Lebensdaten
1713 – 1799
Geburtsort
Linz
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Theaterintendant
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 131919237 | OGND | VIAF: 3618826
Namensvarianten
  • Seeau zu Mühlleuthen, Joseph Anton Johannes Adam Dismas Graf von
  • Seeau, Joseph Anton Graf von
  • Seeau zu Mühlleuthen, Joseph Anton Johannes Adam Dismas Graf von
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Seeau, Joseph Anton Graf von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd131919237.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus ursprüngl. im Salzkammergut ansässiger Fam., d. 1582 nobilitiert wurde;
    V Anton Nicolaus Franz Xaver (1672–1743), auf Ebenzweier, Thalheim, Hilprechting, Puchberg, Reuth u. Roith;
    M Maria Eusebia Susanna (1683–1729), T d. Johann Frhr. v. Kageneck (Kagenegg) auf Munzingen u. d. Maria Anna Susanna Magdalene v. Andlau a. d. H. Wittenheim;
    Schw Maria Anna Barbara Charlotte Therese (* 1715), Maria Walpurgis Therese Elisabeth (* 1722), kurbayer. Hofdame, 1736 Sternkreuzordensdame;
    1740 Maria Anna, T d. Constantin Joseph Reichsgf. v. Gatterburg (1678–1734), Frhr. auf Retz, Herr auf Zwölfaxing, Pellendorf, Hösting u. Boskowartin, u. d. Maria Theresia Benigna Reichsfreiin Stöckel v. Löwenstock (1673–1754);
    1 S (früh †).

  • Biographie

    Über S.s Jugend ist wenig bekannt. Als Rat der wittelsbach. Kurfürsten von Köln und Bayern stand er zu Zeiten des Österr. Erbfolgekriegs auf der Seite des bayer. Kf. Karl Albrecht und fiel deshalb am Wiener Kaiserhof in Ungnade; sein Vermögen wurde konfisziert, er selbst wegen Landesverrats zu lebenslanger Festungshaft verurteilt, die er zunächst in Temesvar abbüßte. Von Ksn. Maria Theresia begnadigt, wurde er 1745 des Landes verwiesen und übersiedelte nach München, wo er bis zu seinem Tod lebte.

    Hier entwickelte er ein enges Verhältnis zu Kf. Max III. Joseph, der ihn zum kfl. Kämmerer ernannte. Außerdem bekleidete S. das Amt eines „Cavaliers von der deutschen Jagd“. 1753 wurde er zum Hofmusik- und Hoftheaterintendanten als Nachfolger des Joseph Gf. v. Salern (1718–1805) ernannt; gleichzeitig erfolgte die Fertigstellung des neuen Theaters unter Leitung von François de Cuvilliés (1731–77) sowie die Berufung von Andrea Bernasconi (1706–84) zum Vizekapellmeister. Auf S.s Initiative begann die allmähliche Zurückdrängung des veralteten Opera seria-Stiles vom Typus Bernasconis und die Öffnung zu moderneren Gattungen und ästhetischen Entwicklungen des Theaters und der Oper. Eine erste Neuerung war seit etwa 1770 die Aufwertung der Opera buffa, die seit etwa Mitte der 50er Jahre eine Randerscheinung als Sommervergnügen des Münchner Hofes gebildet hatte. Im Rahmen seiner eigenen ganzjährigen „Entreprise“ im Salvatortheater – das jedermann gegen Bezahlung zugänglich war – wurde als Ergänzung zur Opera seria ein umfangreiches Buffa-Repertoire im Karneval aufgeführt. Dafür vergab S. auch eigene Kompositionsaufträge; das bedeutendste Buffa-Werk der Zeit war Mozarts „La finta giardiniera“ (1775).

    Nach der Auflösung der franz. Hoftheatergruppe 1758 engagierte S. zahlreiche fahrende Schauspieltruppen nach München. 1776, nach dem Rückgang des Interesses an der Opera buffa, übernahm er die Oberdirektion der „deutschen Komödie“, also des Schauspiels, durch Verpflichtung der Schauspieltruppe von Johann Baptist Nießer (1739–1811). Das Alte Opernhaus am Salvatorplatz, das S. zur alleinigen Nutzung überlassen worden war, wurde in eine „National-Schaubühne“ verwandelt, die auch Singspiele sowie franz. und ital. Opern – in dt. Übersetzung – zur Aufführung brachte. 1777 engagierte S. Emanuel Schikaneder (1751–1812) nach München, der sowohl als Komödiant als auch mit großem Erfolg in Shakespeare-Rollen hervortrat.

    1778 wurde S. vom neuen Kf. Carl Theodor in seinem Amt bestätigt. Seine Unternehmungen wurden weiter mit jährlich 24 000 fl. für die Hofoper, für das Ballett mit 15 000 fl. und für die dt. Schauspielbühne mit 9000 fl. subventioniert. Die in Mannheim noch|stärker ausgeprägte Abkehr von der herkömmlichen ital. Opera Seria führte in München schließlich zu deren Verbot 1787. Die Mannheimer Tendenzen zu neuen Formen des Musiktheaters – Dt. Oper, Ballettpantomime und Melodramen – beförderte S. bewußt; Anton Schweitzers (1735–87) dt.sprachige „Alceste“, die Karnevalsoper der Saison 1779, wurde jedoch ein Mißerfolg. Den Höhepunkt der Intendanz S.s bildete die Vergabe des Auftrags an W. A. Mozart für „Idomeneo“ als Karnevalsoper des Jahres 1781.

    S. beherrschte als Intendant alle Münchener Spielstätten. Er übernahm auch die Leitung der seit 1782 durchgeführten „Liebhaberkonzerte“, eine zahlendem Publikum offen stehende Konzertserie im Redoutensaal in der Prannergasse.

    Nach Kf. Carl Theodors Tod reichte S. seinen Rücktritt ein und starb nur zwölf Tage später. Zuvor vernichtete er einen Großteil der Unterlagen, die seine finanzielle und organisatorische Mißwirtschaft hätten beleuchten können. Er hatte die Zuschüsse der Unternehmungen gegeneinander verrechnet und hinterließ seinen Nachfolgern ein finanzielles Chaos. Dennoch bedeutet die Ägide S.s eine Periode von entscheidenden Impulsen für die Münchner Theatergeschichte. Nach seinem Tod wurden seine Kompetenzen aufgeteilt: Clemens Gf. v. Törring-Seefeld (1758–1837), der S. bereits seit 1784 als Vizeintendant zur Seite gestellt worden war, folgte ihm in sein Amt als Hofmusikintendant, der Theaterdichter Joseph Marius Frhr. v. Babo (1756–1822) wirkte zunächst als Theaterkommissar, seit 1805 auch mit dem Titel des Hoftheaterintendanten.

  • Auszeichnungen

    Großkreuz d. St. Michaels-Ordens (1764);
    WGR;
    Mitgl. d. Illuminaten-Ordens (1776);
    Ehrenmitgl. d. Bayer. Ak. d. Wiss. (1777).

  • Literatur

    L. v. Westenrieder, Von d. Zustand d. Theaterwesens in München, 1782;
    F. M. Rudhart, Gesch. d. Oper am Hof zu München, I. T., Die italiänische Oper v. 1654–1787, 1865;
    P. Legband, Münchner Bühne u. Litteratur im 18. Jh., 1904;
    E. J. Weiss, Andrea Bernasconi als Opernkomp., Diss. München 1923;
    M. Zenger, Gesch. d. Münchner Oper, hg. v. Th. Kroyer, 1923;
    H. Bolongaro-Crevenna, L'Arpa festante, Die Münchner Oper 1651–1825, 1963;
    R. Münster (Hg.), Wolfgang Amadeus Mozart, Idomeneo, 1781–1981, Essays, Forsch.berr., Kat., 1981;
    ders., „Ich bin hier sehr beliebt“, Mozart u. d. kfl. Bayern, 1993;
    ders., „Ich würde München gewis Ehre machen“, Mozart u. d. kfl. Hof zu München, 2002 (P);
    K. Holter (Hg.), Gesch. d. Schlosses Puchberg, 1990;
    H. Zehetmair u. J. Schläder (Hg.), Nat.theater, die Bayer. Staatsoper, 1992;
    K. Böhmer, W. A. Mozarts Idomeneo, 1999;
    C. Ulrich, Das kgl. Hof- u. Nat.theater unter Max I. Joseph v. Bayern, 2000;
    Th. Göllner u. St. Hörner (Hg.), Mozarts Idomeneo u. d. Musik in München z. Zeit Karl Theodors, 2001;
    Kosch, Theater-Lex.

  • Porträts

    Zeichnung, um 1780 (München, Bayer. Staatsbibl., Hss.abt.), Abb. in: R. Münster, „Ich würde München gewis Ehre machen“, 2002 (s. L).

  • Autor/in

    Stephan Hörner
  • Zitierweise

    Hörner, Stephan, "Seeau, Joseph Anton Graf von" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 129-130 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd131919237.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA