Lebensdaten
1882 – 1960
Geburtsort
Tilsit
Sterbeort
Madison (Wisconsin, USA)
Beruf/Funktion
Pharmaziehistoriker
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 117680699 | OGND | VIAF: 89859977
Namensvarianten
  • Urdang, Isidor George
  • Urdang, Georg
  • Urdang, Isidor George
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Zitierweise

Urdang, Georg, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117680699.html [02.05.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Isidor (1832–82), Kaufm. in T.;
    M Emma Marie Alban (1851–1928);
    Halb-Schw Johanna (1878–1971, Wolf Wilk, 1875–1935);
    Tilsit 1909 Gertrude (1888–1970), T d. Jacob Preuss u. d. Cecilia Rosenberg;
    1 S (früh †), 2 T Eva Maria Alfredson (* 1910, Robert W. Alfredson [Finno], * 1908), Ursula Johanna Lewis (1915–75).

  • Biographie

    Nachdem U. in Tilsit das Gymnasium besucht und 1898–1901 die Apothekerlehre absolviert, dann in Frankfurt/M., Rostock und Dresden die Gehilfenjahre verbracht hatte, studierte er ab 1904 Pharmazie in Leipzig (Staatsexamen 1905). Seit 1906 wieder in Tilsit, wo er in der Grünen Apotheke angestellt war, kaufte er 1910 die Adler-Apotheke in Rosenberg (Westpreußen); deren Leitung gab er 1919 auf, um sich fortan als Redakteur der „Pharmazeutischen Zeitung“ in Berlin zu betätigen. Nach einer Ergänzungsprüfung zum Erwerb der Hochschulreife 1931 und vorbereitenden Studien an den Universitäten in Berlin und Halle/Saale wurde er an letzterer mit einer Arbeit „Zur Geschichte der Metalle in den amtlichen deutschen Arzneibüchern“ – wohl der ersten pharmaziehistorischen Dissertation in Deutschland –1933 zum Dr. sc. nat. promoviert. In der Folgezeit als „Nichtarier“ zunehmendem Druck seitens der Nationalsozialisten ausgesetzt und 1936 endgültig seiner beruflichen Position beraubt, entschloß sich U. 1938, mit Hilfe seines amerik. Freundes, des in Madison als Universitätsprofessor wirkenden Edward Kremers (1865–1941), in die USA zu emigrieren. Um die behördliche Anerkennung als „Registered New York Pharmacist“ zu erhalten, mußte er zunächst ein Studienjahr am Brooklyn College of Pharmacy und die erforderlichen Prüfungen ableisten. 1939 übersiedelte U. nach Madison, wo 1941 im wesentlichen auf seine Initiative hin das American Institute of the History of Pharmacy (AIHP) gegründet wurde, dem er bis 1957 als Direktor vorstand. 1947 etablierte man an der Univ. of Wisconsin-Madison den ersten und einzigen, noch heute bestehenden Lehrstuhl für Pharmaziegeschichte in den USA, den der dt. Professor bis zu seiner Emeritierung 1952 innehatte.

    U.s pharmaziehistorische Publikationen in Buchform setzen 1921 mit der Monographie „Der Apotheker im Spiegel der Literatur“ ein, der 1926 die Untersuchung „Der Apotheker als Subjekt und Objekt der Literatur“ folgte. 1927 erschien unter dem Titel „Wesen und Bedeutung der Geschichte der Pharmazie“ eine Sammlung von drei Vorträgen, die gleichsam programmatisch die Richtung für die künftige Entwicklung auf diesem Gebiet bestimmten. Den Höhepunkt unter den noch in der alten Heimat entstandenen Arbeiten stellt der gemeinsam mit Alfred Adlung (1875–1937) verfaßte, nicht chronologisch, sondern nach Sachgruppen aufgebaute „Grundriß der Geschichte der deutschen Pharmazie“ (1935) dar, der zumal in seiner neuartigen Konzeption jahrzehntelang ohne Konkurrenz und trotz mancher Mängel ein Standardwerk blieb. Ähnliches gilt für die in den USA zusammen mit Kremers 1940 veröffentlichte, nun übernational angelegte „History of Pharmacy“, die – in der zweiten Ausgabe 1951 beträchtlich erweitert – später von U.s erstem Doktoranden und Nachfolger Glenn Sonnedecker (* 1917) bearbeitet und bis zur vierten Auflage (1976, letzter Neudr. 1986) fortgeführt wurde. Hinzu kommen mehr als 200, seit 1940 größtenteils in engl. Sprache publizierte Beiträge zu verschiedenen Einzelthemen, die alle U.s Grundintention erkennen lassen: nämlich die vordem meist amateurhaft betriebene pharmazeutische Fachhistoriographie auf ein akademisch-wissenschaftliches Niveau zu heben. Dem Ziel einer Professionalisierung, Institutionalisierung und Internationalisierung dienten auch seine organisatorischen Aktivitäten: So war er 1926 maßgeblich an der Gründung der „Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie“ beteiligt; nicht minder engagiert verfolgte er nach dem Krieg den Plan einer „Union Mondiale des Sociétés d’Histoire Pharmaceutique“, der 1952 trotz anfänglicher Widerstände realisiert wurde. Darüber hinaus pflegte er einen ausgedehnten Briefwechsel mit zahlreichen Freunden und Kollegen, darunter namhaften Medizin- und Wissenschaftshistorikern, in Europa und den USA. Zu Recht gilt U. daher als „der weltweit bedeutendste Pharmaziehistoriker der ersten Hälfte des 20. Jh.“ (Hein).

  • Auszeichnungen

    A u. a. Ehrenmitgl. d. American Pharmaceutical Association (1932);
    Sc. D. h. c. d. Philadelphia College of Pharmacy and Science (1946);
    Schelenz-Plakette u. Ehrenmitgl. d. Internat. Ges. f. Gesch. d. Pharm. (1949) sowie d. Dt. Pharm. Ges. (1950);
    Ehrenpräs. d. Ac. Internat. d’-Hist. de la Pharmacie (1955);
    – George Urdang Medal d. AIHP (seit 1953).

  • Werke

    Weitere W Die dt. Apotheke als Keimzelle d. dt. pharm. Ind., in: Die Vortrr. d. Hauptverslg. in Wien, 14. bis 17. Mai 1931, Ges. f. Gesch. d. Pharm., [1931], S. 93–153;
    The Squibb Ancient Pharmacy [Slg.kat.], 1940 (mit F. W. Nitardy);
    Pictorial Life Hist. of the Apothecary Chemist Carl Wilhelm Scheele, 1942, ²1958 u. d. T.: The Apothecary Chemist Carl Wilhelm Scheele, A Pictorial Biogr.;
    [-Hist. Einl. z. Faks.-Ausg. d.] Pharmacopoeia Londinensis of 1618, 1944;
    Pharmacy’s Part in Soc., 1946, ²1953,| ³

    1959, japan. Übers. 1973; Goethe and Pharmacy, 1949; The Development of Pharmacopoeias, 1950; Einf. in d. Gesch. d. dt. Pharm., 1954 (mit H. Dieckmann).

  • Literatur

    L G. E. Dann, U.s internat. Bedeutung f. d. Pharm. gesch., in: Pharm. Ztg.-Nachrr. 88, 1952, S. 382–85 (unvollst. W-Verz.);
    H. G. Wolfe, G. U., 1882–1960, The Man and His Work, in: Pharmacy in Hist. 5, 1960, S. 33–42 (P) u. in: Acta Pharmaciae Hist. 2, 1961, S. 43–61, dt. Übers., S. 63–84;
    F. Leimkugel u. W.-D. Müller-Jahncke, Vertriebene Pharm., Wissenstransfer durch dt. u. österr.-ungar. Apotheker n. 1933, 1999, S. 75–81 (P);
    H. Goetzendorff, G. U. (1882–1960), Images from His Life and Work, 2000 (P);
    G. Sonnedecker, G. U. in Madison, As I Remember Him, in: Pharmacy in Hist. 43, 2001, S. 59–65 (P); A. Ludwig, G. U. (1882–1960), Ein Pharm.hist. als Mittler zw. ‚alter‘ u. ‚neuer‘ Welt, 2009 (W-Verz., L
    , P);
    W.-H. Hein, in: Dt. Apotheker-Biogr., Erg.bd.;
    BHdE II; Altpreuß. Biogr. IV/3.

  • Porträts

    P Ölgem. v. R. A. Thom, 1956 (Madison, School of Pharmacy, The U. Room) u. zahlr. weitere Abb. in: Goetzendorff, 2000 u. Ludwig, 2009 (beide s. L); Medaille v. J. Kieselewski, Abb. in: W.-D. Müller-Jahncke, Apothekerbildnisse auf Medaillen u. Plaketten, 1980, S. 109 f

  • Autor/in

    Peter Dilg
  • Zitierweise

    Dilg, Peter, "Urdang, Georg" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 666-667 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117680699.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA