Lebensdaten
1895 – 1955
Geburtsort
Essen-Stoppenberg
Sterbeort
Tübingen
Beruf/Funktion
Anglist
Konfession
-
Normdaten
GND: 117166316 | OGND | VIAF: 3241335
Namensvarianten
  • Weber, August Karl (bis um 1924)
  • Weber, Carl August
  • Weber, August Karl (bis um 1924)
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Zitierweise

Weber, Carl August, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117166316.html [30.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V August (1855 / 59–1901), Zechenlokomotivführer auf d. Zeche Friedrich Ernestine in E.-St.;
    M Elisabeth Maria Jäger (1855 / 56–98), aus Bochum, T e. Bergarb.;
    Tante-v Therese ( Josef Fleckner, Bauer in Beller b. Brakel);
    4 Geschw u. a. Hermann (* 1885 / 86), Johannes (* 1885 / 86);
    N. N.;
    1 T Elisabeth Hauser, Dr. phil., in Mössingen b. Tübingen (s. L).

  • Biographie

    Nach dem Tod der Eltern verbrachte W. seine Kindheit seit 1902 bei seiner Tante in Beller und besuchte hier die Volksschule, bevor er 1909 auf die Rektoratsschule Brakel und 1911 auf das Gymnasium Theodorianum in Paderborn wechselte. Als Freiwilliger legte er am 8. 8. 1914 die Kriegsreifeprüfung ab. Es folgten Kampfeinsätze in Frankreich und Galizien. Von Dez. 1914 bis März 1920 war W. in russ. Gefangenschaft in Sibirien. 1920 nahm er in Köln das Studium der Philologie auf und wechselte 1921 nach Göttingen, wo er bei der Familie eines älteren Bruders wohnte und seinen Lebensunterhalt als Werkstudent und mit Stipendien bestritt. Studienaufenthalte und Privatbesuche führten W. 1924–33 jährlich nach England. 1926 wurde er mit der Arbeit „Der Dichter des Heliand im Verhältnis zu seinen Quellen“ (in: ZDA 64, 1927, S. 1–76) bei dem Germanisten Edward Schröder (1858–1942) in Göttingen zum Dr. phil. promoviert und legte 1927 das 1. Staatsexamen in Deutsch und Englisch ab. 1927–29 war er Assistant Lecturer an der Univ. Sheffield. Zurück in Göttingen, arbeitete W. mit Lehrauftrag am Engl. Seminar, wo er sich 1935 unter Hans Hecht (1876–1946) habilitierte. Seit 1936 mit der Vertretung des Lehrstuhls für Engl. Sprache und Literatur an der Univ. Tübingen betraut, wurde W. hier 1938 zum Ordinarius berufen (Dekan 1940–42). 1945 von der franz. Militärregierung entlassen und nach Biberach verbannt, wurde W. durch ein Spruchkammerurteil vom 26. 7. 1948 entlastet und im Nov. 1949 wieder in sein altes Amt eingesetzt.

    W. beteiligte sich 1923 am Ruhrkampf und engagierte sich 1924 / 25 für die NSDAP, ohne ihr beizutreten. 1925–33 distanzierte er sich wieder von der Partei (Hauser 2007); für die Zeit danach ist sein genaues Verhältnis zur NSDAP nicht geklärt, auch wenn sein Wirken durch die sachliche Arbeit seiner Tochter Elisabeth Hauser und Forschungen zur Rolle der Geisteswissenschaften im „Dritten Reich“ gut dokumentiert ist. Letztere führen W.s Berufung nach Tübingen trotz umstrittener Qualifikation auf seine Parteinähe zurück und betonen seine Rolle als Koordinator der Neuformierung der dt. „Englandwissenschaft“. Von W.s ambivalenter Haltung zur NS-Ideologie zeugen seine „Leitaufsätze“ in diesem Kontext (Die engl. Kulturideol., 2 Bde., 1941–43, s. W), die trotz ihrer Einrückung in den Horizont des herrschenden Regimes vom Bemühen um wissenschaftliche Genauigkeit und W.s Bewunderung für engl. Traditionen geprägt sind, die er gründlich herausarbeitete und benannte, während er sie zugleich als „englische Kulturideologie“ abwertete.

    Wegen ihrer Gründlichkeit weiterhin lesenswert bleibt W.s Habilitationsschrift „Bristols Bedeutung für die englische Romantik und die deutsch-englischen Beziehungen“ (1935, Nachdr. 1973), die die Ursprünge der engl. Romantik in der Provinz auch jenseits des Ländlichen und der großen Namen der Literaturgeschichte nachzeichnet und bei Erscheinen im „Times Literary Supplement“ positiv besprochen wurde. Zu W.s Schülern zählen u. a. Rudolf Haas (1922–2004), Gerhard Müller-Schwefe (1914–2010), Kurt Otten (1926–2016) und Alfred Weber (1925–2006).

  • Werke

    |Bildungsideal u. Bildungsprobleme Englands u. Schottlands, in: Schrr. d. Dt. Studentenschaft NF, 1925, S. 1–26;
    Die engl. Kulturideol., 2 Bde., 1941–43 (Hg., darin Leitaufs.: Die Begriffswelt d. engl. Kulturideol. in ihrem Verhältnis z. Wirklichkeit u. Allg.gültigkeit, Bd. 1, S. VII–XX, Der Aufbau d. engl. Kulturideol. auf weltl. Grundlagen, Bd. 2, S. VII–XXVI);
    Sprache u. Lit. Englands u. Amerikas, Lehrgangsvortrr. d. Ak. Comburg, Bd. 1, 1952 (Hg., darin: Die neuere Entwicklung d. Lit.wiss. in d. Anglistik, S. 99–123);
    Dt.-engl. Kulturbegegnungen, in: Die Neueren Sprachen NF 7 / 8, 1953, S. 312–26;
    Nachlaß: Privatbes. Elisabeth Hauser, Mössingen b. Tübingen.

  • Literatur

    |G. Müller-Schwefe, in: Anglia 73, 1955, H. 4, S. 539 f.;
    H. Gauger, in: Shakespeare-Jb. (West) 92, 1965, S. 443;
    U. D. Adam, Hochschule u. NS, Die Univ. Tübingen im Dritten Reich, 1977;
    L. U. Scholl, „Zum Besten d. bes. in Göttingen gepflegten Anglistik“, Das Seminar f. Engl. Philol., in: H. Becker u. a. (Hg.), Die Univ. Göttingen unter d. NS, ²1998, S. 391–426;
    F.-R. Hausmann, Vom Englandfreund z. Englandgegner, C. A. W. u. d. Anglistik in Tübingen v. 1938–1945, in: ders., Anglistik u. Amerikanistik im Dritten Reich, 2003, S. 262–72 u. 512 f.;
    Elisabeth Hauser, Der Tübinger Anglist C. A. W., 2007 (W, L, P);
    St. Zauner, Die Entnazifizierung (Epuration) d. Lehrkörpers, Von d. Suspendierung u. Entlassung 1945 / 46 z. Rehabilitierung u. Wiedereinsetzung d. Professoren u. Dozenten bis Mitte d. 1950er J., in: U. Wiesing u. a. (Hg.), Die Univ. Tübingen im NS, 2010, S. 937–97;
    Anglistenlex.

  • Autor/in

    Christoph Reinfandt
  • Zitierweise

    Reinfandt, Christoph, "Weber, Carl August" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 501-502 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117166316.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA