Lebensdaten
1923 – 1989
Geburtsort
Straelen/Niederrhein
Sterbeort
Straelen/Niederrhein
Beruf/Funktion
Übersetzer
Konfession
-
Normdaten
GND: 189501251 | OGND | VIAF: 22189692
Namensvarianten
  • Tophoven, Elmar

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Tophoven, Elmar, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd189501251.html [28.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus niederrhein. Arztfam.;
    V N. N., prakt. Arzt in S.;
    M N. N., aus Haarlem (Niederlande);
    3 jüngere Geschw;
    1957 Erika Schöningh (* 1931), aus Dessau, Übers. (s. L);
    2 S Jonas (* 1961), Philippe (* um 1965).

  • Biographie

    Nach dem Notabitur 1940 wurde T. zum Arbeits- und 1941 zum Kriegsdienst eingezogen. In Italien schwer verwundet, geriet er 1945 in amerik. Gefangenschaft und übersetzte im Lager Mourmelon (Frankreich) für eine Aufführung im Lagertheater Molières „Le Médecin malgré lui“ ins Deutsche. Nach seiner Freilassung und dem Studium der Romanistik und Theaterwissenschaften in Mainz ließ sich T. 1949 in Paris nieder und war bis 1952 als Lektor für Deutsch an der Sorbonne tätig, später auch jahrelang als Nachrichtensprecher der dt. Auslandssendungen der ORTF. In der Nachfolge Paul Celans (1920–70) wirkte er 1970–87 als Lektor an der Pariser École Normale Supérieure.

    1952 vertraute Arthur Adamov T. die Übersetzung seines Hörspiels „L’agence universelle“ an, 5 Theaterstücke Adamovs folgten bis 1957. 1953 beschloß T. nach dem Besuch der Premiere von Samuel Becketts „En attendant Godot“ sogleich, dieses Stück zu übersetzen. „Warten auf Godot“ (1953) markiert den Beginn einer lebenslangen Zusammenarbeit, wenn nicht gar Freundschaft zwischen Beckett und T. (T. übersetzte etwa 39 weitere Stücke Becketts). Ähnlich intensive und freundschaftliche Beziehungen unterhielt T. mit den meisten in Frankreich lebenden Autoren, deren Werke er – später zusammen mit seiner Frau Erika – übersetzte, darunter Daniel Boulanger (5 Romane u. Erzz., 1960–79), Alain Robbe-Grillet (6 Romane u. Erzz., 1957–83), Eugène Ionesco (Reisen zu d. Toten, 1982), Nathalie Sarraute (14 Romane, 1958–84), Geneviève Serreau (Das Buch, 1979) und Claude Simon (4 Romane, 1961–68). Wie kein anderer trug T. durch seine Übersetzungen dazu bei, den Nouveau Roman im dt.sprachigen Raum bekannt zu machen.

    T. setzte sich zeitlebens für eine professionelle Art des Übersetzens ein und entwickelte das von ihm propagierte „transparente Übersetzen“, bei dem er jeden Schritt seiner Übersetzung (seit 1978 mit Hilfe eines Computers) dokumentierte und begründete. Aus der Erfahrung zahlreicher Werkstattgespräche literarischer Übersetzer, die T. leitete, entstand sein Vorhaben, eine ständige Arbeits- und Begegnungsstätte von Übersetzern nach dem Vorbild der Schule von Toledo (12./13. Jh.) zu schaffen. Nach langjährigen Vorarbeiten gründete T. 1978 mit dem damaligen Vorsitzenden des „Verbands deutschsprachiger Übersetzer literarischer und wissenschaftlicher Werke“, Klaus Birkenhauer (1934–2001), das „Europ. Übersetzer-Kollegium“ in Straelen, dessen 28 Appartements und Bibliothek mit über 120 000 Bänden inzwischen von mehr als 750 Übersetzern jährlich genutzt werden. Nach dem Vorbild des Kollegiums entstanden wenige Jahre später ähnliche Institutionen in Frankreich, Spanien, England, den Niederlanden, Belgien, Schweden, Ungarn und in der Schweiz. Seit 1978 fungierte T. als Vizepräsident, 1979–89 als Präsident des Kollegiums.

  • Auszeichnungen

    A Übersetzerpreis d. Ak. f. Sprache u. Dichtung, Darmstadt (1972);
    Chevalier de l’ordre des Arts et des Lettres;
    Prix lémanique de la traduction, Lausanne (1988);
    Verdienstorden d. Landes NRW (1988 oder 1989).

    Übers. (Auswahl): J. Anouilh, Das Leben ist unerhört!, 1987 (mit C. Schmiele);
    E. M. Cioran, Die neuen Götter, 1969;
    M. Duras, Dann gegen d. Pazifik, 1961;
    Nachlaß: Erika Tophoven, Berlin.

  • Literatur

    L R. Wintzen, E. T., Lehrmeister u. Freund, Portrait e. Interpreten, in: Zs. f. d. dt.-franz. Dialog u. übernat. Zus.arb. 45, 1989, S. 470–72;
    W. Cuypers, E. T. u. d. Niederrhein, In Straelen wurde sein Übersetzer-Traum Wirklichkeit, 1989, in: Geldrischer Heimatkal. 1989, 1990, S. 62–64 (P);
    H. Scheffel, E. T., Ein Meister d. Übers.kunst, in: K. Heinz u. R. Peeters (Hg.), Warum ich so oft nach Straelen fahre?, Gedanken, Erinnerungen u. Erkenntnisse z. fünf- undzwanzigsten J. d. Europ. Übersetzer-Kollegiums Nordrhein-Westfalen in Straelen e. V., 2003, S. 27 f.;
    Erika Tophoven, Glückl. J., 2011 (P); Kosch, Lit.Lex.³.

  • Autor/in

    Claus Sprick,
  • Zitierweise

    Sprick, Claus, "Tophoven, Elmar" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 347 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd189501251.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA