Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Nürnberger Patrizierfamilie
Konfession
-
Normdaten
GND: 141245859 | OGND | VIAF: 120853093
Namensvarianten
  • Schürstab

Porträt(nachweise)

Verknüpfungen

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Zitierweise

Schürstab, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd141245859.html [19.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Die S. sollen der eigenen Überlieferung nach (Genealogien des 15.-17. Jh.) und nach Angaben der Nürnberger Chronistik (so noch Müllner, Annalen, 1623) vom Adelsgeschlecht der Trauttenberger aus der Umgebung von Hermannstadt (Siebenbürgen) abstammen. Fragmente eines Handelsbuchs um 1360/80 scheinen diese Überlieferung durch Handelsbeziehungen zu bestätigen. 1299 ist erstmals ein Friedrich urkundlich in Nürnberg erwähnt, als er Grundbesitz am Fischbach innerhalb der Stadtmauern verkaufte. Seit 1316/17 treten die S. verstärkt als Zeugen, Bürgen bei Bürgerrechtsaufnahmen und Stifter auf; wohl seit 1355 ist die Familie mit Leopold ( 1395) als Jungem Bürgermeister im Inneren Rat nachzuweisen.

    Die S. schöpften ihren Reichtum aus dem Fernhandel: Im 14. und 15. Jh. handelten sie mit Edel- und anderen Metallen und Metallwaren, Gewürzen, Tuchen, Weinen, Wachs und Waid zwischen Flandern, Ungarn, Preußen, Italien und Spanien. Sie hatten im 14. Jh. Stützpunkte in Maastricht, Tournai, Köln, Erfurt, Thorn, Ofen, Genua und Venedig. In den 1420/30er Jahren ist die Handelsgesellschaft des Sebald ( 1433) mit dem Oberpfälzer Eisenunternehmer Nikolaus Streber in Como und Mailand zu finden, 1415 stellt Kg. Ferdinand von Aragon Sebald einen Geleitbrief aus. Handelspartner waren Nürnberger sowie St. Galler und Ravensburger Kaufleute. Insbesondere im Handel mit Polen und Ungarn sowie mit der Lombardei spielten die S. eine herausragende Rolle. Schon früh waren sie auch in Geldgeschäften engagiert. Das Handelsbuch der Schürstab-Gesellschaft belegt zwischen 1360 und 1380 Konten der Nürnberger Wechsler Lutz Eckhart und Erhart Frumann, was auf Geldgeschäfte mit Köln, Erfurt, Mühlhausen (Thüringen) und Venedig, aber auch mit Ks. Karl IV. schließen läßt. 1372 bildeten die Nürnberger Kaufleute Leopold S., Ulrich Stromer, Ulrich Groland und Marquart Mendel ein Konsortium, das durch Subsidien hochstehende Geistliche am päpstl. Stuhl in Avignon bewegen sollte, der Reichsstadt Nürnberg das Amt eines geistlichen Richters zuzugestehen und sie somit vom bfl. Gericht zu Bamberg unabhängig zu machen. Auch Erhard d. Ä. ( 1439) und Erhard d. J. ( 1461, s. ADB 33) betätigten sich als Finanziers in größerem Ausmaß, der Vater u. a. für die Könige Ruprecht und Sigismund, der Sohn zusammen mit den Medici für Hzg. Ludwig VIII. von Bayern-Ingolstadt.

    Auch im geistlichen Leben Nürnbergs spielten die S. eine Rolle: 1317 stiftete Hermann die Kapelle des Siechkobels St. Leonhard. 1367 wurde Margaretha, 1403 Elisabeth Äbtissin des Klaraklosters. Erhard leitete 1505-08 als Prior das Nürnberger Karmeliterkloster, und als letzter Prior stand Georg diesem Kloster vor, das er im Zuge der Reformation 1525 an den Nürnberger Rat übergab. Eng verbunden waren die S. mit dem Nürnberger Hl.-Geist-Spital. Mit Leopold (1369–81), Erhard d. Ä. (1420–39) und Erhard d. J. (1449–60) stellten sie drei Spitalpfleger. Die Heiliggeistkirche war ihre bevorzugte Grablege, hier wurden 1339-1567 24 Angehörige der Familie beigesetzt. 1379 stiftete der Spitalpfleger Leopold eine reich dotierte Ewigmesse am Heiliggeistaltar in der Spitalkirche, zu der auch ein Pfründhaus auf dem Spitalkirchhof gehörte. Aus den Einkünften dieser Stiftung wurde nach der Reformation ein Vikar besoldet. Weiterhin sind zu den Stiftungen der Familie ihre Gedächtnisse in den Nürnberger Kirchen zu zählen. In der Spitalkirche hat sich lediglich ein Wappen der Familie erhalten; das um 1380 entstandene Schürstab-Fenster in der Sebalduskirche zeigt u. a. den knieenden Stifter und Darstellungen aus der Passion Christi. In der Marthakirche ist das sog. „Blaue Fenster“ erhalten, ein von den S. um 1410 gestiftetes Glasgemälde mit Heiligenlegenden und einer Pfingstdarstellung.

    Erhard d. Ä. verhandelte zusammen mit Sebald Pfinzing als Alter Bürgermeister 1412 die Huldigung der Reichsstadt vor Kg. Sigismund. Als Septemvir vertrat er seine Vaterstadt auf dem Konstanzer Konzil. Seit 1423 Oberster Hauptmann seiner Vaterstadt, wurde er zusammen mit dem Pfarrer an St. Lorenz Konrad Konhofer und mit Stephan Koler zu Papst Martin V. nach Rom geschickt, um dort die mit der Übergabe der Reichskleinodien an Nürnberg verbundenen geistlichen Rechte auszuhandeln. 1426 wurde er Zweiter Losunger, seit 1431 leitete er als Vorderster Losunger bis zu seinem Tod 1439 die Geschicke der Reichsstadt. Wiederholt diente er seiner Vaterstadt zudem als Kriegshauptmann.

    Erhard d. J. wurde 1440 als Junger Bürgermeister Mitglied des Inneren Rats, 1446 Alter Bürgermeister, 1450 Septemvir, 1456 Oberster Hauptmann und Zweiter Losunger, 1457 Vorderster Losunger. Ähnlich wie sein Vater 1421-39 zählte er 1454-60 alle zwei Jahre zu den fünf Ratswählern, denen die Zuwahl zum Inneren Rat oblag. Als Nürnberger Kriegshauptmann trat er erstmals 1443/44 in der Fehde mit den Herren von Waldenfels bei der Eroberung der Burg Wartenfels (Lkr. Kulmbach) und der Belagerung Lichtenbergs (b. Naila) hervor. Im 1. Markgrafenkrieg 1449/50 wiederum einer der sechs Kriegsherren, zeichnete er sich besonders als Befehlshaber des Fußvolks bei der Schlacht am Pillenreuther Weiher am 11.3.1450 aus. Als Diplomat vertrat er seine Heimatstadt u. a. als Vermittler beim Ratsaufruhr in der Reichsstadt Schweinfurt 1447-50 und auf dem Reichstag zu Regensburg 1454. Er ließ sämtliche Berichte und Ordnungen zum Markgrafenkrieg sammeln, veranlaßte 1449 eine Inventur in der Stadt, der wir eine frühe Bevölkerungszählung verdanken, und ließ 1459 von Baumeister Endres Tucher die Brunnen und Wasserleitungen der Stadt erfassen, um die Wasserversorgung sicherzustellen.

    Mit Hilfe der im Fernhandel und durch Geldgeschäfte erzielten Gewinne konnte beträchtlicher Grundbesitz erworben werden. Seifried ( 1338) erbaute den großen Schürstab-Hof in der Lammsgasse (Nr. 14) und erwarb 1328 den Geschlechtersitz am Milchmarkt (Schürstabhaus am Albrecht-Dürer-Platz 4), der 1478 an die Zingel veräußert wurde. Wie aus der Pfründstiftung für das Hl.-Geist-Spital von 1379 hervorgeht, besaßen die S. Güter in Hausen und Flexdorf bei Fürth sowie in Frohnhof bei Forchheim. Ihr bedeutendster und später namengebender Besitz wurde der Herrensitz Oberndorf (Gde. Möhrendorf) bei Erlangen, den Leopold 1375 von den Seckendorff erwarb.

    In der 2. Hälfte des 16. Jh. verlor das Geschlecht an Bedeutung. 1605 mußte Oberndorf an die Tucher verkauft werden. Hieronymus ( 1584) wurde als letzter Vertreter des Geschlechts Mitglied des Inneren Rats, kam jedoch über das „Einstiegsamt“ eines Jungen Bürgermeisters während seiner Ratszeit (1576–83) nicht hinaus. Der letzte männliche Vertreter der Familie, Johann Meinhard ( 1668), war nürnberg. Pfleger zu Hiltpoltstein, wurde 1655 abgesetzt und erhielt im Marstall auf der Insel Schütt freie Wohnung sowie ein jährliches Gnadengeld. In den folgenden Jahrzehnten kam es wegen der geforderten Zulassung angeblicher Nachkommen der patrizischen S. zu den Ratsämtern zu Streitigkeiten und Prozessen. Nach hartnäckigem Weigern mußte sich der Rat den ksl. Aufforderungen beugen und Georg Wolfgang ( 1743), der seit 1717 Genannter des Größeren Rats war, zu Ratsämtern zulassen; er wurde 1729 Stadtalmosenpfleger. Volle Anerkennung erlangte er, der ohne Nachkommen starb, aber innerhalb der ratsfähigen Familien nicht.

  • Literatur

    J. E. Bischoff, Die „Geraeine Dorffs-Ordnung f. Möhrendorf“ b. Erlangen v. 1543, in: Erlanger Bausteine 26, 1979, S. 57-68;
    R. Giersch, Gesch. d. ma. Geschl.sitzes am Milchmarkt, 1995, S. 1-18 (Ms.);
    Stadtlex. Nürnberg;
    H. Ulmschneider, Erasmus u. Erhard S., in: Vf.-Lex. d. MA²;
    Ch. Schaper, Erhard S., in: Berühmte Nürnberger;
    G. Friedrich, Bibliogr. z. Patriziat d. Reichsstadt Nürnberg, 1994;
    |

  • Quellen

    Qu StadtA Nürnberg: E 1/619 (Genealog. Papiere); J. Müllner, Die Ann. d. Reichsstadt Nürnberg v. 1623, 3. Bde., 1972-2003.

  • Autor/in

    Michael Diefenbacher
  • Zitierweise

    Diefenbacher, Michael, "Schürstab" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 649-650 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd141245859.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA