Lebensdaten
erwähnt 18. – 21. Jahrhundert
Konfession
-
Normdaten
GND: 1046108700 | OGND | VIAF: 305928479
Namensvarianten
  • Thonet

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Zitierweise

Thonet, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1046108700.html [27.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Gründer des Möbelbauunternehmens der Familie war Michael (1796–1871, Anna Maria Crass, * 1799, aus Boppard), Sohn eines Gerbermeisters in Andernach (s. u.). Er band seine fünf Söhne eng in die Unternehmensleitung ein. Franz (1820–98) studierte in England, Frankreich und den USA. Anschließend leitete er die Firma gemeinsam mit seinem Vater, wobei er sich v. a. auf die technische Seite der Produktion und die Konstruktion der erforderlichen Maschinen und technischen Hilfsmittel konzentrierte. Michael (II.) (1824–1902) war Gesellschafter und leitete mit dem Vater die Fabrik in Koritschan. Er hatte wesentlichen Anteil an den Verbesserungen der Bugholztechnik und der industriellen Serienfertigung nach dem Bausatzprinzip. Franz und Michael lebten seit 1879 bzw. 1883 wieder in Boppard, wo sie als Mäzene und Stifter hervortraten. August (1829–1910) wurde nach einer technischen Ausbildung technischer Direktor der Firma und war verantwortlich für viele Innovationen v. a. bei den Holzbearbeitungsmaschinen, aber auch bei den Produkten des Unternehmens: Die Stühle Nr. 51 und 91, das Schaukelsofa oder die ersten Experimente mit dem Biegen von Holzbrettern für Sitzflächen gehen auf ihn zurück. Als leidenschaftlicher Musiker gründete und leitete er bei den drei größten Werken Fabrikkapellen, für die er auch komponierte. In Bistritz am Hostein (Bystřice pod Hostýnem), wo er 1869 die Leitung der Fabrik übernahm, war er mehrmals Bürgermeister (Rr.kreuz d. österr. Franz-Joseph-Ordens 1879). Joseph (1830–87) war Leiter der Wiener Zentrale und sorgte für die Expansion der Firma ins Ausland: Unter seiner Mitwirkung entstanden neue Produktionsstätten u. a. 1865 in Ungarn sowie 1867 und 1880 in Galizien. Joseph gelang der Aufstieg in die gehobene Gesellschaft Wiens. Als Mäzen unterstützte er u. a. den Bau des Volkstheaters und war einer der Gründer des Technischen Museums in Wien. Er wurde ausgezeichnet mit zahlreichen Ehrungen, Medaillen und Orden. Jacob (1841–1929) verantwortete die Verwaltung und die Finanzen des Unternehmens, v. a. in der Wiener Zentrale. Michael und seine fünf Söhne wurden 1856 österr. Staatsbürger.

    „Gebrüder Thonet“ expandierte nach 1900 unter der Leitung der Enkelgeneration Michaels: Carl (1860–1925), Julius (1862–1939), Theodor (1864–1932), Alfred (1867–1935), Victor (1871–1948) und Richard (1874–1951). Das Unternehmen wurde Weltmarktführer und erreichte 1912 mit jährlich 2 Mio. Artikeln, davon zwei Drittel Stühle, den Höchststand seiner Produktion in nunmehr sieben Fabriken. Die politischen Umwälzungen in Ostmitteleuropa nach 1918 führten dazu, daß die Firma Produktionsstätten in drei Staaten unterhielt. Es wurden zunächst verschiedene Einzelfirmen gegründet, 1921 wurde das Familienunternehmen in eine AG umgewandelt. In der Zwischenkriegszeit war die Firma durch Fusion mit der „Mundus AG“ 1923 als „Thonet-Mundus“ tätig und der weltweit größte Möbelhersteller. Generaldirektor dieses Unternehmens war Leopold Pilzer (1871–1959), mit 51% Hauptanteilseigner von Thonet-Mundus.

    Neben Bugholzmöbeln, die „Gebrüder Thonet“ seit der Jahrhundertwende auch nach Entwürfen von Architekten und Designern wie Adolf Loos (1870–1933) oder Otto Wagner (1841–1918) produzierte, wurden in dem 1889 gegründeten Werk Frankenberg/Eder nach Übernahme der Produktionsrechte der von Kalman Lengyel und Marcel Breuer (1902–81) gegründeten Firma „Standard Möbel“ seit 1929 Stahlrohrmöbel gebaut. In Lizenz wurden z. B. der von Mart Stam (1899–1986) 1926 entworfene Freischwinger „S 33“, der 1927 von Ludwig Mies van der Rohe (1886–1969) entworfene „S 533“ oder auch Stühle nach Entwürfen von Le Corbusier (1887–1965) produziert.

    Aufgrund eines Tauschvertrags und der Absprachen über die Exportgeschäfte mit Pilzer, der 1938 emigrierte, erhielten Richard und Victor die Aktien der dt. und österr. T.-Firmen zurück; 1953 erfolgten weitere Übereinkommen mit Pilzer über Markenrechte und Exporte weltweit. Nach 1945 verlor die Familie alle Fabriken in Osteuropa. Georg (1909–2005), Urenkel Michaels und seit 1937 im Unternehmen tätig, übernahm 1947 die Leitung und baute die Produktion in Frankenberg wieder auf. 1976 wurde das Unternehmen geteilt: Die dt. „Gebrüder Thonet GmbH“ in Frankenberg wird von den Söhnen Georgs, Claus (* 1943), Peter (* 1947) und Philipp (* 1953) geführt, die österr. „Thonet Vienna“ ist im Besitz des ital. Luxusmöbelproduzenten „Poltrona Frau“.

  • Familienmitglieder

  • Zitierweise

    Geršlová, Jana; Gerslova, Jana, "Thonet" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 195-197 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1046108700.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA