Lebensdaten
1879 – 1922
Geburtsort
Neustadtl (Stráž u Tachova, Böhmen)
Sterbeort
Prag
Beruf/Funktion
Hygieniker ; Bakteriologe
Konfession
jüdisch
Namensvarianten
  • Weil, Edmund

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Zitierweise

Weil, Edmund, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz139812.html [06.05.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Simon, Kaufm.;
    M Adelheid N. N.;
    2 B.

  • Biographie

    Nach dem Medizinstudium an der Dt. Univ. Prag wurde W. 1903 zum Dr. med. promoviert. Er arbeitete anschließend am Pathologischen Institut des Urban-Krankenhauses in Berlin und 1904 / 05 als 2. Assistent am Pathologisch-Anatomischen Institut an der Dt. Univ. Prag unter Hans Chiari (1851–1916). W. wechselte dort 1905 an das Hygiene-Institut, wo er 1918 zum Leiter der serologischen Abteilung aufstieg. 1909 für Hygiene habilitiert, wurde er 1915 zum ao. Professor berufen. Im 1. Weltkrieg leitete er ein mobiles Epidemielaboratorium der österr.-ungar. Armee in Rußland und Albanien.

    Als Schüler des Hygienikers Oskar Bail (1869–1927) arbeitete W. über die Agglutination sowie die Wassermann-Reaktion zur Diagnose der Syphilis. Desweiteren entwickelte er 1906 eine Immunisierungsmethode gegen die Erreger der hämorrhagischen Septikämie. Wichtig waren seine Forschungen über die weißen Blutkörperchen und deren Bedeutung bei der Abwehr von Infektionen. Die komplizierten Abläufe zwischen Serum- und Leukozytenwirkung beim Infektionsvorgang klärte W. 1907. Er entdeckte einen neuen Antikörper im Serum, den leukotaktischen Immunkörper, der mit den Leukozyten Mikroorganismen abtöten kann. W.s Arbeiten zur Streptokokkeninfektion waren einflußreich, da sie die Erforschung des Wundfiebers voranbrachten.

    1911 beschrieb W. mit dem Bakteriologen und Neuropsychologen Viktor Kafka (1881–1955) eine bis dahin unbekannte bakteriologische Reaktion, die den Namen Hämolysin- bzw. „Weil-Kafka-Reaktion“ erhielt und die Diagnose der progressiven Paralyse sowie weiterer entzündlicher Erkrankungen des zentralen Nervensystems ermöglichte. Diese Entdeckung machte W. über die Fachwelt hinaus bekannt. Am bedeutendsten sind seine Forschungen zur Diagnostik von Fleckfieber: Mit Arthur Felix (1887–1956) entdeckte er 1916 im Organismus von an Fleckfieber Erkrankten einen Bazillus, mit dem die Diagnose Fleckfieber verläßlich gestellt werden kann (W.-Felix-Reaktion). Damit legte W. den Grundstein für eine erfolgreiche Immunisierung gegen das Fleckfieber, die etwa zur selben Zeit mit der Erforschung eines Impfstoffes durch Rudolf Weigl (1883–1957) begann. Bei Arbeiten mit hochinfektiösem Material in Weigls Labor in Lemberg, wohin W. 1922 im Rahmen eines Wissenschaftleraustauschs von der poln. Regierung eingeladen worden war, infizierte er sich mit dieser Krankheit und verstarb. Sein Assistent und Schüler Friedrich Breinl (1888–1936) führte insbesondere W.s Fleckfieberforschungen weiter.

  • Werke

    |Über Agglutination, in: Prager med. Wschr. 29, 1904, Nr. 19, S. 233;
    Ueber e. Fall v. tödl. Pankreas- u. Fettgewebsnekrose, ebd. 29, 1904, Nr. 50, S. 649–51;
    Die passive Aggressinimmunität b. Hühnercholera, in: Wiener klin. Wschr. 16, 1906, S. 406;
    Ueber d. Durchgängigkeit d. Meningen, bes. b. d. progressiven Paralyse, ebd. 24, 1911, S. 335;
    Zur serol. Diagnose d. Fleckfiebers, ebd. 29, 1916, S. 33–35 (mit A. Felix);
    Unterss. über d. Wesen d. Fleckfieber-Agglutination, ebd. 30, 1917, S. 393–99 (mit dems.);
    Über Agglutinationsbehinderung d. Typhusbazillen, in: Archiv f. Hygiene u. Bakteriol. 53, 1905, S. 291–301;
    Versuche über d. Wirkung d. Leukocyten b. intraperitonealer Cholerainfektion, in: Centralbl. f. Bakteriol. 43, 1907, S. 190–202;
    Zur Erklärung d. Tuberkulinreaktion durch Antituberkulin im tuberkulösen Herd, in: Münchner med. Wschr., 1907, Nr. 6, S. 269;
    Weitere Unterss. über d. Hämolysingehalt d. Cerebrospinalflüssigkeit b. akuter Meningitis u. progressiver Paralyse, in: Med. |Klinik, 1911, Nr. 34, S. 1314 (mit V. Kafka);
    Über d. Wirkungsweise d. Streptokokkenimmunserums, in: Zs. f. Hygiene u. Infektionskrankheiten 75, 1913, S. 245–310;
    Unterss. über d. experimentelle Fleckfieber-Infektion u. -Immunität, in: Zs. f. Immunitätsforsch. u. experimentelle Therapie 37, 1923, S. 441–552 (m. F. Breinl).

  • Literatur

    |F. Breinl, in: Naturwiss. Zs. Lotos 70, 1922, S. 287–91 (P);
    O. Klein u. P. Svobodny, Die Prager Hygiene-Schule, E. W. u. a. im Dienste d. Wiss. Verstorbene, in: N. Goldenbogen u. a. (Hg.), Hygiene u. Judentum, 1995, S. 23–26;
    Wi. 1922;
    Hdb. österr. Autoren jüd. Herkunft;
    Fischer.

  • Autor/in

    Werner E. Gerabek
  • Zitierweise

    Gerabek, Werner E., "Weil, Edmund" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 612-613 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz139812.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA