Lebensdaten
1922 – 1993
Geburtsort
Graz
Sterbeort
Niedernhausen bei Wiesbaden
Beruf/Funktion
Soziologe
Konfession
-
Normdaten
GND: 116853042 | OGND | VIAF: 2536432
Namensvarianten
  • Schoeck, Helmut Max
  • Schoeck, Helmut
  • Schoeck, Helmut Max
  • mehr

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Zitierweise

Schoeck, Helmut, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116853042.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Stephan;
    M Anna Heigl;
    1947 Margret Weiler;
    3 K.

  • Biographie

    S. studierte nach dem Abitur 1941 in Ludwigsburg Medizin, Philosophie und Psychologie in München und Tübingen und wurde 1948 in Tübingen bei Eduard Spranger (1882–1963) mit der Arbeit „Karl Mannheim als Wissenssoziologe“ promoviert. Seit 1950 lehrte S. als Full Professor für Soziologie am Fairmont State College in Fairmont, West Virginia, seit 1953 an der Yale Univ. in New Haven und seit 1954 an der Emory Univ. in Atlanta. Von der Kritik am Relativismus wissenssoziologischer Autoren ausgehend, widmete er sich zunehmend der gesellschaftsprägenden Macht von Ideen in kulturvergleichender Vorgehensweise, angereichert durch anthropologische und sozialpsychologische Überlegungen, was ihn zeitlebens zu wissenschaftlichem, politischem und publizistischem Engagement bewegte. Während seiner Lehrtätigkeit in den USA unterstützte er 1964 die Präsidentschaftskandidatur von Barry Goldwater und gehörte damit zu den Sympathisanten des „Conservative Movement“ in den USA, das in der Republikanischen Partei erhebliche Wirksamkeit gewann. Der Name S. steht bis heute für eine enge Wechselbeziehung zwischen politisch Konservativen in Europa und Nordamerika.

    1964 kehrte S. nach Deutschland zurück, zuerst als Gastprofessor an der Univ. Erlangen, 1965-90 als o. Professor für Soziologie und Politik an der Univ. Mainz, an der er auch als Direktor des Instituts für Soziologie fungierte. 1966 erschien sein polemisch und allgemeinverständlich geschriebenes Buch „Der Neid, eine Theorie der Gesellschaft“ (⁵1977, Neuausg. ²1992), das durch mehrere Auflagen, Fassungen und Übersetzungen (engl. 1987, franz. 1995) auch international Beachtung fand. Der Gesellschaftstheoretiker S. engagierte sich als programmatischer Denker, der in der 1976 gegründeten, ultrakonservativen Zeitschrift „EPOCHE“ seine publizistische Plattform fand.

    S.s Publikationen zum Thema „Neid“ gehören zu den klassischen Arbeiten auf diesem Gebiet. Darin vertrat er die These, daß Neid eine grundlegende anthropologische|Kategorie darstelle, ohne die menschliches Zusammenleben undenkbar sei. Erst in dem Maße, in dem Menschen die Fähigkeit entwickelten, sich gegenseitig durch den Neid des anderen zu kontrollieren, seien größere menschliche Gruppenbildungen mit Aufgabenteilung historisch möglich geworden. Die gesellschaftspolitische Kurzformel seiner Thesen lautete: „Neid als Politik ist Sozialismus“. Dies bedeutete für S., daß eine Gesellschaftspolitik, die mit dem utopischen Ziel der Gleichheit aller auf Nivellierung hinarbeite, zu Leistungsverlusten in Wirtschaft, Wissenschaft und freiberuflichem Leistungsangebot führe. Hier sei der Neid, der sich als allgemeine Nivellierungspolitik u. a. in Form stark progressiver Einkommensteuern institutionalisiere, mitverantwortlich für die unzulängliche Ausschöpfung des Potentials einer Bevölkerung und ihrer Begabungen.

    Mit der Beendigung des Kalten Krieges und v. a. mit der Auflösung der staatssozialistischen Gesellschaften in Europa verloren die Gedanken des soziologischen Publizisten S. ihre öffentliche Wirkung, die im organisierten Diskussionszusammenhang der wissenschaftlichen Soziologie ohnehin keine größere Bedeutung erlangt hatten.

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. American Anthropol. Association, d. American Sociol. Soc., d. Dt. Ges. f. Soziol., d. Mont Pelerin Soc. u. d. West Virginia Philos. Soc. (Präs. 1952).

  • Werke

    Weitere W Nietzsches Philos. d. „Menschlich-Allzumenschlichen“, 1948;
    Karl Mannheini als Wissenssoziologe, 1948;
    Rel.sozial., 1951 (mit J. Wach);
    Soziol., Gesch. ihrer Probleme, 1952;
    USA, Motive u. Strukturen, 1958;
    Was heißt „pol. unmöglich?“, 1959;
    Umgang mit Völkern: Amerikaner, 1961;
    Die Soziol. u. d. Gesellschaften. 1964;
    Kl. soziolog. Wb., 1969, 111982;
    Utopie u. Frustration in d. Jugendrebellion, 1970;
    Ist Leistung unanständig?, 1971, ⁶1988;
    Entwicklungshilfe, 1972;
    Vorsicht Schreibtischtäter, 1972;
    Die Lust am schlechten Gewissen, 1973;
    Wahlkampf 72, 1973;
    Umverteilung als Klassenkampf?, 1973, ²1974;
    Gesch. d. Soziol., 1974 (span. 1977, ital. 1980);
    Alter Ethos, neues Tabu, 1974;
    Das Geschäft mit d. Pessimismus, 1975;
    Arzneimittel u. Ges., 1975;
    Schülermanipulation, 1976, ⁵1978;
    Der Spätmarxismus u. sein Publikum, 1976;
    Neid u. Gerechtigkeit in d. Gleichheitsges., 1977;
    Der Neid u. d. Ges., 1977 (P);
    Das Recht auf Ungleichheit, 1979, ³1990;
    Die Marktwirtsch. zw. Geiz u. Gleichheit, 1980;
    Der Arzt zw. Pol. u. Patient, 1983;
    Die 12 Irrtümer unseres Jh., 1985, ²1988;
    Die neue Umweltfrage, Überlebensstrategie oder pol. Machtkampf, 1986;
    Kinderverstörung, 1987, ³1989.

  • Literatur

    Wi. 1992/93 (P);
    Kürschner, Gel.-Kal. 1992;
    Munzinger.

  • Autor/in

    Dirk Kaesler
  • Zitierweise

    Kaesler, Dirk, "Schoeck, Helmut" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 355-356 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116853042.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA