Lebensdaten
1800 – 1874
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Diplomat ; Forschungsreisender ; Sammler
Konfession
keine Angabe
Namensvarianten
  • Werne, Ferdinand Joseph
  • Werne, Ferdinand
  • Werne, Ferdinand Joseph
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Zitierweise

Werne, Ferdinand, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz140625.html [03.05.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus ratsfähiger Juristenfam. in R.;
    V Carl Franz (1775–1823), aus R., Friedensrichter in Königswinter, Ratsherr in R., S d. Joseph Clemens (1747–1812);
    M Bernardine (1772–1829), aus Castrop, Erbin d. seit 1407 in Fam.bes. befindl. Rr.gutes Callenberg b. Castrop, T d. Joseph Ferdinand Callenberg (1743–1825), Richter in Mengede, Erbe d. Rr.guts, u. d. Ernestine Röhlen ( 1798);
    Ur-Gvm Johann Heinrich Callenberg (1671–1720), Erbgesessener auf Haus Callenberg;
    5 Geschw u. a. B Carl (1802–54, Karoline Glumm, 1804–74), übernahm d. mütterl. Gut, n. Konkurs u. Verkauf 1837 als Pächter dess., Franz Anton (* 1807), wanderte 1850 in d. USA aus, Joseph (1809–41), Dr. med., Assistent d. Chirurgen J. F. Dieffenbach in B., 1834 Arzt in Alexandrien, später Insp. d. Med.wesens im Sudan, begleitete W. b. dessen Nilexpeditionen, Schw Theresia (* 1805, August Tacke, * 1809), wanderte in d. USA aus;
    – ledig;
    N Karolina (* 1838, Franz Schlingermann, Bauer in Obercastrop).

  • Biographie

    W. verbrachte die frühe Kindheit in Recklinghausen und besuchte das Gymnasium Paulinum in Münster, ehe er seit 1819 an den Universitäten Halle/ Saale und Bonn Jura studierte (Mitbegr. d. Korps Guestphalia); er bezeichnete sich später als Jurist. 1822 ging er als Freiwilliger nach Griechenland, um den Unabhängigkeitskrieg zu unterstützen, verließ das Land bald wieder entmutigt und kehrte 1823 über Smyrna (heute: Izmir) nach Deutschland zurück. W. studierte nun Geographie und Naturwissenschaften. Dabei eignete er sich neben geologischer, topographischer und naturkundlicher Fachterminologie die Fertigkeit an, Karten zu zeichnen und geographische Koordinaten zu bestimmen sowie systematisch meteorologische Daten zu sammeln. 1836 / 37 verbrachte er in Konstantinopel und ging von dort als preuß. Vizekonsul nach Alexandria. 1840 nahm er als staatlicher Ingenieur im Rang eines Majors an der von Mehmed Ali (ägypt. Muhammad Ali, 1769–1849) ausgerüsteten zweiten Expedition zur Erkundung der Quellen des Weißen Nils teil, während sein Bruder Joseph zum Inspektor des Medizinalwesens im Sudan ernannt wurde. Diese und zwei weitere Reisen hielt W. minutiös in Tagebüchern fest, ergänzt durch Zeichnungen und Karten.

    Das Interesse an den Nilquellen war damals international (v. a. auf franz. u. engl. Seite) enorm. Obwohl seit dem Mittelalter die Her-| kunft des Nils aus großen Seen gepaart mit sehr hohen Bergen überliefert wurde, stellte sich das Verfolgen des Weißen Nils zu seinen Quellen oberhalb von Khartum aus klimatischen und topographischen Gründen (Sümpfe, Katarakte, große Entfernungen) als sehr schwierig heraus. Die drei von Ali ausgerüsteten Expeditionen 1839–41 erregten daher großes Aufsehen, wenngleich sie erfolglos blieben. Bleibenden Wert haben W.s detailreiche Berichte, die in einem wissenschaftlich-sachlichen Stil verfaßt sind, auf glamouröse Ausschmückungen verzichten und v. a. von der Unberührtheit von europ. Wissen und Einfluß sowie den gesundheitlichen Gefahren lebten. Die Expedition zu den Quellen des Weißen Nils kehrte bei 4° 40' nördliche Breite an Katarakten wieder um, ohne den Albert- und Victoriasee erreicht zu haben.

    W. erwarb über das Arabische hinaus Kenntnisse der Landessprachen und legte eine umfangreiche Sammlung aus geologischen, ethnologischen und historisch/ archäologischen Artefakten an. Diese Sammlung wurde 1842 von dem Ägyptologen Karl R. Lepsius (1810-84) angekauft und nach Berlin geschickt, wo sie als „Sammlung Werne“ in verschiedene Museen Eingang fand. 1844 nach Deutschland zurückgekehrt, zog W. nach Berlin, wo er durch Vorträge und Aufsätze Aufmerksamkeit erregte. 1848 erschien der erste von W.s Berichten „Expedition zur Entdeckung der Quellen des Weißen Nils (1840–1841)“, bereits 1849 die engl. Übersetzung (Nachdr. 2005), ein zweiter Bericht 1851 (engl. 1852, ²1860). W.s dritter, 1852 veröffentlichter Bericht wurde im selben Jahr ausführlich in „Blackwood’s Edinburgh Magazine“ (72, Oct. 1852) rezensiert. Die Reaktionen aus England in Form von Rezensionen, Übersetzungen und Handbucheinträgen waren bis in die 1930er Jahre sehr zahlreich.

    1854 erlitt W. einen Schlaganfall mit der Folge einer linksseitigen Lähmung, die seine Laufbahn beendete. Nach verschiedenen Aufenthalten in Hospitälern und anderen wohltätigen Anstalten starb er im Hufeland-Hospital in Berlin.

  • Werke

    Weitere W Die zweite Expedition z. Entdeckung d. Qu. d. weißen Nils, Nov. 1840 bis April 1841, in: Allg. Preuß. Ztg. v. 2. 7. 1844, Nachdr. in: C. Ritter, Ein Blick in d. Nil-Quellland (!), 1844;
    Hr. Ritter las e. Abh. d. preuß. Reisenden Hrn. F. W. über d. zweite Expedition, welche auf Befehl d. Paschas v. Ägypten Mehemed Ali z. Erforsch. d. Qu. d. Weissen Nils (Nov. 1840 bis April 1841) unternommen wurde u. d. er selbst als Theilnehmer beigewohnt hatte, in: Monatsberr. über d. Verhh. d. Ges. f. Erdkde. z. Berlin NF 2, 1845, S. 16–21;
    Über v. Abbadie’s angebl. Entdeckung d. Qu. d. Weißen Nils, ebd. 1846, S. 20–22;
    Hr. Ritter las e. Abh. d. Hrn. W. über d. Nilqu., worin derselbe bes. Bezug nimmt auf d. von Abbadie bekannt gemachten Entdeckungen, ebd. 1848, S. 156–66;
    The Sources of the Nile, in: The Literary Gazette v. 16. 9. 1848, S. 618–20;
    Feldzug v. Sennar n. Taka, Basa u. Beni-Amer mit bes. Hinblick auf d. Völker v. Bellad-Sudan 1851, engl. 1852, ²1860, Nachdr. u. d. T. Beitr. z. Kde. d. Innern v. Afrika, 2005 (P);
    Reise durch Sennar n. Mandera, Nasub, Cheli im Lande zw. d. blauen Nil u. dem Atbara, 1852.

  • Literatur

    |Petermanns Mitt., Erg.hh. 1, 1861 u. 2, 1863, insbes. auf d. Karten v. Ostafrika;
    O. Peschel, Gesch. d. Erdkde., 1865, S. 533 f.;
    Fr. Embacher, Lex. d. Reisen u. Entdeckungen, 1882, Nachdr. 1988, S. 293;
    D. C. Cumming, The Hist. of Kassala and the Province of Taka, (Rez.) in: Sudan Notes and Records 20, 1937, H. 1, S. 11–18;
    Dt.GB 173, 1976, S. 394–97;
    Henze, Entdecker;
    Westfäl. Autorenlex. III.

  • Porträts

    |Lith. v. Treisse, Abb. in: Btrr. z. Kde. d. Innern v. Afrika, 2005.

  • Autor/in

    Uta Lindgren †
  • Zitierweise

    Lindgren, Uta, "Werne, Ferdinand" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 813-814 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz140625.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA