literarisch entlehnt sein. Aber auch Literarisches mag sich wirklich zugetragen haben, als Stilisierung des Lebens oder auch nur als ein mehr oder weniger arrangiertes Spiel zur Unterhaltung einer Gesellschaft, die Minnedichtung schätzte. Historisch-biographisch greifbar wird uns aus H.s Liedern nur diese literarisch interessierte Gesellschaft selbst. Unter den vielen Namen von Patriziern, Adligen und hohen Geistlichen, die H. als Zeugen und Fürsprecher seiner Minne nennt, sind zwei, die er auch sonst erwähnt: Heinrich von Klingenberg beglückwünscht er zu seiner Wahl zum Bischof von Konstanz (1293) und rühmt ihm literarische Fähigkeiten nach. Rüdeger Manesse aber preist er, weil er und sein Sohn Johannes so viele Lieder in Büchern gesammelt hätten, wie man sonst nirgends im Königreich beisammen fände (Lied 8: vor dem Tod von Johannes 1297). Diese Liedersammlung der Familie Manesse ist zwar nicht identisch mit der Großen Heidelberger Liederhandschrift, die man die Manessische zu nennen pflegt, aber sie muß in einem nahen Zusammenhang mit ihr stehen. Es ist nicht geklärt, ob H. selbst sammelnd oder schreibend an der uns erhaltenen Prachthandschrift beteiligt war, die als einzige Handschrift seine Lieder überliefert – abgesehen von einer Strophe in der Berner Handschrift 260 – und sie durch Doppelbild und besonders kunstvolle Initiale vor den Liedern anderer Dichter auszeichnet. Jedenfalls lassen seine Lieder die literarische Atmosphäre ahnen, in der eine solche Handschrift entstehen konnte.

  • Werke

    W in Neuausg. K. Bartsch, Die Schweizer Minnesänger, 1886, unveränd. Neudr. 1964, S. 283-361, 453-65.

  • Literatur

    ADB X;
    K. Bartsch, S. CLXXXIV-CXCVIII, s. W;
    I. A. Schleicher, Über Meister J. H.s Leben u. Gedichte, 1888;
    K. Bertram, Qu.stud. zu G. Kellers Hadlaub, 1906;
    E. Stange, in: Zs. f. dt. Altertum 52, 1910, S. 276-79;
    F. Mohr, Das unhöf. Element in d. mhdt. Lyrik v. Walther an, 1913, S. 96-102;
    R. Sillib, Auf d. Spuren J. H.s, in: SB d. Heidelberger Ak. d. Wisss., Phil.-hist. Kl., 1922;
    ders., F. Panzer, A. Haseloff, Die Maness. Lieder-Hs., Faks.-Ausg., Einleitungen, 1929; W
    . Merz u. F. Hegi, Die Wappenrolle v. Zürich, 1930;
    G. Weydt, in: German.-roman. Mschr. 21, 1933, S. 14-32;
    H. Kuhn, Minnesangs Wende, 1952, S. 125 f. (zu d. Leichen);
    H. Lang, J. H., 1959;
    R. Leppin, Der Minnesinger J. H., Diss. Hamburg 1961 (ungedr.);
    E. Jammers, Das Königl. Liederbuch d. dt. Minnesangs, 1965;
    H. de Boor, Gesch. d. dt. Lit. III, 1, 1962, S. 341-44 u. Register;
    Vf.- Lex. d. MA II, V.

  • Autor/in

    Burghart Wachinger
  • Zitierweise

    Wachinger, Burghart, "Hadlaub, Johannes" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 417-418 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118544349.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Hadlaub: Johannes H., Dichter, aus der Schweiz, in Zürich, wenn nicht geboren, doch meistens lebend, am Ende des 13. und in den beiden ersten Jahrzehnten des 14. Jahrhunderts. Außer seiner Heimat hat er nur in Oesterreich sich aufgehalten, wo die Hüte der Frauen ihm Anstoß erregten. Seine Lieder zeigen eine doppelte Richtung. In dem größeren Theile derselben huldigt er noch dem Stile des älteren höfischen Minnegesanges; indem er aber individuelle Züge einflicht und nicht nur in allgemeinen Liebesklagen sich ergeht, liefert er uns ein anschauliches und hübsches Bild seines Minneverhältnisses. Er hatte sich eine Dame aus edlem Geschlechte zur Herrin erwählt, während er selbst|bürgerlicher Herkunft war. Schon als ganz junger Mensch hatte er sie gekannt und seitdem ihr gedient. Aber er fand nur Sprödigkeit und Geringschätzung; vergebens heftet er, als Pilger verkleidet, der im Morgengrauen aus der Frühmette Heimkehrenden mittelst eines Angels ein Liebesbrieflein ans Kleid; vergebens bemühen sich angesehene Gönner und Gönnerinnen, ihm die Gunst der Dame zu erwirken — ein Biß in die Hand wird ihm als Lohn zu Theil, der ihm aber doch, wie er sagt, wonnevoll dünkte. Unter seinen Gönnern finden wir hervorragende Persönlichkeiten seiner Zeit und Umgebung: Heinrich von Klingenberg, Bischof von Konstanz (1293—1306), und dessen Bruder Albrecht ( 1324), die Fürstäbtissin von Zürich, die Aebte von Einsiedeln und Petershausen, Graf Friedrich von Toggenburg, den Freiherrn von Regensberg; endlich die beiden Rüdiger Manesse, Vater und Sohn, jener Rathsherr, dieser Chorherr in Zürich, von denen der Dichter berichtet, daß man nirgend so viel Lieder beisammenfinde als bei ihnen, die also das Sammeln von Liederbüchern der Minnesänger sich angelegen sein ließen. Gewiß steht mit diesen Sammlungen die ihrem Ursprung nach auf die Schweiz weisende, umfangreichste aller Liederhandschriften, die Pariser, in Zusammenhang, wenn auch nicht nachgewiesen werden kann, daß sie selbst die „Manesse’sche Sammlung“ ist. Die drei Leiche, welche wir von H. besitzen, sind ebenfalls im Stil des höfischen Minnegesanges, zwei dem Lobe der Frauen im allgemeinen gewidmet, der dritte speciell an die Geliebte gerichtet. Wesentlich verschieden von diesen höfischen Liedern und Leichen ist eine kleine Anzahl anderer, in welchen er die realen Seiten des Lebens besingt. So in Neidhart's Stile den Streit, in welchen die Bauernburschen mit einander gerathen; so die Erntefreuden, mit ihren sehr derben Liebesgenüssen; so den Herbst mit seinen Genüssen an Speisen und Getränken, eine Richtung, in welcher sein Landsmann Steinmar ihm vorausgegangen; so endlich, recht im Gegensatz zu der hier geschilderten Ueppigkeit, sein eignes armes Hauswesen, in dem es knapp genug hergegangen zu sein scheint. Die Form seiner Lieder ist meist ungelenk, in der Sprache tritt stark ausgeprägt das Dialectische hervor.

    • Literatur

      Johann Hadlaub's Gedichte, herausgeg. von L. Ettmüller, Zürich 1840.

  • Autor/in

    K. Bartsch.
  • Zitierweise

    Bartsch, Karl, "Hadlaub, Johannes" in: Allgemeine Deutsche Biographie 10 (1879), S. 301-302 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118544349.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA