Lebensdaten
erwähnt 15. – 17. Jahrhundert
Beruf/Funktion
Augsburger Kaufmanns- und Patrizierfamilie
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 1143985338 | OGND | VIAF: 3331151051777633530003
Namensvarianten
  • Ulstett

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Zitierweise

Ulstett, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1143985338.html [02.05.2024].

CC0

  • Biographie

    Die ursprünglich aus Nürnberg stammende Familie übersiedelte um die Mitte des 15. Jh. von Nürnberg nach Augsburg, wo sie mit Markus bzw. Marx (I) (1494–1556) in die wirtschaftliche und politische Führungsgruppe vorrückte. Dieser war 1524 Konsul der dt. Kaufleute im Fondaco dei Tedeschi in Venedig und unterhielt in der Folgezeit intensive Handelsbeziehungen mit der Lagunenstadt und Antwerpen. 1534 arbeitete er enger mit dem Augsburger Großkaufmann Matthias Manlich (1499–1559) zusammen. Seit 1535 bekleidete er das Amt eines Zunftmeisters der Kaufleute, 1538 wurde er in das Augsburger Patriziat aufgenommen. Nach dem Sieg Ks. Karls V. über den Schmalkaldischen Bund, dem sich die Reichsstadt Augsburg angeschlossen hatte, wurde Marx 1548 zum Bürgermeister gewählt und nach der im selben Jahr vom Kaiser oktroyierten Änderung der Stadtverfassung im höchsten reichsstädtischen Amt – nunmehr als Stadtpfleger – bestätigt. Bereits 1549 resignierte er dieses Amt, blieb aber bis zu seinem Tod Mitglied des siebenköpfigen Geheimen Rats. Seine Handelsgesellschaft wurde von seinen Söhnen Marx (II) (1524–71), David (I) (1527–86) und Paul (1530–75) fortgeführt, die Niederlassungen und Warenlager u. a. in Venedig, Lyon, Antwerpen, Leipzig, Frankfurt/M., Nürnberg, Breslau und Wien unterhielten. David lebte längere Zeit in Venedig, wo er 1548 zum Cavaliere di San Marco erhoben wurde. Marx (II) wurde 1561 zu einem der sechs Augsburger Bürgermeister gewählt, ein Amt, das nach der Verfassungsänderung von 1548 v. a. Verwaltungs- und Polizeifunktionen hatte, entzog sich dem aber durch seinen Umzug nach München. Der Konkurs der Brüder U. 1563 wurde möglicherweise durch Verluste im risikoreichen Levantehandel verursacht. Dabei blieben sie rund 100 Gläubigern insgesamt 170 000 fl. schuldig; über die Hälfte der Verbindlichkeiten entfiel auf Augsburger Verwandte.

    Zwei weitere Söhne Marx’ (I) gingen geschäftlich eigene Wege. Daniel (1530–n. 1582) war 1564–69 Teilhaber und gemeinsam mit Daniel Höchstetter (1525–81) Verwalter einer maßgeblich von der Augsburger Handelsfirma „David Haug, Hans Langnauer und Mitverwandte“ finanzierten Bergbaugesellschaft, die in Keswick in der engl. Grafschaft Cumberland Kupfer abbaute. 1574 leitete er das|Bergwerk der Haug-Langnauer bei Fischbach (Steiermark), 1582 ist er in Italien nachweisbar. Sein Bruder Lukas (1536–1603) war Inhaber einer eigenen Firma, die im letzten Drittel des 16. Jh. v. a. im Venedighandel aktiv war. Um 1600 setzten die Brüder Hans (1570–1635) und David (II) das Engagement der Familie im Fernhandel (Venedig, Leipzig, Antwerpen) fort. Für ein Darlehen des Augsburger Bankiers Marx Conrad v. Rehlingen (1575–1642) über 19 000 fl. verpfändeten sie 1618 ihr gesamtes Vermögen, das auch Anteile am Zinnbergbau im sächs. Altenburg umfaßte. Der Umstand, daß von dieser Forderung 1630 noch rund 10 000 fl. offen waren, deutet auf anhaltende geschäftliche Schwierigkeiten hin. Hans’ Sohn Philipp soll laut Paul v. Stetten mit Geschenken des Augsburger Rats zu Kg. Gustav Adolf nach Schweden gereist und als Kammerjunker und Hauptmann dort seßhaft geworden sein.

  • Literatur

    L P. v. Stetten (d. J.), Gesch. d. adelichen Geschlechter in d. freyen Reichs-Stadt Augsburg […], 1762, S. 193;
    H. Simonsfeld, Der Fondaco dei Tedeschi in Venedig u. d. dt.-venetian. Handelsbeziehungen, Bd. 2, 1887, S. 207 u. 210;
    R. Ehrenberg, Das Za. d. Fugger, 1896, Bd. 1, S. 234, 387, Bd. 2, S. 167;
    J. Strieder, Aus Antwerpener Notariatsarchiven, 1930, S. 230 f. u. 241;
    ders., Zur Genesis d. modernen Kapitalismus, ²1935, S. 196 ff.;
    Karl Otto Müller, Qu. z. Handelsgesch. d. Paumgartner v. Augsburg, 1955, S. 32 f.;
    C. Warnemünde, Augsburger Handel in d. letzten J.zehnten d. 16. Jh. u. d. beginnenden 17. Jh., Diss. Freiburg 1956, S. 159 f.;
    W. Brulez, Marchands flamands à Venise, Bd. 1, 1965, S. 175, 268 ff. u. 274 f.;
    K. Sieh-Burens, Oligarchie, Konfession u. Pol. im 16. Jh., 1986, S. 76, 79 f., 86, 170–73 u. 349;
    G. Seibold, Die Manlich, Gesch. e. Augsburger Kaufmannsfam., 1995, S. 60;
    F. Blendinger (Hg.), Zwei Augsburger Unterkaufbücher aus d. J. 1551 bis 1558, 1994;
    W. Reinhard (Hg.), Augsburger Eliten d. 16. Jh., bearb. v. M. Häberlein u. a., 1996, S. 843–52;
    R. Hildebrandt, Qu. u. Regg. z. d. Augsburger Handelshäusern Paler u. Rehlinger 1539–1642, Bd. 1, 1996, S. 276 u. 380 f., Bd. 2, 2004, S. 78, 118, 124, 145, 149 f. u. 169;
    M. Häberlein, in: Augsburger Stadtlex.;
    ders., Brüder, Freunde u. Betrüger, 1998, S. 248–51 u. passim;
    T. M. Safley, Bankruptcy, Family and Finance in early modern Augsburg, in: Journ. of European Economic Hist. 29, 2000, S. 53–72; - zu Marx (I): K. Löcher, Zu Dürers Skizzenbuch d. Reise in d. Niederl. 1520/21, Der Augsburger Kaufm. M. U., in: Wallraff-Richartz-Jb. 65, 2004, S. 315–24 (P).

  • Porträts

    P zu Marx (I): Porträtzeichnung v. A. Dürer, 1520/21, auf d. Rückseite d. Zeichnung „Der neue Chor v. St. Gertrudis in Bergen op Zoom“ (Frankfurt/M., Städel-Mus.), Abb. in: K. Löcher, Zu Dürers Skizzenbuch d. Reise in d. Niederl. (s. L).

  • Autor/in

    Mark Häberlein
  • Zitierweise

    Häberlein, Mark, "Ulstett" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 617-618 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1143985338.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA