Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Textilindustriellenfamilie
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 1082012971 | OGND | VIAF: 175145542434496640757
Namensvarianten
  • Martini

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Zitierweise

Martini, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1082012971.html [28.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Die aus Biberach stammende Familie spielte eine bedeutende Rolle beim Aufstieg der Augsburger Textilindustrie. Der Kaufmann Clemens (1799–1862), der zunächst als Reisender für ein Leinenwarenhaus in Kaufbeuren und dann für das Augsburger Bankhaus Heinzelmann tätig gewesen war, kaufte 1832 um 7000 fl. ein Bleichgut in Haunstetten. Unterstützt von seinem Bruder Fritz, war er während des folgenden Jahrzehnts, als zahlreiche Augsburger Spinnereien und Webereien gegründet wurden, sehr erfolgreich. Seit 1833 betrieb er, gemeinsam mit dem Kompagnon Georg Käß, auch eine Färberei und Appreturanstalt für Leinen- und Baumwollstoffe. 1847 wurde ihm eine Konzession für die Errichtung eines Fabrikbetriebes in der Provinoschen Tabakmühle am östlichen Stadtrand von Augsburg erteilt, der Keimzelle der heutigen Werksanlagen. Die gute Konjunktur der folgenden Jahre ließ die Firma Martini & Cie. schon um 1850 zu einem der führenden Textilveredler in Deutschland aufsteigen. 1860 wurden mehr als 8 Mill. Meter Ware produziert. In diesem Jahr wurde der Gesellschaftsvertrag mit Käß gelöst, der das Werk in Haunstetten übernahm.

    Nach dem Tode von Clemens setzten seine Neffen, die Vettern Wilhelm (1828–94) und Viktor (1834–98), das Unternehmen fort, das seit 1866 mit der wachsenden Konkurrenz der schles. und seit 1871 mit der der elsäss. Werke rechnen mußte. 1882 traten Wilhelms Söhne Clemens (1859–1937) und Ludwig (1860–1941) in die Firma ein, die im selben Jahr die Textildruckerei aufnahm und zu diesem Zeitpunkt 200 Personen beschäftigte. Ludwig leitete das Werk in Haunstetten, das 1889 wieder von der Familie Martini erworben worden war, Clemens dasjenige in Augsburg. Später war auch ihr Bruder Carl (1875–1945) beteiligt. Um die Jahrhundertwende traten zwei Söhne Viktors, Fritz (1867–1908) und Adolf (1871–1953), in die Firma ein. die kurz vor dem 1. Weltkrieg knapp 1000 Personen beschäftigte. Während des Krieges wurden die Werke weitgehend stillgelegt. Adolf war Mitbegründer der Wolfram Lampen AG in Augsburg. Seit 1920 war Wilhelm (1862–1940) und seit 1923 Hubert ( 1923) im Unternehmen tätig, das die Jahre der Inflation gut überstand und 1925 mit über 100 Mill. Meter veredelter Ware ein Rekordjahr hatte. In der Weltwirtschaftskrise wurde die Belegschaft von zunächst 1200 Personen durch Entlassungen erheblich vermindert. Nach 1933 brachte die restriktive Außenhandelspolitik des Nationalsozialismus Probleme bei der Reyon-Fertigung, weil die Baumwollimporte stockten. 1936 schieden der Geh. Kommerzienrat Clemens sowie sein Bruder Ludwig nach 54jähriger Tätigkeit aus dem Unternehmen aus, das im selben Jahr von einer GmbH in eine KG umgewandelt wurde, aber im Familienbesitz blieb. Die Leitung teilten sich nun die drei Vettern Clemens (1892–1953), Wilhelm (1896–1979) und Hans-Edgar (1904–86). Im Februar 1944 wurde das Werk Augsburg durch Bomben zu 85% zerstört. Das Werk Haunstetten, das nur beschädigt worden war, konnte schon in der zweiten Hälfte des lahres 1945 wieder den Betrieb aufnehmen. Hingegen wurde in Augsburg erst seit 1948 wieder gearbeitet.

    Die Nachkriegsgeneration ging, noch unterstützt von den Senioren, getrennte Wege. Die Firma Martini & Cie. wurde in zwei Gesellschaften aufgespalten. Die Textilveredler um Wilhelm (* 1928) setzten die Tradition zunächst unter dem alten Firmennamen fort. 1972 brachten sie die Textilveredelungswerke in einen von der Dierig Holding AG beherrschten Verbund ein, in dem sie unter dem Namen „MCA Martini“ seither europaweit agieren. Hingegen setzte eine große Zahl von Nachkommen der einstigen Firmengründer nach dem 2. Weltkrieg auf die Diversifikation und führte ihre Interessen in der Martini KG fort. In dem noch von Clemens 1949 gemeinsam mit Richard Freudenberg aus Weinheim gegründeten „Frema-Werk“ wurde der Grundstein für die Produktion von Haushaltsartikeln auf Vliesstoffbasis gelegt, die unter dem Namen „Vileda“ weltweit vertrieben werden.

    Eberhard (* 1935), Dr. iur., ist seit 1988 Sprecher des Vorstands der Bayer. Hypotheken- und Wechselbank in München sowie Vorsitzender des Vorstands des Bayer. Bankenverbandes und des Präsidiums des Bundesverbandes Deutscher Banken.

  • Literatur

    R. Martin, Jb. d. Vermögens u. Einkommens d. Millionäre in Bayern, 1914;
    K. O. Pöhl. Ein Band durch 5 Generationen, M. gestern u. heute, 1957 (P v. zahlr. Fam.mitgl.);
    W. Zorn u. L. Hillenbrand, Sechs Jhh. Schwäb. Wirtsch., 125 J. Industrie- u. Handelskammer Augsburg, 1969;
    Blick in d. Frema, 25 J. Fremawerk 1948-1973, 1973;
    H. Hesselmann, Das Wirtschaftsbürgertum in Bayern 1890-1914, 1985;
    Rhdb. (P);
    Firmendokumentation d. Inst. d. Dt. Wirtsch., Köln.

  • Autor/in

    Hans Jaeger
  • Zitierweise

    Jaeger, Hans, "Martini" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 296 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1082012971.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA