Lebensdaten
1874 – 1955
Geburtsort
Buch bei Illertissen
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
bayerischer Politiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 117456497 | OGND | VIAF: 216632346
Namensvarianten
  • Schmelzle, Hans

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Schmelzle, Hans, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117456497.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Anton (1828–93), Landwirt in B., S d. Johann (1789–1837), Weber in B., u. d. Maria Schirmer (1786–1848);
    M Justina (1841–1923), T d. Stephan Streit (1801–67), Land- u. Gastwirt in Rennertshofen, u. d. Anna Sausenthaler (1809–93);
    Halb-B Max (* 1860), Volksschullehrer in Donauwörth, B Karl (* 1877), Studienrat in Gräfelfing;
    München 1902 Gabriele Kipfmüller (1877–1930), Offz.-T;
    1 T Herta (1915–78, Josef Schnell, 1909–63, Dr.-Ing., Chemiker, Seifenfabrikbes. in M.);
    E Elisabeth Schnell (* 1938, Roland Detig, * 1926, Wirtsch.ing.), Wolfgang Schnell (* 1943), Dr. rer. nat., Chemiker, Leiter d. „Dr. Schnell Chemie GmbH“ in M.;
    Ur-E Angelica Schnell (* 1972), M. A., Übers., Thomas Schnell (* 1974), Jur., Andreas Detig (* 1970), Dr. rer. nat., Chemiker, Stefan Detig (* 1972), Dr. iur., Bgm. v. Pullach b. M.

  • Biographie

    S. besuchte 1885-94 das Gymnasium in Dillingen/Donau, wobei er seit 1886 im bfl. Knabenseminar wohnte. 1894 begann er in München ein Studium der Altphilologie, wechselte jedoch ein Jahr später zur Jurisprudenz und Nationalökonomie; Lujo Brentano (1844–1931) und Georg v. Mayr (1841–1925) übten einen starken Einfluß auf ihn aus. 1897 gewann S. mit einer Untersuchung des Staatshaushalts des Hzgt. Bayern im 18. Jh. einen von der Staatswirtschaftlichen Fakultät ausgeschriebenen Preis; die Schrift wurde auf Universitätskosten gedruckt (1900) und einer Dissertation gleichgestellt (Dr. oec. publ. 1898). 1898/1901 legte S. die beiden juristischen Staatsexamina ab und begann seinen beruflichen Werdegang im Kgl. Statistischen Büro; zwischenzeitlich (1904-07) war er am Bezirksamt Neu-Ulm tätig. 1914 wurde er in die landwirtschaftliche Abteilung des Bayer. Innenministeriums berufen (1917 Reg.rat) und wechselte 1919 in das neugebildete Landwirtschaftsministerium. Da S. den revolutionären Umbruch ablehnte, ließ er sich beurlauben und übernahm Ende 1919 die Leitung der „Bayer. Landwirthschaftsbank“. Gustav v. Kahr (1862–1934), mit dem in Bayern die Reaktion wieder Oberhand gewann, berief ihn in das Staatsministerium des Äußeren (1920 Min.rat, 1921 Staatsrat). Als engster Berater der Ministerpräsidenten Kahr, Hugo Gf. zu Lerchenfeld (1871–1944), Eugen v. Knilling (1865–1927) und Heinrich Held (1868–1938) beeinflußte S., der sich primär als Beamter fühlte, die bayer. Politik bis 1927. Während der Konflikte Bayerns mit dem Reich 1921-23 befürwortete er den Verhandlungsweg und lehnte im Herbst 1923 die Verhängung des bayer. Ausnahmezustands und die Ernennung eines Generalstaatskommissars ab. Während des Hitlerputsches war S. führend in der Behauptung der legalen Regierungsgewalt. Seine Denkschrift „Zur Revision der Weimarer Reichsverfassung“, die am 4.1.1924 der Reichsregierung übergeben wurde, forderte eine Neuregelung der Zuständigkeiten zwischen Reich und Einzelstaaten nach dem Vorbild der Bismarckschen Reichsverfassung. Als ersichtlich wurde, daß eine Reichsreform den Einheitsstaat stärken würde, entwickelte S. sich zum Befürworter der Weimarer Verfassung, d. h. der sorgfältigen Beachtung ihrer bundesstaatlichen Komponente (Über d. fortlaufende Aushöhlung d. Eigenstaatlichkeit d. Länder unter d. Weimarer Vfg., 1926). Die Denkschriften der bayer. Regierung für die Länderkonferenz und deren Verfassungsausschuß 1928/29 (v. a. „Material zur Verfassungsreform“) basierten auf den beiden vorausgegangenen Denkschriften. Seit Juni 1927 Finanzminister, konzentrierte S. sich nunmehr auf finanz- und wirtschaftspolitische Fragen. 1929 ließ er dem Verfassungsausschuß von Hans Nawiasky (1880–1961) eine „Grundsätzliche Betrachtung über die finanzielle Auseinandersetzung zwischen Reich und Ländern“ vorlegen, die darauf zielte, daß Reich und Länder im Interesse von Eigenverantwortlichkeit und Sparsamkeit eine jeweils ausreichende Finanzhoheit erhalten sollten. Gegen eine weitere Schmälerung der Länderfinanzhoheit durch Hilferdings Plan einer Reichsfinanzreform Ende 1929 baute er eine süddt. Abwehrfront auf. Als S. mit der Einführung einer Schlachtsteuer zugunsten eines ausgeglichenen Haushalts im Landtag scheiterte, reichte er am 20.8.1930 seinen Rücktritt ein und zog sich endgültig aus der Politik zurück. 1931-39 amtierte er als Präsident des Bayer. Verwaltungsgerichtshofs, seit 1933 gleichzeitig als Beisitzer beim Staatsgerichtshof für das Dt. Reich.

  • Literatur

    W. G. Zimmermann, Bayern u. d. Reich 1918 bis 1923, 1953;
    K. Schwend, Bayern zw. Monarchie u. Diktatur, 1954 (P);
    G. Schulz, Zw. Demokratie u. Diktatur, Vfg.pol. u. Reichsreform in d. Weimarer Rep., 3 Bde., 1963, ²1987-92;
    F. Menges, Reichsreform u. Finanzpol., Die Aushöhlung d. Eigenstaatlichkeit Bayerns auf finanzpol. Wege in d. Zeit d. Weimarer Rep., 1971;
    ders., H. S., Bayer. Staatsrat im Min. d. Äußeren u. Finanzmin., Eine pol. Biogr. mit Qu.anhang, 1972 (W, P);
    ders., in: Lb. Bayer. Schwaben 11, 1976. S. 348-79 (L, P);
    ders., Vom Freistaat zur Reichsprovinz (1918–1933), in: M. Treml, Gesch. d. modernen Bayern, ²2000, S. 147-273;
    K. Schönhoven, Die Bayer. Volkspartei 1924-1932, 1972;
    Rhdb. (P);
    Gr. Bayer. Biogr. Enz.

  • Autor/in

    Franz Menges
  • Zitierweise

    Menges, Franz, "Schmelzle, Hans" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 131-132 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117456497.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA