Lebensdaten
1868 – 1943
Geburtsort
Bayreuth
Sterbeort
Altötting
Beruf/Funktion
Archivar ; Historiker
Konfession
konfessionslos
Normdaten
GND: 117318744 | OGND | VIAF: 27845548
Namensvarianten
  • Striedinger, Ivo

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Zitierweise

Striedinger, Ivo, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117318744.html [29.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Franz († 1875), Rentbeamter, Rentamtsvorsteher in Kastl (Oberpfalz);
    M Fanny Schmidt († 1935);
    Wien 1914 Eduarda (Eda) (1881–1974, jüd., später kath.), Musiklehrerin, T d. Eduard Bergmann (1837–1914, Schulinsp., Schuldir. in Prachatitz (Böhmen), u. d. Emma Fuchs (1855–1932.

  • Biographie

    Die ersten Lebensjahre verbrachte S. in Kastl. Nach dem frühen Tod des Vaters ermöglichte ihm die Mutter unter großen persönlichen Opfern ab 1877 den Besuch der Studienanstalt Regensburg bzw. des Alten Gymnasiums Regensburg und ab 1883 den Besuch des Max-Gymnasiums in München. 1885–88 und 1889/90 studierte S. in München Geschichte, v. a. bei Karl Theodor v. Heigel und Hermann v. Grauert; daneben befaßte er sich mit Historischen Hilfswissenschaften, Philosophie, Kunstgeschichte und Kirchenrecht. Mit einem Stipendium studierte er 1888/89 Geschichte in Berlin, u. a. bei Harry Breßlau, 1890 wurde er bei Heigel in München promoviert. Anschließend katalogisierte S. für die Univ. München die Bibliothek Ignaz v. Döllingers, 1890–93 arbeitete er in der Redaktion der von Ludwig Quidde gegründeten „Deutschen Zeitschrift für Geschichtswissenschaft“. 1891–95 absolvierte S. den Vorbereitungsdienst der staatl. Archive Bayerns, parallel besuchte er an der Universität staatsrechtliche und rechtsgeschichtliche Vorlesungen (Karl v. Amira, Max v. Seydel u. a.). 1896 zunächst am Kreisarchiv München angestellt, wechselte er 1902 an das Reichsarchiv (seit 1921: Bayer. Hauptstaatsarchiv), wo er zum Direktor der Staatlichen Archive und Stellvertreter des Generaldirektors aufstieg (1904 Reichsarchivassessor, 1909 Reichsarchivrat, 1920 Oberarchivrat, 1925 Archivdir., 1930–33 Dir. d. Staatl. Archive).

    S. vereinte archivwissenschaftliches Denken mit engagierter Praxisnähe und administrativer Begabung. Durch intensive Mitwirkung an der Archivarsausbildung gewann er nachhaltigen Einfluß auf den archivarischen Nachwuchs in Bayern.

    Weit über Bayern hinaus genoß der polyglotte S. hohes Ansehen bei Archivaren und Historikern. Als Schriftleiter verlieh er 1925–32 der „Archivalischen Zeitschrift“ mit anspruchsvollen Beiträgen ein klares inhaltliches Profil. Er beteiligte sich aktiv an den Dt. Archivtagen, besonders zukunftsweisend war hier sein Vortrag „Was ist Archiv-, was Bibliotheksgut?“ (Kiel 1926), der Zweckbestimmung der Unterlagen und Zuständigkeit analysierte. Die stark quellenorientierten und zugleich unterhaltsamen historischen Arbeiten von S. (u. a. über den Goldmacher Marco Bragadino und zu Kaspar Hauser) sind bis heute vorbildlich in ihrer archivalischen Beweisführung. An der Univ. München nahm S. ab 1928 eine Honorarprofessur für Archivwesen wahr. Die Kommission für bayer. Landesgeschichte bei der Bayer. Akademie der Wissenschaften wählte S. 1929 zum ao. Mitglied, einer Wahl 1939 zum o. Mitglied wurde wegen jüd. Herkunft von S.s Ehefrau die erforderliche Bestätigung durch das Kultusministerium nicht erteilt.

    Der intellektuelle, scharfzüngige und humorvolle S. spielte schon bald eine bemerkenswerte Rolle in den führenden Künstler- und Gesellschaftskreisen Münchens um Gabriel v. Seidl, Franz v. Stuck und Franz v. Lenbach, der sich persönlich für S.s berufliche Karriere einsetzte. Mit „hurtiger Feder“ schrieb S. eine Vielzahl kultur- und kunstgeschichtlicher Beiträge für Zeitungen und Zeitschriften. Zudem verantwortete er die Festschriften zur Einweihung des Künstlerhauses in München (1900) und des Bayer.|Nationalmuseums (1902) sowie zu v. Heigels 60. Geburtstag. Seit 1899 protokollierte Gespräche mit v. Lenbach sollten für dessen Selbstbiographie verwendet werden. Vermutlich bearbeitete S. das 1904 postum erschienene Buch von W. Wyl (Ps. f. Wilhelm Rr. v. Wymetal) „Franz von Lenbach, Gespräche und Erinnerungen“.

  • Auszeichnungen

    A u. a. Mitgl. d. Ges. Museum (1898), d. Allotria (1900) u. d. Kunstver. München (1903);
    Wahlmitgl. d. Ges. f. fränk. Gesch. (1929);
    korr. Mitgl. d. Vereinigung d. Archivare d. Niederl. (1927) u. d. Hist. Ges. v. Venedig (1930);
    Mitgl. d. bayer. Disziplinarhofs f. nichtrichterl. Beamte (1929–33).

  • Werke

    u. a. Der Kampf um Regensburg 1486–1492, Diss. München 1890, auch in: Verhh. d. hist. Ver. v. Oberpfalz u. Regensburg 44/1, 1890, S. 1–88, ebd. 44/2, 1891, S. 95–205;
    Sandrart in Altbayern, in: Forschungen z. Kultur- u. Lit.gesch. Bayerns 3, 1895, S. 33–47;
    Versendung v. Archivalien, in: Korr.bl. d. Gesamtver. d. dt. Gesch.- u. Altertumsvereine 55, 1907, Sp. 391–409;
    Das neue Kreisarchiv in Amberg, in: Archival. Zs. 31, 1911, S. 233–58;
    Was ist Archiv-, was Bibliotheksgut, ebd. 36, 1926, S. 151–63;
    Der Goldmacher Marco Bragadino, 1928;
    Die Bildnisse in d. Friedenssälen zu Münster u. Osnabrück u. ihr Maler, in: Quellen u. Forschungen z. Gesch. d. Stadt Münster i. W. 4, 1931;
    Neues Schrifttum über Kaspar Hauser, in: ZBLG 6, 1933, S. 415–84;
    Meine Abstammung, Eine Exulantenforsch. über Familien u. Einzelpersonen namens „S.“ (aus d. Nachlaß hg. v. F. Sollleder), in: Freie Schrr.folge d. Ges. f. Fam.forsch. in Franken 8, 1956, S. 187–235 (P);
    Hg.:
    Oberbayer. Archiv, 1898–1902;
    Altbayer. Mschr., 1898–1902;
    Das Künstlerhaus in München, 1900;
    Der Neubau d. Bayer. Nat.mus. in München, 1902;
    Festgabe Karl Theodor v. Heigel z. Vollendung seines 60. Lebensj., 1903;
    K. Th. v. Heigel, Dt. Reden, Mit e. Anhang u. Reden über d. Krieg, 1916;
    Übers.: R. de Rensis, Beniamino Gigli, Sein Leben, seine Kunst, seine Persönlichkeit, 1936;
    zahlr. Btrr. f. Münchner Neueste Nachrr.;
    Über Land u. Meer;
    Kunst f. alle.

  • Literatur

    F. Solleder, in: Der Archivar 1, 1947/48, Sp. 187;
    ders., in: Archival. Zs. 49, 1954, S. 173–76;
    I. Hösl, in: ZBLG 15, 1949, S. 195–97;
    Leesch, Archivare;
    Qu
    Bayer. HStA (MK 18009, 36289, 40399, Gen.direktion d. Staatl. Archive 3169;
    Nachlaß S.);
    Komm. f. bayer. Landesgesch. (Komm.akten 1927–1944);
    Archiv d. LMU München (O-XIV-676).

  • Porträts

    Ölgem. v. Fr. Haß, um 1916 (München, Gen.direktion d. Staatl. Archive);
    Foto, Abb. in: Meine Abstammung (s. W), Tafel XXXV.

  • Autor/in

    Hermann Rumschöttel
  • Zitierweise

    Rumschöttel, Hermann, "Striedinger, Ivo" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 551-552 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117318744.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA