Lebensdaten
1811 – 1883
Geburtsort
Essen
Sterbeort
Essen
Beruf/Funktion
Wollgroßhändler ; Bankier
Konfession
evangelisch
Namensvarianten
  • Waldthausen, Gustav Ernst
  • Waldthausen, Ernst
  • Waldthausen, Gustav Ernst

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Zitierweise

Waldthausen, Ernst, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz138641.html [27.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Conrad (1779–1852), S d. Johann Wilhelm (1752–1841), beide Wollhändler (beide s. Einl.), u. d. Elisabeth Hasten (1749–1807);
    M Maria (1782–1814), T d. Hermann Franz v. Halfern (1738–1807) u. d. Christina Gertrud Waldthausen (1744–1811);
    seit 1816 Stief-M Louisa (* 1781), T d. Wilhelm Andreas Mallinckrodt (Mallinkrott) (1726–87), aus Dortmund, Kaufm. in E., u. d. Catharina Sophia Huyssen (1743–87 / 97);
    Ur-Gvv Johann Jacob Hasten, Inh. e. Blaufärberei in E.;
    Ov Johann Friedrich (1784–1834), Färbereibes. in E.;
    Om Johann Wilhelm v. Halfern (* 1784), Inh. e. Kolonial- u. Farbwarenhandlung in E. (s. Einl.);
    B Julius (1809–73), Wollhändler (s. Einl.), Schw Maria Louise (* 1814);
    1) Essen 1836 Amalie Henriette (1817–39), T d. Johann Friedrich Waldthausen (s. o.) u. d. Anna Henriette Heinrich (1781–1880) oder Christine Charlotte Westhoff (?), 2) Essen 1844 Helene (Lenchen) (1825–1902), aus E., T d. Arnold Waldthausen (1790–1854), u. d. Johanna Doerth (1789–1855);
    4 S aus 2) Ernst (jun.) (1851–86), Alfred (1852–1901, Helene [Ellen] Münchmeyer, * 1858, aus Valparaíso, Chile), Kaufm., beide Nachf. im väterl. Wollhandel (beide s. Einl.), Oskar v. W. (1854–1906, preuß. Adel 1904, Berta, 1873–1901, T d. Michael Schmidt, Fabr.), Untern. in E., Bergbauindustr., Grubenvorstand v. Victor, d. Arenbergschen AG f. Bergbau u. Hüttenbetrieb, preuß. KR (s. L), Bruno v. W. (1862–1926, preuß. Adel 1886), Dr. iur., Ger.referendar in Werden/ Ruhr u. Gersfeld (Rhön), preuß. Reg.rat, 3 T aus 2) (1 früh †) Amalie (1846–89, Georg Krawehl, 1836–1909, aus Peine, Wollhändler in Aachen u. E., Teilh. d. Fa. Wilh. & Conr. Waldthausen, s. Einl.), Helene v. W. (1849–1902, wohl Gustav Cappell, 1839–1902, aus Hamm, Landger.dir. in Berlin);
    E Paul v. (1897–1965), Untern., Maler, Photogr., Innenarchitekt (s. Biogr. Hdb. Ausw. Dienst);
    Ur-E Wolfgang v. W. (1930–2015), aus E., Bankkaufm., Untern., Teilh. d. Gruppe HSBC Trinkaus & Burkhardt;
    N Julius Frhr. v. W. (1858–1935, preuß. Adel 1886, Frhr. 1918, Eleonore [Ellinor], 1881–1918, aus Antwerpen, T d. Richard Böcking, 1849–1919, aus Amsterdam, Inh. d. Fa. Königs, Günther u. Co.), auf Bassenheim, Dr. iur., Dipl., Gesandter u. a. in Kopenhagen u. Bukarest, Bearb. d. „Stammtafeln d. Fam. v. Walthausen (Waldthausen) seit ihrer Übersiedelung n. Essen“, 1932, preuß. WGR, Exzellenz (s. Biogr. Hdb. Ausw. Dienst);
    Gr-N Helga v. W. (1908–49, Oscar v. W., 1898–1979, Dr. iur., preuß. Reg.assessor, Forstwirt, Major d. Res., S d. Oskar v. W., 1854–1906, preuß. Adel 1904, s. o.).

  • Biographie

    Nach dem Besuch der Bürgerschule in Essen und einer Ausbildung in anderen Unternehmen der Branche seit Anfang der 1830er Jahre wurden W. und sein Bruder Julius 1836 Teilhaber, nach dem Ausscheiden des Vaters 1842 gemeinsame Inhaber des Wollgeschäfts „Wilhelm & Conrad Waldthausen“. W. exportierte Wolle nach Belgien und Frankreich und kaufte sie seit den 1860er Jahren auf dem Haupthandelsplatz London. Das durch die steigenden Gewinne im Wollhandel freiwerdende Kapital gab er als Darlehen an die aufstrebende, kapitalintensive Montanindustrie. 1857 beteiligte er sich mit seinem Bruder mit einer Einlage von 250000 Talern als stiller Teilhaber an der Gußstahlfabrik von Alfred Krupp (1812–87) und erzielte damit bis zur Rückzahlung der Einlage 1862 einen Gewinn von 75 000 Talern.

    Erste Erfahrungen im Kohlehandel machte W. 1837, Anfang der 1850er Jahre unternahm er mit seinem Bruder Bohrversuche nördlich der Emscher im Arenbergischen Bergregal und legte Mutung ein. 1856 gründete W. mit 26 anderen Kapitalgebern die „Arenbergsche Actiengesellschaft für Bergbau und Hüttenbetrieb“, die wegen Finanzknappheit aufgrund der Wirtschaftskrise zunächst auf den Abbau von Steinkohle beschränkt war. Das Unternehmen nahm mit dem ersten Schacht „Prosper“ 1860 / 61 die Förderung von Fettkohle auf, 1865 wurde die erste Kokerei in Betrieb genommen. W., mit fünf Familienmitgliedern an der Gründung beteiligt, war von 1868 bis zu seinem Tod Verwaltungsratsvorsitzender. Nach 1871 erfolgte die Abteufung des Schachtes Prosper II und die Errichtung einer Gasfabrik und einer Ziegelei. Das Unternehmen hatte 1883 die höchste Förderung im rhein.-westfäl. Kohlerevier mit 2300 Mitarbeitern. Zeitweise beteiligte sich W. auch an anderen Zechen. Er gehörte mehreren Grubenvorständen und Verwaltungsräten an. 1870 / 71 gründete er mit seinem Bruder Julius und|den Duisburger Familien Berninghaus und Brockhoff den „Aktienverein Duisburger Hütte“, der ein Puddel- und Walzwerk betrieb. 1891 erfolgte die Vereinigung mit „Franz Bicheroux Söhne & Co.“ zum Unternehmen „Duisburger Eisen- und Stahlwerke“, das 1904 von der „Rheinische Stahlwerke AG“ gekauft wurde.

    W. war als Mitglied des Administrationsrats der Rhein. Eisenbahngesellschaft, als Teilnehmer der Deputation zur Förderung der Köln-Mindener Eisenbahn 1844 / 45 und als Vorsitzender des Osterrath-Essener Eisenbahn-Komitees politisch federführend bei der Eisenbahnerschließung des Essener Raums. Er finanzierte einen Plan für die Verbindungsbahn Altenessen-Essen und war Förderer des Kanalbaus. Besonders engagierte er sich für den Bau eines Kanals vom Rhein über die Weser zur Elbe, 1874 sammelte er 30 000 Taler für Vorarbeiten zum Bau des Emscherkanals. 1877 übernahm er den Vorsitz in einem Komitee, das sich mit der Strecke Rhein-Dortmund befaßte und setzte sich für die Errichtung des Dortmund-Ems-Kanals ein, dessen Fertigstellung 1899 er nicht mehr erlebte.

    W. gründete mit anderen Unternehmern die „Westdeutsche Versicherungs-Actien-Bank“, die 1867 ihre Geschäfte aufnahm und deren Aufsichtsratsvorsitzender er bis zu seinem Tod war. Er war Initiator der Essener Industriebörse, die 1865 als freie Vereinigung und seit 1880 mit staatlicher Genehmigung Effekten und Produkte sowie – einmalig in Deutschland – Kuxen handelte; der Effektenhandel konnte sich jedoch gegen Düsseldorf nicht durchsetzen. 1853 war W. Mitglied des Komitees zur Errichtung einer Gasanstalt in Essen. Da der Gemeinderat die Vorschläge zur Vergabe an ein Unternehmen nicht akzeptierte, gründete W. mit anderen Bürgern 1855 die „Essener Gasanstalt“, die 1865 von der Stadt übernommen wurde. Auch engagierte er sich für die Gründung einer Bankkommandite der Kgl. Bank, die 1863 erfolgte, und setzte 1857 den Bau einer Telegraphenstation durch. 1869 initiierte er die Gründung der Essener Bergschule für die Ausbildung des bergmännischen Nachwuchses.

    Neben seiner Rolle als Unternehmer und Pionier der Industrialisierung und Modernisierung von Verkehr und Infrastruktur im Ruhrgebiet war W. politisch tätig: 1862 / 63 für die Fortschrittspartei als Mitglied des Preuß. Abgeordnetenhauses, 1877–83 als Mitglied des Essener Stadtrats und 1877–81 des Provinziallandtags. Daneben war er 1848–83 Präsident der Handelskammer Essen.

  • Auszeichnungen

    |KR (1861).

  • Literatur

    |K. Mews, in: Btrr. z. Gesch. v. Stadt u. Stift Essen, H. 41, 1923, S. 40–54;
    K. van Eyll, in: Rhein.-Westfäl. Wirtsch.biogrr. IX, 1967, S. 14–38 (Qu, L, P);
    zu Oskar: 100 J. Arenberg-Bergbau (1856–1956), [1956];
    Zur Feier d. 25j. Tätigkeit d. Herrn KR Oscar v. W. im Dienste d. Arenbergschen AG f. Bergbau u. Hüttenbetrieb (1879–1904), 1904.

  • Autor/in

    Ulrich S. Soénius
  • Zitierweise

    Soénius, Ulrich S., "Waldthausen, Ernst" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 326-327 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz138641.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA