Lebensdaten
1636 – 1707
Geburtsort
Breslau
Sterbeort
Göppingen
Beruf/Funktion
Komponist ; Musiktheoretiker ; Dichter
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118616005 | OGND | VIAF: 39470379
Namensvarianten
  • Speer, Georg Daniel
  • Dacianischer Simplicissimus (Pseudonym)
  • Dantzker Student (Pseudonym)
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Zitierweise

Speer, Daniel, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118616005.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Kürschnerfam. in B.;
    V Georg ( vermutl. 1644), Kürschner, Zirklermeister;
    M Margarethe N. N. ( vermutl. 1644); 1 älterer B Valentin;
    1) Großbottwar 1669 Apollonia (1623–94), T d. Nikolaus Buttersack ( um 1668), Organist, Provisor in G., 2) 1694 Anna Löbelenz, Wwe d. N. N. Schübel, Schreiner in Leonberg;
    2 S aus 2) Georg Daniel (* 1697), Präzeptor in G., Johann Georg (* 1699), lebte in Böhmen.

  • Biographie

    S. besuchte eine Schule in der Neustadt und seit 1644 das Maria-Magdalenen-Gymnasium in Breslau. Um diese Zeit verlor er seine Eltern und führte ein unstetes Leben, über das nur wenig bekannt ist. Wahrscheinlich verließ S. früh seine Heimat, erhielt eine Musikerausbildung und ließ sich während der Türkenkriege als Söldner anwerben. Seit 1667 ist er in Göppingen und Großbottwar nachgewiesen, wo er Musik unterrichtete. 1670–73 war er Provisor zuerst in Leonberg, danach in Göppingen. Nach der Veröffentlichung seiner politischen Satire „Der durch das Schondorffische und Göppingische Weiber-Volck Geschüchterte Hahn“ (1689) kam S., der bereits durch Flugschriften zu den Türkenkriegen und zum Pfälz. Erbfolgekrieg politische Kritik geäußert hatte, 1689 kurzzeitig in Haft und wurde nach Waiblingen strafversetzt. 1694 rehabilitiert, kehrte er als Provisor, Kollaborator und Kantor nach Göppingen zurück.

    Als Komponist trat S. u. a. mit einer Sammlung konzerthafter Kompositionen (Ev. Seelen-Gedancken 85, 2 T., 1681/82) und mit dem Werk „Jubilum coeleste“ (1692) hervor, das 32 Konzerte für zwei Diskante mit fünf Violen und Generalbaß umfaßt. Als Musiktheoretiker erwarb er mit seiner didaktischen Schrift „Grundrichtiger kurtz leicht und nöthiger Unterricht Der musicalischen Kunst“ (1687, neu hg. v. I. Ahlgrimm, 1974) und v. a. dem „Choral-gesang-Buch, Auff das Clavir oder Orgel“ (1692) bleibende Verdienste. Das Choralgesangbuch enthält 316 Melodien mit Generalbaßbegleitung, ist damit das erste seiner Art und hatte für die weitere Geschichte des Kirchengesangs zur Orgel wegweisenden Charakter.

    Erst 1933 erkannte der Musikologe Hans Joachim Moser (1889–1967) in S. auch den Verfasser bekannter literarischer Werke. Moser identifizierte S. als Autor des „Ungarischen Oder Dacianischen Simplicissimus“ (1–21683, ³1684, neu hg. v. M. Szyrocki u. K. Gajek, 1973, u. v. H. Greiner-Mai u. E. Weber, 1978, ungar., slowak., poln. Überss.), einem|picaresken Ich-Roman, der nach eigener Aussage in der Tradition von Grimmelshausens „Simplicissimus“ (3 Bde., 1683/84) und des „Frantzösischen Kriegs-Simplicissimus“ (1683) steht. Der gegenüber seinen Vorbildern einfacher strukturierte, aus aneinandergereihten Abenteuergeschichten bestehende „Dacianische Simplicissimus“ gilt als prominentes Beispiel des deutschsprachigen Schelmenromans und ist bis heute wegen seiner Beschreibungen Ungarns und der Tatra von kulturgeschichtlichem Interesse. Zudem enthält er einen der seltenen Bergsteigerberichte aus dem 17. Jh., der vermutlich die Besteigung der Käsmarker Spitze beschreibt. Der Publikumserfolg des „Dacianischen Simplicissimus“ blieb seinen drei Nachfolgewerken (Der Türck. Vagant, 1683; Simplician. Lustig-Polit. Haspel-Hannß, 1684; Simplician. Pfaffen-Gehätz, 1684) versagt.

  • Werke

    W Komp. Musicalischer Leuthe Spiegel, 1687;
    Musicalischer Türckischer Eulen-Spiegel, 1688;
    Philomela Angelica Cantionum Sacrarum, 1683/92; |Bibliogr.:
    Dünnhaupt²;
    VD 17.

  • Literatur

    ADB 35;
    H. J. Moser, Der Musiker D. S. als Barockdichter, in: Euphorion 34, 1933, S. 293–305;
    ders., D. S. als Dichter u. Musiker, in: ders., Musik in Zeit u. Raum, 1960, S. 119–44;
    K. Gajek, Über D. S.s Fam. u. Jugendzeit in Schlesien, in: Acta Litteraria Academiae Scientiarum Hungaricae 9, 1967, S. 281–88;
    ders., D. S.s romanhafte u. publizist. Schrr., 1988 (L);
    F. Burckhardt, in: Lb. Schwaben XI, 1969, S. 48–68 (W, L, Qu);
    ders., Dem Dacian. Simplicissimus auf d. Spur, in: Schwäb. Heimat 26, 1975, H. 2, S. 161–65;
    A. F. Balogh, Nachwirkung v. Motiven u. Topoi d. älteren dt. Lit. im „Ungar. Simplicissimus“ d. G. D. S., in: Das Ungarnbild in d. dt. Lit. d. frühen Neuzeit, „Der Ungar. oder Dacian. Simplicissimus“ im Kontext barocker Reiseerzz. u. Simpliziaden, hg. v. D. Breuer, 2005, S. 95–110;
    R. Zeller, Der „Ungar. Simplicissimus“ zw. Schelmenroman u. Reiseber., ebd., S. 143–60;
    N. G. Etényi, Ungarnberr. im Spiegel d. „Ungar. Simplicissimus“, ebd., S. 215–52;
    D.-L. Döring, in: Schles. Lb. VI, 1990, S. 77–84 (W, L);
    Ostdt. Gedenktage 1986, S. 123–25;
    R. Rudolf u. E. Ulreich, Karpatendt. Biogr. Lex., 1988;
    V. Glosíkovà, Hdb. d. dt.sprachigen Schriftst. aus d. Gebiet d. Slowakei (17.-20. Jh.), 1995;
    Breslau-Lex.;
    MGG;
    MGG²;
    Riemann;
    New Grove²;
    Killy;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L).

  • Autor/in

    Stefan Jordan
  • Zitierweise

    Jordan, Stefan, "Speer, Daniel" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 646-647 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118616005.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA