Lebensdaten
1850 – 1904
Geburtsort
Köln
Sterbeort
Köln
Beruf/Funktion
Chemiker ; Unternehmer
Konfession
altkatholisch
Namensvarianten
  • Weiler, Julius Wilhelm
  • Weiler, Julius
  • Weiler, Julius Wilhelm

Verknüpfungen

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Aus dem Register von NDB/ADB

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Weiler, Julius, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz139840.html [28.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joseph Wilhelm Anton (s. 1);
    M Elisabeth Maria Theresia Kitz;
    Köln 1884 Helene Wassermann (1865–n. 1935);
    1 T Helene (Hella) (1889–1976, 3] Bruno Luxenberg, * 1883, Kaufm. in M., Publ., s. Lilla, Bayer. LT).

  • Biographie

    W. studierte 1868 / 69 am Polytechnikum Stuttgart (1869 Mitgl. d. Corps Stauffia), 1869 / 70 und 1871 / 72 am Polytechnikum Zürich Chemie. 1870 / 71 leistete er Kriegsdienst als Einjährig-Freiwilliger, später war er Offizier bei den Deutzer Kürassieren. 1872–74 setzte er das Studium bei Adolf v. Baeyer (1835–1917) und Wilhelm Conrad Röntgen (1845–1923) an der 1872 neugegründeten Reichsuniv. Straßburg fort. W. studierte mit seinem Vetter Emil Jäger aus Barmen und Edmund ter Meer (1852–1931) aus Krefeld, mit dem ihn seit-| dem eine lebenslange Freundschaft verband, sowie mit Emil (1852–1919) und Otto Fischer (1852–1932). 1874 bei Baeyer auf dem Gebiet der Farbstoffchemie zum Dr. phil. promoviert, arbeitete er weiter wissenschaftlich, bis er nach dem Tod des Vaters 1875 Eigentümer und Geschäftsführer der „Chemischen Fabrik J. W. Weiler & Co.“ in Köln wurde.

    W.s unternehmerische Leistung ist gekennzeichnet durch beständige technologische Weiterentwicklung der Betriebe (u. a. Erweiterung d. Dampfmaschinen u. Pumpwerke) nicht nur zur Kostensenkung, sondern auch zur Betriebs- und Produktionssicherheit, durch konsequente Rückwärtsintegration und organisatorische Neuerungen zur Rationalisierung wie Teilhaberschaften und Verflechtung. Mit einem Anteil von ca. 35 % (1880) an der dt. Anilin-Erzeugung war „J. W. Weiler & Co.“ eines der bedeutendsten chemischen Unternehmen im Dt. Reich, das in fast sämtliche Staaten Europas, nach China, Japan und Nordamerika exportierte. 1910 wurde ein Produktionsvolumen von 22 900 t erreicht, 1911 waren 300 Arbeiter beschäftigt.

    Zu diesem Erfolg verhalf auch die von W. vorgenommene Integration der Salpetersäurefabrikation in einem 1880 in Müngersdorf errichteten Betrieb und der Erwerb der seit den 1840er Jahren bestehenden Wöllner’schen Schwefelsäurefabrik in Köln-Riehl 1881.

    Durch diesen Kauf wurde W. Aktionär der 1876 gegründeten Duisburger Kupferhütte, die Rückstände der Schwefelsäurefabrikation (Kupfer, Silber, Qualitätseisen) aufarbeitete. Zur Erweiterung der Kapitalbasis für die Expansion verwandelte er sein Unternehmen 1889 in eine AG mit einem Stammkapital von zwei Mio. Mark, das sich bis 1900 auf vier Mio. Mark steigerte. W. belieferte seit 1877 (Gründung d. Werks in Uerdingen) u. a. die Farbenfabrik „Dr. E. ter Meer & Cie.“ seines Studienfreundes bzw. die 1882–87 als „Tillmanns, E. ter Meer & Cie.“ firmierende Farbenfabrik in Uerdingen bei Krefeld mit Nitroprodukten und Anilin (1895 ca. 31 % d. Absatzes). Seit 1886 und wegen erhöhten Kapitalbedarfs in der Absatzkrise der 1880er Jahre sowie vermehrten Anilinbedarfs durch neue Farbstoffe wurde W. mit ter Meer, dessen Mutter Adelheid (1830–1901) und Hugo Steudemann (1860–97), einem Schüler August Wilhelm v. Hofmanns (1818–92), stiller Teilhaber der Farbwerke „E. ter Meer & Cie.“ in Uerdingen. Da aufgrund von städtischen Straßenbauprojekten eine Erweiterung des Ehrenfelder Werks ausgeschlossen war, erwarb W. 1890 ein zu ter Meer benachbartes Grundstück in Uerdingen. 1895 fusionierte W. mit „E. ter Meer & Cie.“ in Uerdingen gegen neu zu emittierende Weiler-Aktien im Wert von 875000 Mark und einen Barbetrag von 350000 Mark. Neuer gleichberechtigter Vorstand neben ihm war ter Meer. Zeitgleich erfolgte die Umfirmierung der fusionierten Betriebe in Uerdingen und Köln zu „Chemische Fabriken vorm. Weiler-ter Meer“ mit Sitz in Uerdingen. Damit verbunden war der Beschluß, die Kölner Fabriken allmählich nach Uerdingen zu verlegen, der allerdings erst 1914 komplett realisiert wurde; es erfolgte nur 1901 / 02 eine Verlegung von Benzoldestillation und -lager nach Uerdingen. 1896 / 97 wurden weitere Grundstücke in Uerdingen erworben, 1900 das Farbwerk „Küchler & Buff GmbH“ durch Erhöhung des Aktienkapitals auf vier Mio. Mark und der Anleihe um eine Mio. Mark in Krefeld gekauft. 1897 wurden Azofarbstoffe, die Baumwolle ohne Beizen direkt färbten und daher die Kosten der Färbereien stark reduzierten, als innovatives Produkt eingeführt. Seit 1904 wurde für einige Jahre der Weichmacher Mannol als Ersatz für das verknappte Naturkampfer produziert. Erste Wohnungsbauprojekte für Arbeiter des Unternehmens erfolgten bis 1911 (Umfang v. 300000 Mark).

    W. beteiligte sich auch an weiteren industriellen Gründungen: 1898 war er Mitbegründer der „Waggon-Fabrik AG Uerdingen“ (Umsatz 1902: 1,1 Mio. Mark, 1904: 1,9 Mio. Mark), die nach verschiedenen Umfirmierungen bis in die Gegenwart ein bedeutender Betrieb des europ. Waggonbaus ist.

    Seit Anfang 1904 behinderte zunehmende Krankheit W.s Tätigkeit. Nach seinem Tod 1904 führte ter Meer das Unternehmen weiter, integrierte es seit 1916 in die „Interessengemeinschaft der dt. Teerfarbenfabriken“ (sog. kleine IG), um die benachbarte Chromfabrik „R. Wedekind & Co.“ übernehmen zu können, und 1925 in die „IG Farbenindustrie AG“. Nach der Entflechtung schlossen sich 1951 die Werke Leverkusen, Elberfeld, Dormagen und Uerdingen in der „Farbenfabriken Bayer AG“, später „Bayer AG“, zusammen, die weltweit bis heute zu den führenden Anilinproduzenten zählt.

  • Auszeichnungen

    |Mitgl. d. Vollverslg. d. IHK Köln (1891–04) u. d. Stadtrats v. Ehrenfeld (1882–88);
    lib. Stadtverordneter in Köln (1888 / 89).

  • Werke

    |Über d. Einwirkung v. Methylal auf Toluol, Benzylchlorid u. Diphenyl, Diss. phil. Straßburg 1874.

  • Quellen

    |Digitales Hist. Archiv d. Stadt Köln (Personenu. Zivilstandsreg.); Hist. Archiv d. Ebm. Köln (Kirchenbücher); Stiftung Rhein.-Westfäl. Wirtsch.archiv zu Köln (Adreßbücher, Splitterbestand); Landesarchiv NRW, Bestände d. Reg.bez. Köln (Konzessionierung d. techn. Anlagen); Bayer Business Services GmbH, Abt. Corporate Hist. & Archives (nur Buchmaterial).

  • Literatur

    |C. Eberhardt, Zum 50j. Bestehen, Chem. Fabriken vorm. Weiler-ter Meer (Uerdingen), 1861–1911, 1911 (P);
    50 J. Kölner Bez.-Ver. Dt. Ingenieure, Geschichtl. Aufzeichnungen, 1911;
    J. Hansen (Hg.), Die Rheinprov. 1815–1915, Hundert J. preuß. Herrschaft am Rhein, Bd. 1, 1917;
    A. Krüger, Das Kölner Bankiergewerbe v. Ende d. 18. Jh. bis 1875, 1925;
    R. W. Carl, Carl Jäger GmbH, Anilinfabr., 1823–1923, o. J. [1926];
    M. Weiler (Hg.), Sippe Weiler, o. J. [um 1935];
    Waggonfabr. Uerdingen AG (Hg.), Gedenkschr. z. 50j. Bestehen d. Waggonfabr. Uerdingen AG, 1948;
    Gesch. d. Werkes Uerdingen d. Farbenfabriken Bayer Aktienges., 1956 (P);
    H. Beau, Das Leistungswissen d. frühind. Untern.tums in Rheinland u. Westfalen, 1959;
    C. Heydt, Chron. d. Corps Stauffia z. Stuttgart, 1960;
    G. Wilczek, Ehrenfeld einst u. jetzt, 1967;
    H. Hermanns, Die Handelskammer f. d. Kr. Mülheim am Rhein (1871–1914) u. d. Wirtsch. d. Köln-Mülheimer Raumes, 1969;
    K. van Eyll u. H. Kellenbenz, Die Gesch. d. Unternehmer. Selbstverw. in Köln 1797–1914, 1972;
    dies. (Hg.), Zwei J.tausende Kölner Wirtsch., Bd. 2, 1975;
    W. Scheinert, Joseph Wilhelm Weiler, J. W. u. d. Anilin, Zur Entwicklungsgesch. d. dt. Teerfarbenind. u. d. chem. Technik v. d. Ersten Weltkrieg, in: ZUG 33, 1988, S. 217–31;
    J. Thomassen, Weder Samt noch Seide, Aspekte d. Arbeiterlebens in Uerdingen 1890–1929, 1992;
    M. Wex, ter Meer, Edmund, in: NDB 16, 1990, S. 605 f.;
    T. Deres, Der Kölner Rat, Biogr. Lex., Bd. 1, 1794–1919, 2001, S. 161 f. (P);
    Kölner Personenlex.

  • Porträts

    |Ölgem. v. F. Reusing, Abb. (Ausschnitt) in: Gesch. d. Werkes Uerdingen, 1956 (s. L), S. 51 u. C. Eberhardt, 1911 (s. L).

  • Autor/in

    Stefanie van de Kerkhof
  • Zitierweise

    Kerkhof, Stefanie van de, "Weiler, Julius" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 618-620 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz139840.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA