Lebensdaten
1654 – 1727
Geburtsort
Quatitz bei Bautzen
Sterbeort
Dresden
Beruf/Funktion
Modelltischler ; Hofmechanikus
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 100137040 | OGND | VIAF: 64346496
Namensvarianten
  • Gärtner, Andreas
  • Gärtner, Andreas
  • Gaertner, Andreas
  • mehr

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Gärtner, Andreas, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd100137040.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Georg. Pachtmann in Qu., um 1660 in Obergurig; ledig;
    Groß-N Andreas (s. 2);
    Ur-Groß-N Friedrich v. G. (s. 3).

  • Biographie

    Als gelernter Tischler begab sich G. 1673 auf Wanderschaft, die ihn unter anderem mit dem berühmten Augsburger Kunsthandwerk in Berührung brachte. In Innsbruck wurde er von dem Italiener Francescus in die Baukunst eingeführt, in Wien kam er mit Fischer von Erlach zusammen. Anschließend hielt er sich mehrere Jahre in Italien auf, wo er in Bologna Mathematik und Astronomie studierte und in Rom sich in der Zivilbaukunst ausbildete. 1685 kehrte er nach Dresden zurück und wurde vom Kurfürsten zum Hof- und Kunsttischler ernannt. August der Starke bestätigte ihn in dieser Stellung und verlieh ihm 1694 den Titel eines Hofmechanikus und Modellmeisters. – G. hat außerordentlich vielseitig gewirkt. Nach C. Gurlitt war er als Modelltischler an der architektonischen Gestaltung der Residenz beteiligt, womit der Einfluß der römischen Schule auch in Dresden beginnt. Berühmt wurde G. durch seine selbstgefertigten Parabolspiegel und die damit angestellten physikalischen Versuche. Seine astronomischen Kenntnisse verwertete er zur Konstruktion von Rechenscheiben für die Gezeiten, zum Bau verschiedener Himmelsgloben, eines Sternweisers sowie der seinerzeit berühmten Weltzeituhr, die die Ortszeit von 361 Orten der ganzen Erde simultan anzeigt. Er beschäftigte sich auch mit der Konstruktion eines Perpetuum Mobile und kam aufgrund eigener Versuche, die sich unter großem Kostenaufwand über Jahre erstreckten, zu der festen Überzeugung, daß dessen Existenz unmöglich sei. Zahlreich sind seine Erfindungen auf technischem Gebiet, insbesondere in der Kriegs- und Fortifikationskunst.

  • Werke

    Nützliche Bauerinnerung wider Feuersgefahr, Leipzig 1713;
    Angabe z. Civilbaukunst, Dresden 1714;
    Kurtzer Ber. v. denen unlängst gantz neuerfundenen höltzernen parabol. Brenn-Spiegeln …, ebd. 1715;
    Organum astrodicticum globo coelesti applicandum, in: Acta eruditorum, Leipzig 1726, S. 364 f. – Instrumente: Weltzeituhr, 2 Parabolspiegel (Dresden, Zwinger, Math-Physikal. Salon).

  • Literatur

    ADB VIII;
    P. J. Marperger, Gärtneriana, Dresden [1727];
    Hoyer, A. G., „der sächs. Archimedes“, in: 12. Jber. d. Städt. Realschule zu Dresden-Johannstadt, 1902, S. I-XXIII (mit Verz. v. G.s Modellen u. Instrumenten);
    C. Gurlitt, Bau- u. Kunstdenkmäler, Kgr. Sachsen 21, 1903;
    M. Engelmann, in: Leipziger Uhrmacherztg. 16, 1909, S. 8-10, 20-22 (P);
    M. Gebhardt, in: Mitt. d. Fürstl. Schönburg-Waldenburg. Fam.ver., 1937, H. 5 (W, L, P);
    Pogg. I;
    ThB (L).

  • Porträts

    Ölgem. e. unbek. Meisters (Dresden, Zwinger, Math.-Physikal. Salon), Abb. b. Gebhardt, s. L.

  • Autor/in

    Hans-Ullrich Sandig
  • Zitierweise

    Sandig, Hans-Ullrich, "Gärtner, Andreas" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 20 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100137040.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Gärtner: Andreas G., Mechaniker, geb. 1654 in Qualitz, unweit Bautzen, am 2. Februar 1727, Sohn von Georg G., einem Pachtmann zu Obergorck, hatte zu Bautzen das Tischlerhandwerk gelernt und 1673 als Tischlergeselle zu wandern angefangen, bildete seine Geschicklichkeit aber später sowol nach einer künstlerischen als einer wissenschaftlichen Seite zu großer Vollkommenheit aus. Er hatte zu Augsburg eingelegte Arbeit gelernt, sich mit den Lehren der Architektur und der Optik beschäftigt und bis nach Venedig, Bologna, wo er Collegia hörte, Rom und Neapel seine Reisen ausgedehnt, als er 1685 nach Deutschland zurückkehrte und im folgenden Jahre sich in Dresden niederließ. Schon 1687 wurde er hier zum Hof- und Kunsttischler ernannt, später führte er die Titel Modellmeister (als solcher soll er für die Meißener Porzellanmanufactur gearbeitet haben) und Hofmechanikus. Ein langes Verzeichniß zählt die „Kunst- und theils Wunder-Sachen“ auf, welche er in den vierzig Jahren erfand, während deren er bei dem kursächsischen Hofe in Dienst stand. Besondere Schriften berichten von seinen neuerfundenen hölzernen parabolischen Brennspiegeln und von langwierigen Lampen. Als Herausgeber der Schrift über den letzteren Gegenstand nennt sich Joh. Ge. Gotthelf Hübsch (Dresden, o. J. 4°); die andere Schrift (Dresden, 1715. 4°) ist mit einer Vorrede versehen, welche davon handelt, warum G. „die Wahrhafftigkeit des bißher ausgeruffenen Perpetui Mobilis noch zur Zeit in Zweiffel ziehe.“ Seine Ansicht, daß niemals „ein durch Menschenhände gemachtes Perpetuum et per se Mobile pure artificiale quoad durantem materiam“ gefunden worden sei oder künftig gefunden werden könne, veranlaßte das Erscheinen mehrerer Schriften über diese Frage, und ist auch dies bemerkenswerth daß der Czar Peter I., als er 1711 Dresden besuchte, mit ihm freundschaftlichen Verkehr anknüpfte. Er war niemals verheirathet und starb im 73. Lebensjahre.

    • Literatur

      Felibien und P. J. Marperger, Historie der berühmtesten Baumeister, Hamburg 1711, S. 455—463. JCCander (= Crell), Sächsisches Kron-Chronicon, Bd. 1 Leipz. 1726, S. 444 ff., 460 ff., 581 ff., Bd. 2 Leipz, 1732 S. 155 f. P. J. Marperger, Gärtneriana oder Andreä Gärtner's Leben und Kunst-Werke. Dreßden, o. J. (1727) 4°. (Hasche), Magazin der sächsischen Geschichte, Thl. 1, Dresden 1784, S. 161 f., Thl. 2, S. 658. Nagler, Künstlerlexicon, Bd. 4, München 1837, S. 549. J. C. Poggendorff, Biograph.-litter. Handwörterbuch, Bd. 1, Leipz. 1863, Sp. 827 f.

  • Autor/in

    F. Schnorr von Carolsfeld.
  • Zitierweise

    Schnorr von Carolsfeld, Franz, "Gärtner, Andreas" in: Allgemeine Deutsche Biographie 8 (1878), S. 376 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100137040.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA