Lebensdaten
um 1490 – 1544
Sterbeort
Schalkstetten bei Geislingen (Württemberg)
Beruf/Funktion
Komponist ; Kontrapunktist
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 119368706 | OGND | VIAF: 208370653
Namensvarianten
  • Dux, Benedikt
  • Herzog, Benedikt
  • Ducis, Benedictus
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen im NDB Artikel
Personen in der ADB

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Ducis, Benedictus, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119368706.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Wahrscheinlich ist D. alemannischen Stammes, doch liegen Herkunft und Biographie noch vielfach im dunkeln. Auch über seinen Bildungsgang als Musiker fehlen Quellen und Zeugnisse. Sicher nachweisbar wird er erst seit dem Jahre 1532, wo er in Ulm als Bewerber um ein evangelisches Pfarramt begegnet. Zeitgenössische Briefe erlauben den Rückschluß, daß sich D. vordem längere Zeit in Österreich aufgehalten hat, jedenfalls in freundschaftlicher Verbindung mit dem Humanisten Joachim Vadian während dessen Wiener Jahre (bis 1518), als Musiker vielleicht im Umkreis Heinrich Isaacs heranwachsend. Offenbar hat er ein uns unbekanntes Amt im Österreichischen um seines Glaubens willen aufgeben und das Land verlassen müssen. Hiermit stimmt zusammen, daß D. zu Reformatoren und Humanisten des deutschen Südwestens mancherlei Beziehungen gepflegt hat. Seit 1533 wirkte er als Pfarrer in Stubersheim bei Geislingen, von 1535 an bis zu seinem Tode im benachbarten Schalkstetten. Sein umfangreicher kompositorischer Nachlaß ist anscheinend großenteils in den Besitz der Heidelberger Hofkapelle gekommen, wie aus dem einzig erhaltenen Kapellkatalog hervorgeht. – Stilistisch steht die Musik des D., von der vor allem in Wittenberger und Nürnberger Drucken der Zeit nur Bruchstücke überliefert sind, im Zeichen der überragenden Meister H. Isaac und L. Senfl. Der Anteil des Geistlichen überwiegt durchaus (Kirchenlied-Bearbeitungen, Antiphonen, Hymnen und Proprien, vielfach in Zyklen, wie es im besonderen oberdeutscher Tradition entspricht); die Vertonung Horazischer Oden rundet das Bild zum Humanistischen hin ab.

  • Literatur

    ADB V; D. Bartha, B. D. u. Appenzeller. Ein Btr. z. Stilgesch. d. 16. Jh., 1930;
    S. Hermelink, in: „Ottheinrich“, Gedenkschr. z. vierhundertj. Wiederkehr s. Kurfürstenzeit in d. Pfalz (1556–59), 1956;
    H. Albrecht, Vorwort z. B. D., Zwei Psalmmotetten, 1957; ders., in: MGG III, Sp. 858-64 (W, L).

  • Autor/in

    Walter Gerstenberg
  • Zitierweise

    Gerstenberg, Walter, "Ducis, Benedictus" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 150-151 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119368706.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Ducis: Benedictus D., einer der ausgezeichnetsten Contrapunktisten aus dem 2. Viertel des 16. Jahrhunderts, Zeitgenosse von Stephan Mahu und Thomas Stoltzer, mit denen Hermann Finck ihn unter den nächsten Nachfolgern des Josquin, Heinrich Isaak etc. aufzählt. Im übrigen ruht auf seinen Lebensverhältnissen ein bis jetzt nur wenig erhelltes Dunkel. Ob er von Geburt ein Niederländer oder Deutscher gewesen, ist nicht ausgemacht; wahrscheinlich aber war er ein Niederländer und sein ursprünglicher Familienname Herzog; D. ist nur eine Uebertragung desselben ins Lateinische, und zwar in den die Abstammung bezeichnenden Genitiv, was bei den damaligen Niederländern keine Seltenheit ist. Walther führt ihn unter dem Namen Dux auf. Eine Anzahl von Tonsätzen aus seinem Zeitalter tragen nur den Taufnamen Benedictus und mögen wenigstens größerentheils dem Benedictus D. angehören, wiewol nicht leicht zu entscheiden ist, wieviel Antheil noch ein anderer Benedictus, zubenannt von Appenzell, daran haben mag. Auch der vierstimmige Trauergesang auf Josquin's Tod (im 7. Buch der Chansons, Antwerp. bei Tilm. Susato, 1545, in Part. bei Burney, Gesch. II, 513) ist mit Venedictus bezeichnet, und die Annahme, daß D. ein Schüler des Josquin gewesen sei, würde jedenfalls an Sicherheit gewinnen, wenn er wirklich als derselbe Benedictus und Componist dieses Trauergesanges nachzuweisen wäre. Dem Stil nach gehören die Tonsätze|des D. zum vorzüglichsten ihrer Zeit, ausgezeichnet durch trefflich gewandte, angenehm fließende Führung und wirksame Combination der Stimmen, Klarheit und Reinheit im Contrapunkt, Vollständigkeit und Klangreichthum der Harmonie. Theils sind sie geistlichen theils weltlichen Inhaltes, über lateinische, flamendische, französische und deutsche Texte, und unter seine frühesten gedruckten Arbeiten gehören auch die Harmonien über alle Oden des Horaz 3—4 voc., welche zu Ulm 1539 herauskamen. Sonst sind sie in folgenden Sammelwerken enthalten, wobei freilich zweifelhaft bleibt, ob unter dem Namen Benedictus auch allemal Ducis zu verstehen ist. Motetten: in „Motetti de Fiore“, Lugdun, Jac. Modern., libb. III, V. 5—6 voc. 1538, 1543; III, IV. 4 voc. 1539; in den 4 Büchern Cantiones sacrae“, Antverp. bei Tilman Susato, 1546, und in den 8 Büchern „Cantiones sacrae“ 5—6 voc., Löwen bei P. Phalesius 1554—57 (auch im 1. Thl. von Ochsenkhun's Lautenbuch, Heidelb. 1558); — Concentus: in der Sammlung 4—8 voc., Augsburg bei Uhlhard, 1545; — Psalmen: „Psalmorum selectorum etc.“, Nürnberg bei Petreius, Tom. II, 4—5 voc. 1539, Tom. III. 4—5 etc. voc. 1542; — „Psalmor. selector. Tom. II, III“, 4 etc. voc., Nürnberg bei Montanus und Neuber, 1553; — Passionsges. in „Harm, select.“ 4 voc., Wittenberg bei G. Rhaw, 1538; — Andere Gesänge und Lieder: „Lib. II. novi operis musici“ 4—6 voc., Nürnberg bei Formschneider, 1538; „Cant. selectiss. nec non familiariss. ultra centum“, Augsb. bei Kriesstein, 1540; G. Forster, „Auszug etc. frischer Liedlein“, Nürnb. bei Petreius, 1540; „Trium vocum cantiones centum“, ebd. bei dems. 1541; „123 neue geistl. Gesänge für die gemeinen Schulen“, Wittenb. bei G. Rhaw, 1544, zehn Tonsätze von D. über gebräuchliche Kirchenmelodien enthaltend; Lib. IV — VII der „Chansons“ Antwerpen bei Tilman Susato, 1544—45; „Cantiones“ 5—7 voc, Augsb. bei Kriesstein, 1545: Lib. VII der „Chansons“ 4 voc., Antwerpen bei Bellere, 1597.

  • Autor/in

    v. Dommer.
  • Zitierweise

    Dommer, Arrey von, "Ducis, Benedictus" in: Allgemeine Deutsche Biographie 5 (1877), S. 445-446 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119368706.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA