Lebensdaten
erwähnt 18. – 20. Jahrhundert
Beruf/Funktion
Unternehmer- und Beamtenfamilie
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 1143712455 | OGND | VIAF: 41151049977233410569
Namensvarianten
  • Thomée
  • thomee

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Zitierweise

Thomée, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1143712455.html [02.05.2024].

CC0

  • Biographie

    Die T., eine im märk. Sauerland alteingesessene Familie von Kaufleuten, waren ursprünglich v. a. im Handel mit Draht und Eisen aktiv. 1827 gründete Friedrich Moritz (1798–1862), Sohn des Kaufmanns Johann Heinrich (1756–1809), mit zwei Vettern, Arnold (* um 1771) und Leopold Hunsdiecker (1781–1855), in Werdohl-Ütterlingsen die Drahtfabrik „Joh. Diedr. Hunsdiecker & Co.“, eines der frühen dt. Drahtwalzwerke, ergänzt um eine Drahtzieherei. 1838 übernahm Friedrich die Firma als Alleininhaber und benannte sie in „Friedrich Thomée“ um. Im selben Jahr baute er eine neuartige sogenannte „dt. Drahtstraße“, die auf einer Trennung von Vorwalze und Fertigstraße beruhte und überregional einen Innovationsschub brachte. 1852/53 ergänzte er die Drahtfabrik um ein Puddelwerk und ging damit zur eigenen Rohstahlherstellung über. Mit seinen Produkten präsentierte er die Firma 1855 auf der Weltausstellung in Paris. Friedrich gehörte zur bürgerlichen Führungsschicht seiner Region und war 1837 und 1845 Mitglied des Westfäl. Provinziallandtags (preuß. KR 1847). Friedrichs Schwiegersohn Heinrich (1820–1900), Sohn des Johann Arnold (1795–1872), technisch ausgebildet im kgl. Gewerbeinstitut in Berlin, arbeitete zunächst bei der Maschinenfabrik „Kamp & Co.“ in Wetter/Ruhr. 1852 trat er in das Unternehmen des Schwiegervaters ein, mit dessen Tod wurde er 1862 Mitinhaber und, mit Unterbrechung 1864–69, auch Geschäftsführer. Heinrich baute das Unternehmen aus, v. a. 1867 durch ein weiteres Walz- und Puddelwerk in Werdohl. In seinen letzten Jahren war er Mehrheitsgesellschafter (preuß. KR 1880), nachdem das Unternehmen zwischenzeitlich 1873–79 an die „Westfälische Union Actiengesellschaft für Bergbau, Eisen- und Drahtindustrie“ übertragen worden war. Seit 1879 wieder im Besitz der Familie T., wandelte diese die Firma 1899 in die „Friedrich Thomée Aktiengesellschaft“ (ca. 250 Beschäftigte) um, die v. a. Walzdraht und Stabeisen herstellte. Heinrich verfaßte eine Abhandlung über Drahtlehren, die maßgeblich zu einer Systematisierung und Normierung der Meßsysteme und Maßeinheiten in der Drahtindustrie beitrug (Unterss. über Drahtlehren, in: VDI-Zs. 10, 1866, S. 545–64). 1867–73 gehörte er als Nationalliberaler dem Preuß. Abgeordnetenhaus an.

    Heinrichs Sohn Friedrich (Fritz) (1862–1944) trat nach dem Abitur in Soest 1882, dem Studium der Rechtswissenschaft in Tübingen, Bonn und Leipzig und der Promotion in Göttingen 1886 in den staatlichen Justiz- und Verwaltungsdienst ein, u. a. beim Regierungspräsidenten in Arnsberg. 1901 kommissarisch, 1902 definitiv zum Landrat des Kreises Altena ernannt, förderte er in seiner bis zur Pensionierung 1927 dauernden Amtszeit intensiv den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur und der Energiewirtschaft (1903–25 nat.lib. Mitgl. d. Westfäl. ProvinzialLT in Münster). Er wirkte führend in den Vereinen zur Förderung des regionalen Geschichtsbewußtseins mit. So initiierte er 1906 den umstrittenen Wiederaufbau der mittelalterlichen Burg Altena und unterstützte die dortige Einrichtung der weltweit ersten Jugendherberge. Seine Kunstsammlung, vorwiegend Gemälde und Skulpturen des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, war überregional bekannt und besaß musealen Rang. Durch Erbgang wurde sie aufgeteilt und befindet sich größtenteils in Privatbesitz. Für seine Verdienste um die Region wurden ihm mehrere Ehrungen zuteil (Kronenorden III. Kl.; Geh. Reg.rat; Ehrenbürger d. Univ. Münster 1926, Ehrenbürger v. Werdohl 1927 u. Altena 1940).

    Bis Anfang der 1960er Jahre blieben Familienmitglieder an führender Stelle in der Firma tätig, zuletzt Heinrich F. (1896–1972). Seit 1920, damals unter der Leitung von Heinrich (1864–1924), Bruder von Fritz und Vater von Heinrich F., gehörten die Thomée-Werke zu verschiedenen Montankonzernen, seit 1978 zum Krupp-Konzern. 1998 erfolgte die Stillegung.

  • Literatur

    L Heinrich F. Thomée (Bearb.), 100 J. Friedr. Thomée 1827–1927, o. J. (P);
    zu Heinrich ( 1900): Biogr. Hdb. Preuß. Abg.haus I;
    zu Fritz ( 1944): H. U. Seidel, Der Weg z. ersten Jugendherberge im westfäl. Altena, in: 100 J. Jugendherbergen 1909–2009, hg. v. J. Reulecke u. B. Stambolis, 2009, S. 43–56 (L, P);
    J. Lilla, Leitende Verw.beamte u. Funktionsträger in Westfalen u. Lippe (1918–1945/46), 2004, S. 297;
    J. Häming, Die Abg. d. Westfalenparl. 1826–1978, 1978, S. 618 (P zu Friedrich Moritz u. Fritz);
    Uhse Landrot, 1927 (FS f. Fritz);
    S. Pielhoff, Kulturvermittler zw. Avantgardismus u. Konservatismus, Zur ästhet. Codierung d. ‚Moderne‘ b. Karl Ernst Osthaus u. Fritz T., in: Westfäl. Forsch. 95, 2005, S. 193–238;
    W. Marks, Die Slg. T., Gesch. u. Kunstwerke, Diss. TU Berlin 2007; – Qu Archiv d. Märk. Kreises, Altena (P)

  • Autor/in

    Ralf Stremmel
  • Zitierweise

    Stremmel, Ralf, "Thomée" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 191-192 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1143712455.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA