Lebensdaten
1593 – 1652
Geburtsort
Ludwigsdorf bei Oels
Sterbeort
Ludwigsdorf bei Oels
Beruf/Funktion
Mystiker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118855050 | OGND | VIAF: 32073892
Namensvarianten
  • Friedleben, Amadeus von (Pseudonym)
  • Amadeus von Friedleben (Pseudonym)
  • Franckenberg, Abraham von
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Frankenberg, Abraham von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118855050.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Dietrich (1565–1636), auf Ludwigsdorf u. Schwierse, münsterberg. Landhofger.assessor, S d. Wenzel (1528–86), münsterberg. Kanzler, u. d. Elisabeth v. Prittwitz u. Gaffron;
    M Barbara v. Bock u. Polach (1576–1622); ledig.

  • Biographie

    Enttäuscht von der orthodoxen Theologie, erlebte F. nach langen Zweifeln 1617 im Gebet eine Vision und erkannte die mystische Frömmigkeit als den wahren Weg. Er brach sein (juristisches ?) Studium ab und schloß sich nach der Lektüre von Mystikern (unter anderem Tauler, Thomas a Kempis, Schwenkfeld, Weigel) besonders an Jakob Böhme an, den er 1623 kennenlernte, dessen Leben er zweimal beschrieb (zuletzt 1651) und mit dem er die Liebe zu naturphilosophischer Spekulation (Alchimie, Kabbala, Zahlensymbolik) gemein hat. F. lehnte Ehe und Besitz ab, überließ das Gut nach dem Tod des Vaters 1636 dem jüngeren Bruder Balthasar und lebte zurückgezogen bis auf das Pestjahr 1634, in dem er Kranke behandelte. Ein von ihm ersonnener „Lebensbalsam“ wurde noch im 18. Jahrhundert in Berliner Apotheken geführt. 1639 schrieb er „Raphael der Arzt-Engel“. Es handelt sich um eine mystische Pathologie; durch die Bosheit der Schlange wird die von Gott eingegebene Seele vergiftet und der „Canal des göttlichen Gedächtnisses“ verstopft; daraus entsteht eine Zweiteilung des Willens und intoxiert den Lebensbalsam. F. benutzt die iatrochemischen Vorstellungen des Barock für seine bildhafte Krankheitsvorstellung. Am Schluß folgt eine theologische Diätetik und eine Schilderung magischer Kuren. F. steht in der Tradition des Paracelsus, Agrippa, Turneysser und des Pico della Mirandola.

    Nach Ablehnung von Beichte und Abendmahl in eine schriftliche Fehde mit dem Oelser Hofprediger Georg Seidel verwickelt (1640), ging er 1641 nach Danzig, wo er bei dem Astronomen Johann Hevelius lebte, Anhänger des kopernikanischen Systems wurde und (als einer der ersten in Deutschland) die Gedanken Giordano Brunos aufnahm (Oculus siderius, 1643). 1649 nach Ludwigsdorf zurückgekehrt, verkehrte er vor allem mit Johann Scheffler (Angelus Silesius), dem er seine wertvolle Bibliothek vermachte und der nach seinem Tode ein „Ehrengedächtnis“ für ihn verfaßte.

    Obwohl er sich als über den Konfessionen stehend ansah, gehörte F. zeitlebens der lutherischen Kirche an, deren Rechtfertigungslehre er zumindest seit 1634 ablehnte, da sie nicht zu bußfertigem Leben und zur Heiligung anleitet. F. hielt an der unbedingten Verbindlichkeit der Heiligen Schrift fest und begründete seine Anschauungen aus ihr, zum Beispiel die weiterwirkende Offenbarung Gottes mit Epheser 1,17; Philipper 3,15. Seine zahlreichen, noch lange nach seinem Tode gelesenen Schriften zeigen ihn als einen mehr reproduzierenden als produktiven Geist. Seine Leitsprüche waren Jesus mea nobilitas und Mihi sufficit unum.

  • Werke

    Weitere W Via veterum sapientium, od. weg d. alten Weisen, I: Von d. Furcht d. HErrn u. ihren Früchten, II: Von d. Weisheit GOttes u. ihren kräfften, Amsterdam 1675;
    Mir nach! od. e. ernstliche u. treuhertzige vermahnung an alle Christliche gemeine zu hl. u. gottsel. wandel in d. fürbilde u. d. nachfolge Jesu Christi, ebd. 1675;
    Nosce te ipsum, od. gründl. durchsuchung u. eigentl. nachforschung, wie d. mensch in scharffer anotom. betrachtung s. selbst als d. edelste u. nach d. ebenbild GOttes erschaffene geschöpff sich selbst erkennen lernen solle u. müsse u. wie er sich in dreyerley stand wol zu prüfen habe, Frankfurt/M. 1675 (W-Verz.).

  • Literatur

    ADB VII;
    G. Arnold, Unparthey. Kirchen- u. Ketzerhistorie III, Frankfurt/M. 1700, S. 92 ff. (W-Verz.);
    G. Koffmane, Die rel. Bewegung in d. ev. Kirche Schlesiens, 1880, S. 29 ff., 54 ff.;
    G. Ellinger, A. v. F., in: Fam.-Zs. derer v. F. 3, 1921, H. ¾ (P);
    ders., Angelus Silesius. 1927, S. 50 ff.;
    H. Schrade, A. v. F., phil. Diss. Heidelberg 1923 (ungedr.);
    W.-E. Peuckert, Die Rosenkreutzer, 1928, S. 243 ff.;
    ders., in: Schles. Lb. III, 1928, S. 47-49 (L, P).

  • Autor/in

    Peter Poscharsky
  • Zitierweise

    Poscharsky, Peter, "Frankenberg, Abraham von" in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 348-349 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118855050.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Franckenberg: Abraham v. F., einer der edelsten Mystiker, aus altem schlesischem Adel, geboren den 24. Juni 1593 auf dem väterlichen Stammgute Ludwigsdorf bei Oels, den 25. Juni 1652, empfing seine Schulbildung auf dem Gymnasium in Brieg und wurde 1611, wie der damalige Rector Schickfus in der Matrikel ausdrücklich angemerkt hat, als sede hac dignissimus in den Schulsenat gewählt. Nach seiner Heimkunft von Universitäten lebte er auf dem väterlichen Gute, dessen Bewirthschaftung sein Bruder leitete, in stiller Zurückgezogenheit seinen Studien. Unbefriedigt durch den die Menschen nicht bessernden, sondern blos in Sicherheit einwiegenden Buchstabendienst der damaligen Theologen, brauchte er sein Recht, selbst in der Schrift zu suchen und was er fand, waren nicht Dogmen, sondern Christus; „daß Adam in uns sterben und|Christus in uns leben müsse“, war ihm von nun an „seligmachender Glaube und wahrhaftige Lehre“. Wie aus einem seiner Briefe hervorgeht, datirt seine mystische Geistesrichtung, in welcher ihn das Studium der Schriften Tauler's, Thomas v. Kempis, Schwenckfeld's, Weigel's und namentlich der 1612 erschienenen Aurora Jakob Böhme's noch mehr bestärkte, aus dem J. 1617. Wiederholte Aufforderungen des Herzogs von Oels, in seinen Dienst zu treten, lehnte er aus Besorgniß, in öffentlichen Bedienungen sich in allzuviel Sünde zu verwickeln, dankbar ab, dafür aber scheute er, wo es Gutes zu thun galt, eingedenk seines Symbols Antiqua Virtute Fideque, kein Opfer und keine Gefahr. Als die Pest 1634 in ganz Schlesien wüthete und auch in Ludwigsdorf Opfer auf Opfer forderte und alles floh, hielt er treulich bei seinen Unterthanen aus, besuchte die Kranken, versorgte sie mit Arznei und begrub die Gestorbenen. Aber nicht nach den Früchten des Glaubens fragte damals die orthodoxe Geistlichkeit, sondern nach der Formel des Glaubens und so konnte F. mit seiner auf der Wage der symbolischen Bücher zu leicht befundenen Mystik in ihren Augen keine Gnade finden, zumal er sich auch von Beichte und Abendmahl längst zurückgezogen hatte. Von der Kanzel und in Streitschriften von allen Seiten angegriffen, begab er sich, um sich von dem Hasse der Theologen zu „liberiren“ und den Wechselfällen des Krieges zu entziehen, 1645 nach Danzig, wo er im Hause des Bürgermeisters Hevelius, dessen astronomische Arbeiten er als tüchtiger Mathematiker theilte, ein friedliches Asyl fand. Nach Ludwigsdorf 1650 zurückgekehrt, wurde er 2 Jahre darauf zu seinen Vätern versammelt. „Jesus mea nobilitas“ und „mihi sufficit unum“, waren seine Leibsprüche. Seine zahlreichen Schriften sind theils unter dem angenommenen Namen Amadeus von Friedleben, theils anonym, einige erst nach seinem Tode in Amsterdam erschienen; ein Verzeichniß derselben findet sich in seinem Tractat „Nosce te ipsum“, Frankfurt 1675; einzelne, z. B. „Raphael“ oder „Medicina dei“ mit vielen Figuren, gehören zu den Seltenheiten. Verehrer Jakob Böhme's, dessen Leben er auch beschrieben hat, wendet sich F. mehr dem praktischen Leben zu. Das Christenthum ist ihm Herzenssache, aber die Offenbarung des Geistes in den Aposteln nicht abgeschlossen; als er 1617 in innerlicher Anfechtung wegen Vielheit der Spaltungen und mancherlei Meinungen im Glauben und um die wahre Religion einst wachte und betete, wurde er nach seiner Versicherung in einen stillen Sabbath gezogen, hörte unaussprechliche Worte der Kraft und sah ein Licht über alle Lichter. Auf solchem Standpunkte mußten die Resultate, zu denen er gelangte, freilich andere sein, als die von den Theologen in den symbolischen Büchern formulirten. Mit den gelchrtesten Männern seiner Zeit stand F. in brieflichem Verkehr; vermählt ist er nicht gewesen.

    • Literatur

      Lieffmann, De fanaticis Siles. §. 18. Arnold, Kirchen- und Ketzerhistorie III. S. 94 ff. Theodor Crusius, Vergnügung müßiger Stunden IX. 49 ff. Walch, Religionsstreitigkeiten außer der luther. Kirche IV. 1105 ff.

  • Autor/in

    Schimmelpfennig.
  • Zitierweise

    Schimmelpfennig, Adolf, "Frankenberg, Abraham von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 7 (1878), S. 243-244 unter Franckenberg [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118855050.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA