Lebensdaten
um 1512 oder 1516 – 1554
Geburtsort
Dortmund
Sterbeort
Dortmund
Beruf/Funktion
Dichter ; katholischer Theologe ; Pädagoge ; Humanist
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118795376 | OGND | VIAF: 122284849
Namensvarianten
  • Jacobus de Tremonia
  • Schöpper, Jakob ( ADB)
  • Schoepper, Jacob
  • mehr

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Zitierweise

Schoepper, Jacob, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118795376.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V vermutl. Johann, 1478-1530 nachweisbar, aus Patrizierfam. in D., Priester, Ratssekr. in D.;
    M N. N.

  • Biographie

    S.s Leben läßt sich aufgrund der dürftigen Quellenlage nur rudimentär rekonstruieren; urkundlich belegt ist lediglich sein Wirken als Geistlicher, Notar und Schriftsteller in Dortmund. S. besuchte vermutlich die humanistische Schule zu Münster und studierte u. a. in Löwen (Jan. 1542 Immatrikulation als Jacobus de Tremonia) Rechte und Theologie. Seit 1543 wirkte er als Seelsorger an dem von seinem Freund Johann Lambach (um 1512–82) gegründeten Dortmunder Gymnasium, seit 1544 zudem als Prediger an St. Petri und seit 1546 an St. Marien. Seine Katechismuspredigten (Institutio christiana, 1555) und Kanzelpredigten (Conciones, 1557–58) wurden von Lambach postum in den Druck gegeben. Zur christlichen Unterweisung der Schüler veröffentlichte S. 1548 einen Katechismus, der wegen seiner Annäherung an die prot. Sakramenten- und Rechtfertigungslehre von der vorgesetzten Behörde unter Johannes Gropper (1503–59) inkriminiert und eingezogen wurde; 1549 erschien der Katechismus in einer revidierten, dogmenkonformen Fassung. Mit seiner auf der Basis oberdt. Quellen erarbeiteten Synonymik (Synonyma, 1550, Nachdr. 1927) suchte S. die Verbreitung des Hochdt. im niederdt. Sprachraum zu begünstigen und die Ausdrucksweise der Prediger, Schreiber und Redner zu bereichern. Neben einer Synopse hoch- und niederdt. Wörter für 1400 nach Rubriken geordnete lat. Begriffe bietet das Buch etwa 6000 dt. Entsprechungen. Für das nach dem pädagogischen Programm Johannes Sturms eingerichtete Schultheater des Dortmunder Gymnasiums verfaßte S. 1544-53 – in Abgrenzung von den bloß unterhaltsamen Fastnachtsspielen – sechs moralisch-erbauliche, sprachlich sowohl an Plautus und Terenz als auch an humanistischen Autoren (Georgius Macropedius, Jacobus Zovitius, Sixt Birck) orientierte lat. Bibeldramen. Sein dt.sprachiges Drama „Joseph“ (1546) ist nicht erhalten.

    S. zeigt sich in seinen Schriften als Vertreter eines reformorientierten Katholizismus, der Divergenzen zwischen den Konfessionen durch die religiöse Unterweisung von Klerikern und Laien auszugleichen suchte. Sein pädagogisches Programm zielte gleichermaßen auf Stärkung der Frömmigkeit, sittliche Formung und soziale Disziplinierung der Gläubigen. Von der theologischen und rhetorischen Schulung der Priester versprach S. sich eine stärkere Glaubwürdigkeit ihrer Verkündigung. In seinen Dramen favorisierte er idealtypische biblische Figuren wie Joseph, David, Abraham, Jakob und Johannes den Täufer. Geht es in „Ectrachelistes, sive Joannes Decollatus“ (1545) und in „Tentatus Abrahamus“ (1551) um die Glaubensfestigkeit in Zeiten der Bedrohung, so werden in „Euphemus seu felicitatus Iacob“ und „Ovis perdita“ (1553) biblische Stoffe zu einer Tugendlehre für die Jugend aufbereitet. Werden schon in S.s auflagenstärkstem Stück, der allegorischen „Voluptatis ac virtutis pugna“ (1546), Vorbehalte gegenüber dem Lebensstil von Klerus und Gesellschaft vernehmlich, so geriet seine „Monomachia Davidis et Goliae“ (1550) vollends zu einem innerkath. Politikum: Wegen der Deutbarkeit des Kampfes Davids mit Goliaths als desjenigen Luthers|mit dem Papst wurde sie im 16. Jh. auf den Index der verbotenen Bücher gesetzt. Trotz unübersehbarer dramaturgischer Schwächen erzielten S.s Dramen durch Nachdrucke, volkssprachl. Übersetzungen und Nachahmungen einzelner Szenen eine beachtliche Wirkung.

  • Werke

    Weitere W Catechismus brevis et catholicus, 1548, ²1549(15 Aufll.;
    dt. Übers. 1562);
    Comoediae et tragoediae sacrae, 1562.

  • Literatur

    Über e. wenig bekannten kath. Katechismus aus d. ersten Hälfte d. 16. Jh., in: Der Katholik 41, 1862, S. 451-74;
    H. Junghans, S. als theol. u. dramat. Schriftst., in: A. Döring, Johann Lambach u. d. Gymnasium zu Dortmund v. 1543-1582, 1875, S. 85-99;
    E. Schröder, J. S. in Dortmund, 1889;
    ders., J. S. v. Dortmund u. seine dt. Synonymik, 1889;
    K. Schulte-Kemminghausen, Die „Synonyma“ J. S.s, 1927;
    W. F. Michael, Das dt. Drama d. Ref.zeit, 1984, bes. S. 248-53;
    U. Olschewski, Erneuerung d. Kirche durch Bildung u. Belehrung d. Volkes, Der Btr. d. Dortmunder Humanisten J. S. zur Formung d. Frömmigkeit in d. frühen Neuzeit, 1999 (W-Verz. S. 300-16);
    A. Biermann, Das Dortmunder Kollektenbuch, in: Jb. f. westfäl. KGesch. 95, 2000, S. 51-88;
    P. O. Müller, Dt. Lexikographie d. 16. Jh., Konzeptionen u. Funktionen frühneuzeitl. Wörterbücher, 2001, bes. S. 417-22.

  • Autor/in

    Ralf Georg Czapla
  • Zitierweise

    Czapla, Ralf Georg, "Schoepper, Jacob" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 432-433 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118795376.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Schöpper: Jacob S., Humanist und lateinischer Dramatiker. Er entstammte den Kreisen des Dortmunder Patricierthums, wie aus der Widmung eines seiner Dramen an die Bürgermeister Lambert und Nicolaus von Berswordt, seine „cognati“, hervorgeht, und war von Jugend auf befreundet mit Johann Lambach (Scevastes), der 1543 mit Unterstützung des Rathes das Dortmunder Gymnasium gründete. Ueber seine Lehrer und seinen Studiengang wissen wir nichts, doch wird er ähnlich wie Lambach in jüngern Jahren den Unterricht der Münsterschen Humanisten genossen, später wenigstens indirect den Einfluß des Joh. Sturm erfahren haben. Seit 1544 ist er in Dortmund als Prediger nachweisbar, zunächst an S. Petri, dann an S. Marien, wo er anfangs Ecclesiast, später Presbyter war und als Prediger das aristokratische Publicum der Reichsstadt zu seinen Zuhörern zählte. Seine Kanzelreden hat in der lateinischen Niederschrift Lambach nach dem Tode des Freundes herausgegeben (drei Bände, Dortmund 1557, 1560). Daneben war er offenbar der Religionslehrer und Seelsorger des Gymnasiums: die Katechismuspredigten, welche Lambach als „Institutio christiana“ (Köln 1561, und im gleichen Jahre nochmals als Bd. IV der großen Sammlung, Dortmund 1561) herausgab, mögen vor den Schülern der gelehrten Anstalt gehalten sein. Aus dieser Lehrthätigkeit war offenbar auch der „Katechismus“ hervorgegangen, dessen erste, für uns verlorene Ausgabe 1548 herauskam und durch Zugeständnisse an die Evangelischen, vor allem in der Lehre von den Sacramenten und vielleicht auch in der Rechtfertigungslehre, lebhaften Anstoß erregte. Durch die ernsten Vorstellungen höherer Geistlicher eingeschüchtert, wohl auch durch die Zurückhaltung des conservativen Rathes wankend geworden, wich S. zurück. Er suchte den Sachverhalt alsbald in einer zweiten Ausgabe des „Catechismus brevis“ (Dortmund 1549) zu vertuschen und hat von da an der katholischen Kirche, als deren Sohn er sich eifrig bekannte, keinen Anstoß mehr gegeben. Am 11. Juni 1554 ist er in seiner Vaterstadt gestorben.

    Aus seiner literarischen Thätigkeit interessirt uns besonders zweierlei. Zunächst, durch Anlage und Tendenz, seine deutsche Synonymik („Synonyma“, Dortmund 1550), ein nach sachlichen und begrifflichen Rubriken geordnetes synonymisches Wörterbuch, das auf oberdeutschen Quellen (Formulare, Dasypodius, Adam Petri u. A.) beruht und den ausgesprochenen Zweck verfolgt, dem hochdeutschen Wortschatz in Niedersachsen Eingang und Verbreitung zu verschaffen. Die Vorreden, die zu den interessantesten Urkunden für die Geschichte unserer Schriftsprache gehören, verrathen deutlich das weitere Ideal des Verfassers, die Verdrängung auch des niederdeutschen Lautstandes aus der Umgangs- und Litteratursprache seiner Landsleute. Aber nur als Symptom, schwerlich als Förderer der gemeinsprachlichen Bewegung hat das Werkchen Interesse: ein praktischer Erfolg konnte ihm schon|wegen der ungeschickten Bevorzugung des oberdeutschen, speciell des alemannischen Wortmaterials nicht beschieden sein.

    Eine um so regere Nachwirkung ging von einzelnen der lateinischen Dramen aus, welche S. in den Jahren 1544 bis 1553 schrieb und in Druck gab. Sie sind durch Schülervorstellungen veranlaßt, wie sie nach dem Vorbilde des Joh. Sturm auch ins Programm des Dortmunder Gymnasiums Aufnahme fanden und von S. geleitet wurden. Auch in deutscher Sprache soll S. gedichtet und 1546 ein Schauspiel „Joseph“ durch die Bürgerschaft zur Aufführung gebracht haben. Von den lateinischen Dramen ist sein Erstlingswerk, der „Ectracholistes sive Ioannes decollatus“ (geschrieben 1544, gedruckt 1546), durch geschickte Anlage, lebhaften Dialog und gute Charakteristik vor allen ausgezeichnet. Das Stück wurde alsbald von dem Engländer Nic. Grimald in seinem „Archipropheta“ (1548) maßvoll benutzt, später in dem „Baptistes“ des Corn. Schonaeus gründlich ausgeschrieben. Weit schwächer sind die beiden folgenden Schauspiele: „Voluptatis ac Virtutis pugna“ (gedruckt 1546) und „Monomachia Davidis et Goliae“ (1550); gleichwohl haben gerade sie die größte Verbreitung gefunden. Das völlig reizlose allegorische Stück wurde in Nürnberg (1590) nachgedruckt, in Halle (von M. Christoph Caesar 1602) neu bearbeitet und deutsch interpolirt; Uebersetzungen erschienen zwei zu Köln (von Aitzing 1585 und von G. Loien v. Tiel o. J.) und eine zu Lemgo (von Heinr. Heneke 1598); in einzelnen Scenen ward das Werk vielfach benützt und nachgeahmt. Um das Schauspiel vom Zweikampf des David und Goliath scheint sich eine ganze Familie von Sprößlingen und Seitentrieben zu gruppiren, unter denen das Stück des Valentin Boltz von Ruffach am meisten Beachtung verdient. Weniger Erfolg hatte nach außen eine zweite Gruppe von Schöpper's Dramen, die nur im kleinern Kreise seiner „discipuli domestici“ zur Aufführung gelangten. S. selbst ist hier mehr als in den früheren Werken von fremden Vorbildern abhängig. Einem „Abrabamus tentatus“ (1551), der sich an den Schuldialog des Belgiers Philicinus anlehnte, folgte als Fortsetzung der „Euphemus, seu felicitatus Jacob“ (1552); das letzte Stück, „Ovis perdita“ (1553), ist der gleichnamigen dramatischen Parabel des Jacobus Zovitius von Breda nachgebildet.

    S. hatte sich an den besten Vorbildern des lateinischen Dramas geschult, er kannte seinen Plautus und Terenz so gut wie die humanistischen Dramatiker Oberdeutschlands und der Niederlande, unter denen ihn Macropedius und Sixt Birck am deutlichsten gefördert und beeinflußt haben. Dazu besaß er, wie sein „Ioannes decollatus“ beweist, entschieden Verständniß und Talent für die Schauspieldichtung. Aber wenn irgendwo, so tritt bei ihm das Mißverhältniß zu Tage zwischen den höheren Zielen der Kunstgattung und den beschränkten Schulzwecken, in deren Dienst sie gestellt ward. Der Rücksicht auf ein gutes und rhetorisch aufgeputztes Latein werden metrische Feinheiten so gut wie die Interessen des dramatischen Dialogs geopfert, und die Einprägung der „pietas“ gilt höher als alle poetischen Wirkungen. So hat der Schulmeister in S. den Dramatiker mehr und mehr erstickt.

    • Literatur

      A. Döring, Johann Lambach und das Gymnasium zu Dortmund. Von 1543—1582. Berlin 1875. 4° (vorher in vier Dortmunder Programmen 1872—1875 erschienen); darin auch eine eingeschaltete Abhandlung von Junghans über Schöpper als theologischen und dramatischen Schriftsteller S. 85 bis 99 (III. 15—29). — Goedeke II ² 137 f. 379. — Edw. Schröder, Jac. Schöpper von Dortmund und seine deutsche Synonymik, Marburg 1889; dazu F. Spengler in der Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien 1890, S. 442—447 und bibliographische Mittheilungen Johannes Bolte's.

  • Autor/in

    Edward Schröder.
  • Zitierweise

    Schröder, Edward, "Schoepper, Jacob" in: Allgemeine Deutsche Biographie 32 (1891), S. 374-375 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118795376.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA