Lebensdaten
1878 – 1935
Geburtsort
Elberfeld
Sterbeort
Sankt Moritz (Schweiz)
Beruf/Funktion
Versicherungsunternehmer
Konfession
reformiert
Normdaten
GND: 118690825 | OGND | VIAF: 57409025
Namensvarianten
  • Gerling, Robert Wilhelm
  • Gerling, Robert
  • Gerling, Robert Wilhelm

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Zitierweise

Gerling, Robert, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118690825.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Robert (1847–1934), Vertreter f. d. väterl. Steinnußknopffabrik u. e. Kölner Textilfirma, S d. Frdr. Wilh., Fabr. v. Steinnußknöpfen, u. d. Wilhelmine Bremer;
    M Anna (1850–1938), T d. Peter Fromm u. d. Odilia Herzogenrath;
    Köln 1907 Auguste (* 1879, kath.), T d. Jos. Hoffmeister (* 1834), Dir. d. Kölner Strafanstalt Klingelpütz, u. d. Anna Engel;
    3 S, u. a. Hans (* 1915) u. Walter (* 1918), Leiter d. Konzerns.

  • Biographie

    Bis zu seinem 14. Lebensjahr besuchte G. die Realschule und absolvierte anschließend eine fast 3jährige kaufmännische Lehre bei der Kölner Agenturfirma Conrad Mihr. Nach mehrjähriger Tätigkeit bei einer Annoncen-Expedition, verschiedenen Versicherungs-Generalagenturen und als Bezirksinspektor gründete G. 1904 in Köln mit einem Gründungsstock von 1000 Mark das „Bureau für Versicherungswesen Robert Gerling & Co. m. b. H.“ zur Vermittlung von Versicherungen aller Art. Auf seine Veranlassung war noch im gleichen Jahre der Rheinische Versicherten-|Verband entstanden, der nach seiner Satzung alle Versicherungsabschlüsse seiner Mitglieder an das G.sche Vermittlungsbüro weiterzuleiten hatte, wofür dieses Prämienrabatte gewähren mußte. G. hatte die ungeheuren Möglichkeiten erkannt, welche die fortschreitende Industrialisierung dem Versicherungswesen bot. Sein System bestand in der Kapitalverflechtung zwischen Versicherer und Versicherten. Um die Großunternehmen als Kunden zu gewinnen, rief G. 1907 eine „Gesellschaft für Versicherungs-Vermittlung m. b. H.“ ins Leben, deren Eigenart darin beruhte, daß als Teilhaber möglichst viele Industrielle aufgenommen wurden, an die als Gesellschafter der aus der Vermittlung der Versicherungen erzielte Gewinn in Form von Dividenden auf die Geschäftsanteile ausgezahlt werden sollte. Nachdem sich die in der „Vereinigung der in Deutschland arbeitenden privaten Feuerversicherungsgesellschaften“ zusammengeschlossenen Versicherer offen gegen dieses als „verschleierte Provisionsabgabe“ an die Versicherten bezeichnete System gewandt hatten, errichtete G. 1909 die „Rheinische Feuerversicherungs-AG“, deren Aktien aus Kreisen der Versicherungsnehmer gezeichnet wurden. Die Versicherungsverträge mußten nun nicht mehr an fremde Gesellschaften vermittelt werden, sondern wurden von der Neugründung als Direktversicherer selbst übernommen. Mit der kurz danach entstandenen „Kronprinz Versicherungs-AG“ bildete sie 1912 eine Interessengemeinschaft unter solidarischer Haftung. Da die deutschen Rückversicherungsgesellschaften ihm als Außenseiter die Rückversicherung verweigerten, errichtete G. 1917 für diesen Versicherungszweig die „Rheinische Versicherungsbank“.

    Die große Entwicklung des nach ihm benannten Versicherungs-Konzerns liegt in der Zeit nach dem 1. Weltkrieg. G. gründete 1918 die „Allgemeine Versicherungs-AG“, die er 1923 in „Gerling-Konzern Allgemeine Versicherungs-AG“ umbenannte, als weitere und später einzige Sachversicherungsgesellschaft. G.s Leitgedanke war der direkte Kontakt mit der Wirtschaft unter weitgehendem Ausschluß von Vermittlern, wodurch er ein enges Vertrauensband zum Kunden schuf. Mit Hilfe der von ihm ins Leben gerufenen „Rheinischen Versicherungs-Gruppe“, deren einziger Aktionär er war, errichtete G. 1920/22 in den verschiedensten Teilen Deutschlands unter starker Beteiligung der dort ansässigen Industrie eine größere Anzahl lokaler Sachversicherungsgesellschaften. Er gliederte dem Konzern schließlich eine eigene Lebensversicherungsgesellschaft an, die schnell aufblühte, und übernahm während der Inflationszeit 2 alte Gesellschaften, die „Friedrich Wilhelm“ und die „Magdeburger Lebensversicherungsgesellschaft“. Die Inflation selbst konnte G. durchstehen, da er das Vertrauen der Industrie genoß und inzwischen Weltunternehmen wie Krupp und Bayer als Alleinversicherer im Portefeuille hatte. Nach einigen Spezialgründungen für die Gas- und Stahlindustrie sowie für das Hotelgewerbe dehnte G. seit 1924 seine Tätigkeit auf die Niederlande und die Schweiz aus. Als Neuschöpfungen führte er die Auslandreise-Versicherung und die Hausratversicherung auf Lebenszeit mit einmaliger Prämienzahlung ein. Das Wesen der G.schen Gründungen liegt vor allem in der starken Heranziehung der Industrie, der er ohne großen Werbeaußendienst billigere Prämien bieten konnte, sowie in dem Umstand, daß er sich als Außenseiter gegen das Feuerversicherungskartell behaupten konnte und auf Rückversicherung außerhalb des Konzerns fast ganz verzichtete. Beraten wurde er hauptsächlich von dem Versicherungswissenschaftler Paul Moldenhauer. G.s Lebenslauf ist die Geschichte des von ihm geschaffenen Konzerns.

  • Literatur

    R. G. u. s. Weg, in: Dt. Versicherungs-Ztg. 66, 1925, S. 173;
    P. Moldenhauer, in: Die Versicherungspraxis 33, 1935, S. 21;
    G. u. „Gerling-Konzern“, in: Dt. Versicherungs-Presse 63, 1935, S. 65;
    R. G., Zur Erinnerung an d. Gedenkfeier v. 4.11.1947 s. Freunden u. Mitarbeitern gewidmet, o. J. (P);
    W. v. Niebelschütz, Gerling-Konzern, in: Monogr. rhein.-westfäl. Unternehmungen, 1950/51, S. 55 (P);
    ders., R. G., 1954;
    Das Gerling-Hochhaus in Köln, Ein Btr. z. Gesch. d. Gerling-Geschäftshäuser u. ihrer baulichen Entwicklung, 1953 (P);
    Gerling im Jh. d. Versicherung, Ansprachen z. goldenen Geschäfts-Jubiläum im Mai 1954, hrsg. v. W. v. Niebelschütz, o. J.;
    Kopf, Genie u. Ellenbogen, R. G. u. s. Schöpfung, in: Der Versicherungskaufm. 1, 1954, S. 253/29 003;
    Rhdb. (P).

  • Porträts

    Bronze-Plastik v. A. Breker, 1928 (Köln, Gerling-Konzern)

  • Autor/in

    Peter Koch
  • Zitierweise

    Koch, Peter, "Gerling, Robert" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 308-309 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118690825.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA