Lebensdaten
1772 oder 1773 – 1824
Geburtsort
Ingolstadt
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Publizist ; Historiker ; Bibliothekar ; Jurist
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 115664823 | OGND | VIAF: 42572680
Namensvarianten
  • Aretin, Johann Christoph Freiherr von
  • Aretin, Christoph Freiherr von
  • Aretin, Johann Christoph Freiherr von
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Zitierweise

Aretin, Christoph Freiherr von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd115664823.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    B Johann Adam von Aretin (s. 2), Johann Georg von Aretin (s. 4);
    1) Wetzlar 6.6.1795 Dorothea von Requilé (1779–1800), 2) Wetzlar 15.6.1802 Wilhelmine von Hertwig (1777–1849);
    S aus 1) Karl Maria von Aretin (s. 5);
    E Theodor von Aretin (1835–1907), Ingenieur;
    Ur-E Emil Otto von Aretin (Pseudonym Framer, 1889–1932), Schauspieler.

  • Biographie

    Nach dem Studium in Heidelberg und Göttingen wurde A. bereits 1795 Mitglied der Göttinger und 1796 der Münchener Akademie der Wissenschaften. Er stand immer den Kreisen der Illuminaten sehr nahe. 1801 wurde er auf Staatskosten zum Studium der Nationalbibliothek nach Paris entsandt. Seine dort erworbenen Kenntnisse verwandte er als Hofbibliothekar bei der Durchsicht säkularisierter Klosterbibliotheken zur Rettung wertvollster Bestände. Als Mitherausgeber der Zeitschrift „Alemannia“ war er das Sprachrohr von Montgelas und griff in zahlreichen, z. T. maßlosen Flugschriften in die Politik ein. Gegen die Anmaßungen norddeutscher Gelehrter wandte sich A. im sog. Akademiestreit. Seine Maßlosigkeit bereitete seiner Tätigkeit als Hofbibliotheksdirektor ein Ende, wenn sich auch der Verdacht einer Beteiligung an dem Mordanschlag auf F. Thiersch nicht bestätigte. An das Oberappellationsgericht nach Neuburg/Donau versetzt, verfaßte er eine Reihe bedeutender Schriften historischen Inhalts. In seinem Hauptwerk „Staatsrecht der konstitutionellen Monarchie“ (2 Bände 1824/25, mit C. von Rotteck) erweist er sich als Vertreter des abstrakten Rechtsstaats und naturrechtlicher Theorien. In den ersten beiden bayerischen Landtagen spielte A. als Herausgeber der Landtagszeitung und als Vertreter der gemäßigten Opposition eine bedeutende Rolle. Er war ein tatkräftiger Förderer A. Senefelders, des Erfinders der Lithographie, und war auch als Dramatiker und Komponist tätig.

  • Werke

    Weitere W Anonym: Ein neuer Landtag, 1799; Was wir wollen, 1813;
    Entweder - Oder, 1816;
    unter seinem Namen: Btrr. z. Gesch.lit., 1803–10;
    Die Österreicher in Bayern z. Anfang d. 18. Jh.s, 1805;
    Die Pläne Napoleons u. seiner Gegner, bes. in Teutschland u. Österr., 1805;
    Bayer.-tirol. Denkwürdigkeiten, 1806;
    Bayerns größter Umfang unter d. Agilulfingern, Karolingern, Welfen u. Wittelsbachern, 1809 (erstes lithogr. Kartenwerk); Lit. d. Staatsgesch. Bayerns, 1810;
    Biogr. Napoleons d. Gr., 1810;
    Sachsen u. Preußen, 1814;
    Gespräch üb. d. Verfassungsurk. d. Kgr. Bayern, 1818;
    Vaterländ. Erinnerungen bei Gelegenheit d. neu hrsg. teutschen Spielkarten f. d. bayer. Volk, 1819;
    Gesch. d. Juden in Bayern, 1820;
    Wie darf man in d. dt. Bundesstaaten üb. polit. Gegenstände schreiben?, 1824.

  • Literatur

    ADB I; Slg. d. Aktenstücke d. Präs. d. Kgl. Ak. d. Wiss. z. München H. Jakobi u. fünf Konsorten gegen d. kgl. baier. Oberhofbibliothekar Ch. Frhr. v. A. als Beklagten puncto injuriarum atrocissimarum et satisfactionis, 1810; E. Petzet, F. Jakobs üb. d. Münchener Staatsbibl. vor 100 J., in: Beil. z. Allg. Ztg., 1907. Nr. 73;
    C. Wagner, A. Senefelder, 1914;
    K. Löffler, Dt. Klosterbibliotheken, 1918, S. 39 ff.;
    E. v. Aretin, Ch. Frhr. v. A., 1926;
    s. a. L zu 2).

  • Porträts

    Lithogr. v. A. Senefelder (erster lithogr. Versuch).

  • Zitierweise

    Aretin, Karl Otmar Freiherr von, "Aretin, Christoph Freiherr von" in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 348 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd115664823.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Aretin: Johann Christoph Freiherr von A., geb. 2. Dec. 1773 zu Ingolstadt, 24. Dec. 1824, studirte in Heidelberg, Göttingen, und war schon 1799 Generallandesdirectionsrath in München. 1801 machte er eine Wissenschaftl. Reise nach Paris; wurde Mitglied und Vicepräsident der bair. Akademie der Wissensch. und 1802 Aufseher des histor. Faches der Hofbibliothek, 1803 Custos und nachdem er 1803 als Mitglied der Commission zur Durchforschung der säcularisirten Klöster gewirkt hatte, 1806 Oberbibliothekar. Durch seine eingewurzelte|Abneigung gegen Preußen und das norddeutsche Wesen überhaupt ließ er sich zu Angriffen auf die nach Baiern berufenen Gelehrten (bes. Thiersch) fortreißen, die besser unterblieben wären. In Folge derselben legte er 1811 seine Stelle an der Staatsbibliothek nieder, ward Director und 1813 Vicepräsident des Appellationsgerichts zu Neuburg a. Donau, und 1819 Präsident des App.-Gerichts zu Amberg(damals Regenkreis) . Er starb zu München. — Als Schriftsteller machte er sich besonders durch sein „Staatsrecht der constitutionellen Monarchie“ (Altenburg 1824, von Notteck beendet) einen Namen. (2. Aufl. Leipz. 1838—40). Getragen von einer kahlen Nechtsstaatsidee, ein verspäteter Vertreter der alten naturrechtlichen Theorie, bildete er eine abstracte Verfassungslehre aus, in welcher er, den Gedanken Montesquieu's „von der Theilung der Gewalten“ verwerfend, die Einheit der Staatsgewalt (und zwar das rein monarchische Prinzip) als eine begriffliche und praktische Nothwendigkeit vertheidigte und nur in Beziehung auf einzelne Thätigkeiten derselben, aus Klugheits- und Erfahrungsgründen Bedingungen und Beschränkungen zuläßt. Bei seinem überwiegenden Sinne für das Formale des Staatslebens brachte er es zu keinem lebensvollen Begriff der Verwaltung und sprach sich insbesondere energisch gegen die Wohlfahrtspolizei aus. Das vollständigste Verzeichniß seiner Schriften findet sich in der oben erwähnten Schrift „Die Familie Aretin“ S. 36 f.

  • Autor/in

    v. Inama.
  • Zitierweise

    Inama von Sternegg, Theodor, "Aretin, Christoph Freiherr von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 1 (1875), S. 518-519 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd115664823.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA