Lebensdaten
1897 – 1955
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
New York
Beruf/Funktion
Arzt ; Schriftsteller
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 118543571 | OGND | VIAF: 74644425
Namensvarianten
  • Gumpert, Martin

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Zitierweise

Gumpert, Martin, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118543571.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ely ( 1918), Arzt in B.;
    M Elise ( 1927), aus d. Berliner Klavierfabr.fam. Abraham;
    Schw Minnie (⚭ Jak. Steinhardt, * 1887, Maler u. Graphiker);
    1923 Charlotte ( 1933), T d. Dermatologen Alfred Blaschko ( 1922, s. NDB II);
    1 T.

  • Biographie

    Durch das Beispiel des Vaters von Jugend auf entschlossen, Arzt zu werden, begann G., nach Dienst als Sanitätssoldat in der Türkei, 1918 in Berlin sein Medizinstudium. Zugleich war er hier Mitbegründer der Sozialistischen Studentengruppe und Mitglied des „Rates der geistigen Arbeiter“, in dem er unter anderen mit J. R. Becher, W. Mehring, G. von Wangenheim in Berührung kam. 1919 hörte er in Heidelberg neben medizinischen Kollegs Vorlesungen bei Driesch, A. Weber, Gundolf und Jaspers und fand einen Freundeskreis, dem unter anderem Zuckmayer und W. von Harder angehörten. Von 1920 bis zum Staatsexamen 1921 studierte er als Werkstudent abermals in Berlin. 1922 trat er der „Deutschen Gesellschaft für Geschichte der Medizin“ bei. Hier vermittelte ihm H. E. Sigerist bestimmende Eindrücke für seine spätere wissenschaftliche und schriftstellerische Arbeit. Gleichzeitig entschied er sich unter dem Einfluß seines Schwiegervaters für die Fachausbildung in Dermatologie, die er noch unter dessen Leitung begann. Medizingeschichtliche und dermatologische Interessen vereinigen sich in seiner Dissertation „Der Streit um den Ursprung der Syphilis“ (1923). Zuletzt Leiter der venerischen Kinderstationen (die Buchveröffentlichung „Die Geschlechtskrankheiten bei Kindern“ [1926] setzt sich auch mit den entsprechenden sozialen Problemen auseinander), blieb er bis 1927 an der Dermatologischen Abteilung des Rudolf-Virchow-Krankenhauses und wurde dann Leiter des städtischen Ambulatoriums für Geschlechtskrankheiten im Wedding, widmete sich auch hier weitgehend den zugehörigen sozialen Fragen und erkannte die Notwendigkeit umfassender Hilfsmaßnahmen für unbemittelte Entstellte (soziale Kosmetik). 1928 gründete er nach Vorträgen im Reichstag eine ärztliche Arbeitsgemeinschaft für Entstellungsfürsorge und die erste städtische Beratungsstelle für Entstellungsbekämpfung in Berlin.

    Schriftstellerisch ist G. in seiner Jugend als expressionistischer und avantgardistischer Lyriker mit Gedichten in Zeitschriften wie „Der Anfang“ (1913), „Die Aktion“ (1914) und „Die Weißen Blätter“ (1916) hervorgetreten, Veröffentlichungen in Buchform folgten. Nach einer Periode, die vor allem wissenschaftlichen Arbeiten auf dermatologischem, medizinhistorischem und sozialmedizinischem Gebiet gewidmet war, schrieb er Ärzte- und Forscherbiographien in Romanform, die sich durch Lebendigkeit der Darstellung und historische Tatsachentreue auszeichnen. 1933 wurde er seiner ärztlichen Ämter enthoben und 1935 aus dem Reichsverband Deutscher Schriftsteller ausgeschlossen, so daß ihm 1936 nur der Weg in die Emigration blieb. Noch im Herbst des gleichen Jahres eröffnete er in New York eine dermatologische Praxis. „Hölle im Paradies“ (Stockholm 1939) versucht nach der Schwere des erlittenen Schicksals über die Darstellung seines eigenen bisherigen Lebens hinaus die Begleitumstände und inneren Bewegungen dieses Zeitabschnittes ohne Ressentiments festzuhalten, „wie ein Arzt eine Krankengeschichte schreibt“. 1942 in den USA naturalisiert, wendet er sich in den folgenden Jahren der Geriatrie zu und ist von 1952 bis zu seinem Tode Leiter der Geriatrischen Klinik des Jewish Memorial Hospital New York.|Aus diesen Jahren stammen weitere wissenschaftliche Veröffentlichungen auf geriatrischem und sozialmedizinischem Gebiet, sowie Erzählungen und Romane, teils in englischer, teils in deutscher Sprache. G.s schriftstellerisches Werk ist bis in seine Thematik hinein weitgehend von seinem ärztlichen Beruf und Ethos bestimmt. Seine ärztliche Haltung stützte sich dabei auf eine Medizin, die ihm vor allem „eine soziale Wissenschaft“ war. Der Sozialismus, den er dabei vertrat, hielt sich frei von radikalen Ideen und blieb dem Gedanken der Humanität und Toleranz eng verbunden. In seinem Roman „Der Geburtstag“ (Amsterdam 1948) gelang G. die Darstellung eines deutschen Emigrantenschicksals von starker dichterischer Intensität und zugleich eine faszinierende Schilderung New Yorks. Bedeutsam für sein Leben und Werk war auch die Freundschaft mit Thomas Mann.

  • Werke

    Weitere W Verkettung (Gedichte), 1917, ²1920;
    Heimkehr d. Herzens (Gedichte), 1921;
    Die gesamte Kosmetik (Entstellungsbekämpfung), 1931;
    Hahnemann, 1934, engl. 1945, dt. Neuaufl. 1949;
    Das Leben f. d. Idee, 1935;
    Trail-Blazers of science, New York u. London 1936;
    Dunant, Stockholm 1938 (holländ., schwed., engl., portugies., ungar., span. Überss.), dt. Neuaufl. 1950;
    You are younger than you think, New York 1944, franz. 1951, dt. 1953;
    Für Thomas Mann, in: Die Neue Rdsch., 1945, Sonderausg. zu Th. Manns 70. Geb.tag;
    Berr. aus d. Fremde - New York 1937 (Dichtungen), 1948, u. deren Forts.: Die letzte Zeit, in: Die Wandlung 4, 1949;
    The anatomy of happiness, New York 1951, engl. 1951, dt. Ausg.: Die Kunst glücklich zu sein, 1952 (ital. 1953, Japan. 1956);
    You and your Doctor, Indianapolis 1952, dt. Ausg.: Patient u. Arzt, 1954;
    Medizin (mit A. Joseph), in: Juden im Dt. Kulturbereich, hrsg. v. S. Kaznelson, 1959, S. 461-526 (geschrieben 1933 f.);
    - Zahlr. wiss. Zss.aufsätze auf d. Gebiet d. Dermatol., Soz. Med., Geriatrie u. Gesch. d. Med.

  • Literatur

    Südkurier v. 28.4.1955;
    A. Kantorowicz u. R. Drews, Verboten u. Verbrannt, 1947;
    Th. Mann, Die Entstehung d. Doktor Faustus, Amsterdam 1949;
    O. Loerke, Tagebücher 1903–39, 1956;
    H. Kasack, Mosaiksteine, 1956. - Vermutl. ist G. gemeint in d. Gedicht v. K. Adler, Meinem Freunde M. G., in: Aktion 5, 1915 (letzter Abdr. in Lyrik d. expressionist. Jahrzehnts, 1955). Züge v. G. verwendete Th. Mann in „Joseph u. seine Brüder“ f. d. Gestalt d. „Amtmann üb. d. Gefängnis“, Mai-Sachme. |

  • Nachlass

    Nachlaß: Berlin, Ak. d. Künste.

  • Porträts

    Phot. in: The New York Times u. New York Herald Tribune v. 19.4.1955;
    Expressionismus 1910–23, 1960 (Ausstellungs-Kat. Marbach, Schiller-Nat.mus.).

  • Autor/in

    Markwart Michler
  • Zitierweise

    Michler, Markwart, "Gumpert, Martin" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 306-307 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118543571.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA