Lebensdaten
1869 – 1959
Geburtsort
Neumünster (Holstein)
Sterbeort
Aachen
Beruf/Funktion
Ingenieur ; Betriebswissenschaftler ; Professor an der TH Aachen
Konfession
lutherisch
Namensvarianten
  • Wallichs, Adolf Otto
  • Wallichs, Adolf
  • Wallichs, Adolf Otto
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Zitierweise

Wallichs, Adolf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz138721.html [03.05.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Julius Peter Wilhelm (1829–1916), Dr. med., 1871 Kreisarzt, 1872 Geh. Sanitätsrat, Geschäftsführer d. dt. Ärztever.bunds (s. Pagel; BLÄ; DBJ I, Tl.; Kreuter, Neurologen; Biogr. Lex. Burschenschaft), S d. Friedrich Heddies (1796–1879), aus Witzwort (Eiderstedt), Dr. med., Arzt in Garding, u. d. Frauke Römer (1798–1888);
    M Agathe Sophie Christine (1828–1900), T d. Jacob Scharmer, Hofbes. in Horstmoor b. Steinburg, u. d. Margarethe Marie Feldberg;
    Ov Adolf (1831–1922), Dr. phil., Lehrer in Meldorf u. Rendsburg, 1864 Subrektor am Gymn. in Flensburg, Prof., 1869–76 nat.lib. Abg. im preuß. Abg.haus, 1874–77 im RT (s. Biogr. Lex. Burschenschaft; RT-Abg. Liberale);
    Hamburg 1903 Erna (1882–1959), T d. Louis (Ludwig) Jobst Carl v. Reiche (1851–1931), Kaufm. in Hamburg, u. d. Agnes Henriette Schröder (* 1859);
    2 S Hans-Herbert Julius (1904–76), Dr. iur., RA, Botschaftsrat, Konsul (s. Wi. 1955), Reinhard (1905–46). Ur-Gvv Boye Römer (1758–1824), Rat- u. Lehnsmann, Landespfennigmeister;
    Schwager Ludwig Carl v. Reiche (* 1881), aus Hamburg, Dipl.-Ing.

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Christianeums in Altona und einer zweijährigen praktischen Tätigkeit studierte W. seit 1889 Maschinenbau an den Technischen Hochschulen Karlsruhe und Berlin-Charlottenburg (1894 Dipl.-Ing.). Anschließend sammelte er Erfahrungen als Konstrukteur bei der „Maschinenfabrik Buckau“ in Magdeburg und bei „Schüchtermann & Kremer“ in Dortmund. 1896 kehrte er als Assistent an den von Alois Riedler (1850–1936) geleiteten Lehrstuhl für Maschinenbau an der TH Berlin-Charlottenburg zurück. Ohne Promotion arbeitete W. 1900–06 als Oberingenieur, später als Betriebsdirektor in der Maschinenbauabteilung der Friedrich Wilhelms-Hütte in Mülheim/ Ruhr. Anschließend bekleidete er an der TH Aachen die Professur für Werkzeugmaschinen und Maschinenfabrikation für Kolben-, Dampf- und Arbeitsmaschinen, später als Lehrstuhl für Werkzeugmaschinen und Betriebslehre bezeichnet (em. 1935, Rektor 1913–15 u. 1919 / 20, mehrfach Prorektor, Senator u. Dekan).

    Am 1. 8. 1914 rief W. alle Studenten der Hochschule auf, sich freiwillig zum Kriegsdienst zu melden und nahm als Landwehroffizier beim Kriegsbekleidungsamt und später beim Kriegsministerium am 1. Weltkrieg teil. Während seiner Rektorate entstanden wichtige Bauten an der Aachener Hochschule wie das Bauingenieurlaboratorium, die Mensa academica sowie Turn- und Sportanlagen für die Studierenden. In der Weimarer Republik gehörte W. dem Stahlhelm an und unter dem NS-Regime der SA (1934–37) sowie anderen NS-Organisationen. Als Mitglied des Denunziationsausschusses der TH Aachen beteiligte er sich an der Vertreibung von „nicht-arischen“ und politisch mißliebigen Professoren. W. wurde im Dez. 1945 von der Militärregierung in seiner Dienststellung bestätigt und im Aug. 1947 vom Entnazifizierungsausschuß Aachen als entlastet eingestuft.

    Mit seinen Übersetzungen der Werke von Frederick W. Taylor (1856–1915) wurde W. zum Nestor der Betriebswissenschaft (Scientific Management) und Wegbereiter der Rationalisierungsbewegung in Deutschland. Ferner erforschte er mit seinen Mitarbeitern die Grundlagen der spanabhebenden Metallbearbeitung und wandte diese auf die Automobil- und Luftfahrtforschung an. Bedeutenden internationalen Einfluß auf beiden Feldern erlangte das von W. 1906 gegründete und 1923 erweiterte Werkzeugmaschinenlaboratorium (WZL) der TH Aachen, das sein Schüler und Nachfolger Herwart Opitz (1905–78) ausbaute. Das WZL entwickelte sich neben Einrichtungen in Berlin und Stuttgart zu einem der drei führenden Maschinenbauinstitute in Deutschland. Aus dem WZL ging zudem 1943 unter dem Dach der Dt. Arbeitsfront (DAF) das Aachener Institut für Arbeitsführung, seit 1953 Forschungsinstitut für Rationalisierung (FIR), hervor, das von W.s Schüler Joseph Mathieu (1903–65) geleitet wurde.

  • Auszeichnungen

    |Geh. Reg.rat (1917);
    EK 2. Kl. (1919);
    Dr. Ing. E. h. (TH Aachen 1923, TH Hannover 1934);
    Treudienst-Ehrenzeichen d. Dt. Reiches (1940);
    Ehrensenator TH Aachen (1949);
    BVK (1953);
    Mitgl. u. a. d. Dt. Ak. in München, d. Ver. Dt. Eisenhüttenleute, d. Ver. Dt. Ingenieure (Ehrenmitgl. 1949), d. Rationalisierungs-Kuratoriums d. dt. Wirtsch., d. Dt. Ges. f. Metallkde. u. d. Internat. Forsch.gemeinschaft f. Produktionstechnik (CIRP).

  • Werke

    |Über Dreharbeit u. Werkzeugstähle, autorisierte dt. Bearb. d. Schr. „On the Art of Cutting Metalls“|(1897) v. Frederick W. Taylor, 1908;
    Die Betriebsleitung insbes. d. Werkstätten, autorisierte dt. Bearb. d. Schr. „Shop Management“ (1903) v. Frederick W. Taylor, 1909, ³1914, Neudr. 2007;
    Moderne amerik. Fabrikationsorganisationen, System Taylor, 1912;
    Taylor-System u. Achtstundentag, 1925;
    Die Zerspanung d. Leichtmetalle, 1939.

  • Literatur

    |H. Opitz (Hg.), Wirtsch. Fertigung u. Forsch., A. W. z. 80. Geb.tag, 1949 (P);
    G. Müller, Ruhrgebiet u. ind. Psychotechnik, e. biogr. Skizze d. Aachener Maschinenbauprof. A. W. (1869–1959), in: W. Kertz (Hg.), Hochschule u. Wirtsch., Projektberr. z. Gesch. d. Carolo-Wilhelmina 7, 1992, S. 43–64;
    U. Kalkmann, Die TH Aachen im Dritten Reich (1933–1945), 2003, S. 402–04;
    W. Eversheim, T. Pfeifer u. M. Weck (Hg.), 100 J. Produktionstechnik, Werkzeugmaschinenlabor WZL d. RWTH Aachen v. 1906 bis 2006, 2006, S. 5–35 (P);
    G. Spur, A. W., Begr. d. Werkzeugmaschinenlabors d. RWTH Aachen, in: Zs. f. wirtsch. Fabr.betrieb 101, 2006, S. 166 f.;
    Kürschner, Gel-Kal. 1950;
    DBE;
    Qu BA Berlin;
    Geh. StA Preuß. Kulturbes. Berlin;
    Landesarchiv NRW u. Archiv d. RWTH Aachen.

  • Porträts

    |Photogrr., 1953 u. 1965 (Archiv d. RWTH Aachen).

  • Autor/in

    Stefan Krebs, Werner Tschacher
  • Zitierweise

    Krebs, Stefan; Tschacher, Werner, "Wallichs, Adolf" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 339-340 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz138721.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA