Lebensdaten
1814 – 1897
Geburtsort
Pritzwalk (Brandenburg)
Sterbeort
Helgoland
Beruf/Funktion
Ornithologe ; Zoologe
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 116337354 | OGND | VIAF: 35205712
Namensvarianten
  • Gätke, Heinrich
  • Gätke, Heinrich
  • Gaetke, Heinrich

Objekt/Werk(nachweise)

Orte

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Zitierweise

Gätke, Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116337354.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Albr. Frdr. Wilh. (1783–1848), Brauherr, S d. Wilh. u. d. Anna Cath. Riek;
    M Sophia Wenzel ( 1864); Schwieger-S Heinrich Mönch, WGR im Reichsmarineamt.

  • Biographie

    Seit der Jugendzeit Liebhabersammler, im Beruf zuerst Kaufmann und dann naturfreudiger Maler, kam G. 1837 nach Helgoland. Hier hielt ihn das überwältigende Erlebnis des Vogelzugs 60 Jahre fest. Die Stelle des Regierungssekretärs bei der englischen Verwaltung sicherte ihm den Lebensunterhalt. Von Anfang an galt seine Aufmerksamkeit den die Insel berührenden Vogelmassen. Daneben baute er eine eindrucksvolle Sammlung auf, deren Wert auch Irrtümer (falsch bestimmte Stücke) nicht herabsetzten. Zweifel an G.s Zuverlässigkeit zerstreute erstmalig J. H. Blasius, der 1858 die Insel aufsuchte, um sich an Ort und Stelle ein Urteil zu bilden. Das Wenige, was G. seit 1853 über seltene Arten in deutschen und englischen Zeitschriften mitteilte, genügte zwar, den Blick der Ornithologen auf den vorher unbeachteten Brennpunkt des Vogelzuges zu lenken. Erst spät aber lag eine größere Ausarbeitung seiner Erfahrungen vor (Jahresberichte über den Vogelzug auf Helgoland, in: Ornis 1-3, 1885-87). Aufsehen erregte schließlich sein umfassendes Werk „Die Vogelwarte Helgoland“ (herausgegeben von R. Blasius 1891, ²1900). Das Buch, schon in den 70er Jahren begonnen, enthielt Beobachtungen an 396 Arten und eine Fülle von Gedanken zu den verschiedensten Zugfragen; außerdem verschaffte es durch seinen Titel dem vorher nur in engerem Fachkreis gebrauchten Begriff „Vogelwarte“ Zugang in den deutschen Sprachschatz. Mochte sich der Verfasser im Grunde weise vor den ungelösten Rätseln der Wanderfähigkeit beugen, so ist es doch sein größtes Verdienst, die ihm sich aufdrängenden Ansichten nicht verschwiegen, sondern geäußert zu haben. Er gab dadurch der Forschung wesentlichen Anlaß zur Beleuchtung neuer Probleme. Einzelne, ans Phantastische grenzende Hypothesen, besonders von der Höhe und Schnelligkeit des Zugs, vom getrennten Wandern der Männchen und Weibchen mußten sich zu Anfang des 20. Jahrhunderts Widerlegung durch A. F. Helm und F. von Lucanus gefallen lassen; andererseits bestätigte G. die Behauptung E. F. von Homeyers vom Zug auf breiter Front, stellte bei mehreren Arten den Schleifenzug fest und erschütterte die Palménsche These von ererbter Erfahrung bei der Wahl der Zugrichtung. Nachdem Helgoland 1890 deutsch geworden war, kaufte die preußische Regierung die Sammlung 1891 auf, um ihr im Nordsee-Museum der Biologischen Anstalt eine Unterkunft zu gewähren (bis auf die ausgelagerten wertvollsten Stücke 1944 durch Bomben zerstört).

  • Literatur

    ADB 49;
    J. H. Blasius, Briefl. Mitt. üb. Helgoland, in: Naumannia 8, 1858, S. 303-16;
    R. Blasius, in: Ornithol. Mschr. 23, 1898, S. 49-56 (P);
    ders., Gedenkrede, ebd. 30, 1905, S. 444-46;
    ders., Die ornithol. Tagebücher G.s v. 1847–87, in: Journ. f. Ornithol. 54, 1906;
    O. Kleinschmidt, in: Falco 1, 1905, S. 9-13;
    E. Stresemann, Entwicklung d. Ornithol., 1951;
    R. Drost, Gesch. d. Vogelwarte Helgoland, in: Natur u. Jagd in Nd.sachsen, Festschr. H. Weigold, 1956, S. 12-32;
    E. Schüz, Vom Vogelzug, Grundriß d. Vogelzugskde., 1952;
    H. Ringleben, Zur Entstehungsgesch. d. Bezeichnung „Vogelwarte“, in: Vogelwarte 19, 1958, S. 206 f.

  • Porträts

    Zeichnung v. X. M. C. v. Schönberg (Dresden, Kupf.kab.).

  • Autor/in

    Ludwig Gebhardt
  • Zitierweise

    Gebhardt, Ludwig, "Gätke, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 27-28 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116337354.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Gätke *)Zu S. 257.: Heinrich G. wurde am 19. Mai 1814 zu Pritzwalk im Regierungsbezirk Magdeburg geboren. Schon als Knabe zeigte er eine entschiedene Vorliebe für die Natur. Er sammelte eifrig Pflanzen, Vogeleier und Schmetterlinge und die Beobachtung der Thierwelt war seine liebste Erholung. Zugleich hatte er auch eine große Neigung Zeichnungen nach der Natur anzufertigen und bewies hierin ein außerordentliches Talent. Nachdem er die Schulen seiner Vaterstadt absolvirt hatte, beschloß er der letzteren Neigung zu folgen und sich zum Maler auszubilden. Namentlich interessirte ihn das ruhelose Meer und suchte er dieses auf die Leinwand zu bannen. 1837 begab er sich, um noch genauere Vorstudien zu machen, nach Helgoland, wo er eine zweite Heimath finden sollte. Es gelang ihm, die Stelle eines Regierungssecretärs unter englischer Herrschaft zu erhalten und dadurch eine gesicherte Existenz zu gewinnen. Die interessante Vogelwelt zog ihn gewaltig an. Er begann zunächst seine Eiersammlung fortzusetzen. Dann aber hatte er auch das Verlangen, die Vögel selbst zu besitzen. Da er ein großer Jagdliebhaber war, so gewährte ihm dies ein doppeltes Interesse. Er begann eine Sammlung aller auf Helgoland vorkommenden Vögel anzulegen. Aber noch weit verdienstvoller waren seine sorgfältigen Beobachtungen über das Leben der Vögel und ihre Wanderzüge. Diese 50jährigen Beobachtungen legte er in seinem von Professor Blasius herausgegebenen Werke: „Die Vogelwarte Helgoland“, Braunschweig 1891, nieder, welches allgemeine Anerkennung gefunden hat und, namentlich was die Wanderzüge der Vögel betrifft, epochemachend genannt werden muß. Seine unvergleichliche Vogelsammlung kaufte 1891, noch zu seinen Lebzeiten, die preußische Regierung. Ein zweites Werk über das Flugbild der Möwen und Seeschwalben war ihm nicht vergönnt, zu vollenden. 1896 erkrankte er an Influenza und am 1. Januar 1897 starb er an den Folgen derselben.

  • Autor/in

    W. Heß.
  • Zitierweise

    Heß, Wilhelm, "Gätke, Heinrich" in: Allgemeine Deutsche Biographie 49 (1904), S. 678 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116337354.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA