Lebensdaten
1875 – 1914
Geburtsort
Prag-Smichow
Sterbeort
Temes-Kubin bei Belgrad
Beruf/Funktion
Geologe ; Geograph
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 116894628 | OGND | VIAF: 30299190
Namensvarianten
  • Grund, Alfred Johannes
  • Grund, Alfred
  • Grund, Alfred Johannes
  • mehr

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Zitierweise

Grund, Alfred, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116894628.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Otto (1841–1917), Oberbaurat im österr. Eisenbahnmin.;
    M Udalrike Wischniowsky (1841–1922);
    1907 Camilla Bischof;
    1 S, 2 T.

  • Biographie

    Nach Gymnasialjahren in Wien (Reifeprüfung 1894) und Militärdienstzeit studierte G. in Wien Geographie, Geschichte, Geologie und Meteorologie. 1899 promovierte er unter A. Penck aufgrund der Dissertation „Die Veränderungen der Topographie im Wiener Wald und Wiener Becken“ (1901) und legte die Lehramtsprüfung ab. Einem Studienaufenthalt in Berlin und einer Tätigkeit als|Volontär an der Hofbibliothek in Wien folgte eine Assistentenzeit am geographischen Institut der Universität Wien, wo G. sich 1904 mit der vielbeachteten Schrift „Karsthydrographie“ (1903) habilitierte. Neben den Karstforschungen beschäftigten ihn weiter topographische und historisch-geographische Untersuchungen, deren Ergebnis unter anderem im „Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer“ verwendet wurde. Bereits 1907 trat G. als außerordentlicher Professor und Abteilungsvorstand am Institut für Meereskunde an der Universität Berlin die Nachfolge E. von Drygalskis an. Hier richtete er ein ozeanographisches Laboratorium ein. Exkursionen führten ihn unter anderem nach Norwegen und den Nordseeinseln. 1910 folgte er einem Ruf an die Deutsche Universität Prag als Ordinarius der Geographie. 1911–14, machte er seine Erfahrung als Ozeanograph für eine österreichisch-italienische Gemeinschaftsarbeit, die Untersuchung der hydrographischen, biologischen und meteorologischen Verhältnisse in der Adria, dienstbar. Auf 12 Terminfahrten des Forschungsschiffes „Najade“ leitete er die hydrographischen Arbeiten. G. lehrte bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges. Er fiel 1914.

    Besonders hervorgetreten ist G. durch seine Arbeiten zur Morphologie und zur Hydrographie des Dinarischen Karstes. Einer Anregung Pencks folgend, versuchte er, die unterirdische Hydrographie nach den Gesetzen eines einheitlichen Grundwasserkörpers zu verstehen, wie er sich in Lockermassen ausbildet. Er glaubte, dazu durch die große Zahl der Versickerungsstellen an der Oberfläche und durch das von ihm angenommene dichte Netz der wasserführenden Karstklüfte berechtigt zu sein. Diese Vorstellung, zweifellos ein Fortschritt gegenüber der einseitigen Höhlenflußtheorie, fand vielfach starken Widerhall, stand aber andererseits mit zahlreichen Beobachtungen so wenig in Einklang, daß sofort erhebliche Einwände erhoben wurden – vor allem von F. Katzer, dessen Theorie der geschlossenen Systeme von Karstwassergefäßen ein Vorläufer der heutigen Auffassung ist. G. hat mit geringen Modifikationen an seiner Karstwassertheorie festgehalten, deren wesentlichste Folgerung des einheitlichen, zusammenhängenden Karstwasserspiegels in der späteren Karstliteratur zahlreiche Anhänger fand (sie diente unter anderem 1929 N. Krebs als Erklärung für die Höhenlage der Poljen im Dinarischen Karst). – Als erster hat G. auch die morphologische Zyklenauffassung von William Morris Davis auf den Formenschatz des Karstes angewandt. Dabei griff er für das „Altersstadium“ der Karstentwicklung auf die zuerst von J. Daneš beschriebenen tropischen Karstgebiete von Java und Jamaica zurück, in denen er, ohne Einsicht in die von der dinarischen Karstentwicklung erheblich abweichende Formentwicklung und das relativ jugendliche Alter dieses tropischen Kegelkarstes, das sogenannte „Cockpitstadium“ verwirklicht sah. In dieser, die Forschung eher hemmenden als fördernden Form ist der „Karstzyklus“ G.s für Jahrzehnte in die Lehrbücher der Morphologie eingegangen. Neben diesen, die Zeitgenossen faszinierenden und die Karstforschung stark beeinflussenden, wenn auch nicht haltbaren Konzeptionen stehen zahlreiche vortreffliche und im fortschrittlichen Geist gedeutete Beobachtungen zur Morphologie und Hydrographie des Dinarischen Karstes, so daß G.s Name in der Reihe der großen Karstforscher Geltung behält.

  • Werke

    Weitere W u. a. Landeskde. v. Österreich-Ungarn, 1903, ²1911;
    Erll. z. Hist. Atlas d. österr. Alpenländer, 1. Abt., 2. T., 1. H., 1910 (mit K. Giannoni);
    Btrr. z. Morphol. d. Dinar. Gebirge, 1910;
    Strömungsbeobachtungen im Dyfjord b. Bergen u. in anderen norweg. Fjorden, in: Internat. Revue d. ges. Hydrobiol. u. Hydrogr. 2, 1910/11, S. 31-61;
    Ber. üb. d. Kreuzungsfahrt S. M. S. Najade, in: Mitt. d. k. k. Geograph. Ges. in Wien 54-57, 1911-14;
    Morphol. u. Hydrogr. d. Karstes, in: Petermanns Mitt. 58, 1912;
    Der geogr. Zyklus im Karst, in: Zs. d. Ges. f. Erdkde. zu Berlin 49, 1914, S. 621-40.

  • Literatur

    H. Rudolphi, in: Dt. Rdsch. f. Geogr. u. Statistik 37, 1914, S. 241-52 (W, P);
    M. Haberlandt, in: Zs. f. österr. Volkskde. 20, 1914, S. 179;
    E. Brückner, in: Mitt. d. k. k. Geograph. Ges. in Wien 58, 1915, S. 9-26 (W, P);
    N. Krebs, in: Petermanns Mitt. aus J. Perthes geograph. Anstalt 61, 1915, S. 29 (P) u. 69;
    DBJ I (Tl. 1914);
    Pogg. IV, VI;
    E. Banse, Lex. d. Geogr., 1933;
    ÖBL.

  • Autor/in

    Herbert Lehmann
  • Zitierweise

    Lehmann, Herbert, "Grund, Alfred" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 216-217 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116894628.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA