Lebensdaten
1843 – 1908
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Prag
Beruf/Funktion
Chemiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 11754485X | OGND | VIAF: 10626209
Namensvarianten
  • Gintl, Wilhelm Friedrich
  • Gintl, Wilhelm
  • Gintl, Wilhelm Friedrich
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Zitierweise

Gintl, Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11754485X.html [28.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Wilhelm (s. 1);
    M Anna Maria Gullich;
    Sandau/Böhmen 1869 Amalie Rosenbach;
    4 S, u. a. Wilh. Rr. v. G. (1869-1943), seit 1910 Prof. f. Chemie d. Nahrungs- u. Genußmittel u. Enz. d. chem. Technol. d. dt. TH Prag, Experte u. Fachberater bei zahlr. staatl. Institutionen, führte mehrmals u. in schweren Zeiten d. Geschäfte d. Dt. TH Prag (s. ÖBL).

  • Biographie

    G. studierte Chemie an den Universitäten Wien und Prag. Nach Tätigkeit als Fabrikschemiker wurde er 1865 Assistent bei F. Rochleder an der Universität Prag (1867 Dr. der Chemie) und habilitierte sich hier 1868 für allgemeine und angewandte Chemie. 1870 wurde er ordentlicher Professor für allgemeine und analytische Chemie am Deutschen Polytechnischen Landesinstitut des Königreichs Böhmen, ab 1879 Deutsche Technische Hochschule, in Prag, wo er, einen Ruf an die TH Wien 1902 ablehnend, 38 Jahre gewirkt hat. – Standen in der Zeit 1865-70 Experimentaluntersuchungen auf anorganischem und analytischem Gebiet, aber auch Arbeiten im Sinne der phytochemischen Forschungsrichtung Rochleders im Vordergrund, so traten diese mit der Übernahme der Lehrkanzel zurück zugunsten der Lehr- und Organisationstätigkeit, der Aufgaben im öffentlichen Dienst und literarischer Arbeiten umfangreicher Art. Vor allem kommt G. am Ausbau des Chemieunterrichts und der chemischen Fachschule an der Deutschen TH Prag ein Hauptverdienst zu. Er führte eine gründliche experimentelle Ausbildung, insbesondere in analytischer Chemie, ein und stellte durch eine Reihe von Spezialvorlesungen (unter anderem Explosivstoffe, Chemie der Nahrungs- und Genußmittel, praktische Photographie) den Unterricht auf eine breite Basis. Lehrkanzeln für Elektrochemie und chemische Technologie organischer Stoffe wurden geschaffen. Unter G.s 1. Rektorat (1874/75) erfolgte die Überführung des Polytechnischen Institutes aus der Landes- in die Staatsverwaltung, unter seinem 4. und letzten (1906/07) wurde der 100jährige Bestand der Hochschule gefeiert und der Grundstein für einen Neubau gelegt. Von maßgebendem Einfluß auf alle die gesamte Deutsche TH Prag betreffenden Fragen, war G. unter anderem auch der Verfasser einer von dieser Hochschule vorgelegten Denkschrift, die die Grundlage für die spätere Einführung von Staatsprüfungen an den Technischen Hochschulen in Österreich bildete. 1873 erschien G.s „Handbuch der Weißgeberei und der gesamten Weißlederfärberei“. Die mit F. Kick besorgte, im chemischen Teil weitgehend von G. selbst verfaßte 3. Auflage des Technischen Wörterbuches von Karmarsch-Heeren (1876–92) wuchs von 3 Bänden auf 11 Bände an. Von 1870 an Mitglied des Landessanitätsrates, hatte G. die gewerblichen Anlagen insbesondere hinsichtlich der Abwässerreinigung zu begutachten. Er war Sachverständiger beim Handelsgericht und seit 1879 auch Gerichtschemiker beim Landes- und Strafgericht. Als Vertreter des Wahlbezirks Komotau-Leipert (1878–87) im Böhmischen Landtag war er vor allem an den Arbeiten der Schul- und Sanitätskommission beteiligt. – Frühzeitig die Notwendigkeit einer Interessenvertretung erkennend, rief G. den Verein zur Förderung der chemischen Industrie Österreichs ins Leben. Ständig in dessen Vorstand, mehrfach Präsident und Vizepräsident, gewann er bedeutenden Einfluß auf zahlreiche staatliche Maßnahmen wie Steuer-, Zoll- und Patentgesetzgebung. 1887 in den Verwaltungsrat des Österreichischen Vereines für chemische und metallurgische Produktion berufen, wurde er 1889 Mitglied von dessen Exekutivkomitee, 1896 Vizepräsident und 1898 Präsident. Er hat dieses zu jener Zeit in Europa zu den größten Industrieanlagen seiner Art zählende Unternehmen den Bedürfnissen der Zeit entsprechend umorganisiert, erweitert und modernisiert. Diese Tätigkeiten führten gegen Ende seines Lebens zur Berufung in eine Reihe der höchsten beratenden Institutionen der Regierung: Mitglied des Zollbeirates, des Industriebeirates, des Patentgerichtshofes und vor allem ab 1902 Mitglied des Herrenhauses.

  • Werke

    Weitere W u. a. Die Mineralwasserquellen v. Bilin in Böhmen, 1898;
    Die chem. Großindustrie Österreichs, in: Berr. d. Ges. z. Förderung d. chem. Industrie 20, 1898;
    Der österr. Ver. f. chem. u. metallurg. Produktion 1856-1906, 1906.

  • Literatur

    Die k. k. Dt. TH in Prag 1806-1906, hrsg. v. F. Stark unter Mitwirkung v. W. Gintl u. A. Grünwald, 1906 (P);
    Österr. Chemiker-Ztg. 11, 1908, S. 68, 76, 96;
    H. Jüptner v. Jonstorff, in: Chemikerztg. 32, 1908, S. 253 f. (P);
    Bohemia v. 1.3.1908;
    Pogg. III-V;
    BJ XIII (Tl. 1908, L);
    ÖBL.

  • Autor/in

    Wilfrid Oberhummer
  • Zitierweise

    Oberhummer, Wilfrid, "Gintl, Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 404-405 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11754485X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA