Lebensdaten
um 1550 – 1631
Geburtsort
Königsbach (Baden)
Sterbeort
Straßburg
Beruf/Funktion
Baumeister in Straßburg und Heidelberg
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 122684206 | OGND | VIAF: 45189501
Namensvarianten
  • Schoch, Johannes
  • Schoch, Hans
  • Schoch, Johannes

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Zitierweise

Schoch, Hans, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd122684206.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hans, um 1555 Wiedertäufer in K.;
    M N. N.;
    1) Straßburg 1572 Anna, aus Bietigheim (Baden), T d. Bechle Knoll, 2) Straßburg Katharina N. N., 3) Straßburg 1625 Margarethe Beck, Wwe d. Isaac Habrecht (1544–1620), Uhrmacher in St. (s. NDB VII; NDBA) u. d. Clad Syffermann, Bäcker in St.;
    K Elisabeth ( Georg Kohler, 1631 erw., Notar in St.), Maria (1579–1613, Georg Ridinger, 1568-1617 Baumeister in Aschaffenburg, s. NDB 21);
    E Maria Cleophe Ridinger ( Johann Linn, kurmainz. Schultheiß zu Limbach), Johann Georg Ridinger ( 1631), Elisabeth Ridinger (⚭ Johann Heusler, kurmainz. Einspänniger), Johann Schweickhardt, Johanniter im Kloster zum Grünen Wörth in St.

  • Biographie

    S. verbrachte seine Lehrjahre als Zimmermann wahrscheinlich in Straßburg und Durlach, wo er für Mgf. Karl II. (reg. 1553-77) an der Karlsburg arbeitete. 1572 erhielt er das Bürgerrecht in Straßburg. Spätestens 1575 wurde er Mühlmeister, 1577 städt. Werkmeister auf dem Zimmerhof. Als solcher lieferte er 1582 die Pläne zum Bau des neuen Rathauses in Straßburg. 1583 trat er in den Dienst des Mgf. Ernst Friedrich von Baden-Durlach, wo er wahrscheinlich am Bau des Gymnasium Ernestinum (1689 zerstört) beteiligt war, bewarb sich aber schon 1584 um das Amt eines Straßburger Lohnherren, das er 1585 antrat. 1586/87 erbaute er hier die Große Metzig und das Salzhaus (zerstört 1772). In den 80er Jahren unternahm er regelmäßig Reisen nach Durlach, wo er die Pläne für das 1588 begonnene Schloß Gottesaue lieferte. Im Sept. 1590 erhielt S. die Stellung eines Stadtbaumeisters, aus der er 1597 wegen städtischer Finanznot entlassen wurde. 1601 wurde S. zum kurpfälz. Baumeister in Heidelberg verpflichtet und errichtete dort seit 1601 für Friedrich IV. den Friedrichsbau (bis 1607, teilzerstört 1689). 1602 und 1604 lieferte er die Pläne für den Neubau des kfl. Schlosses in Amberg (Oberpfalz) und für Anbauten am dortigen Zeughaus. 1613 übernahm er zusätzlich das Amt eines Baumeisters des Bischofs von Speyer, Philipp Christoph von Soetern (1567–1652), dem er neben dem Dom einen neuen Palast errichtete (1613, zerstört 1669). Nach der Niederlage Kf. Friedrichs V. erhielt S. 1620 erneut das Amt eines Stadtbaumeisters in Straßburg, von dem er 1627 aus Altersgründen suspendiert wurde. Einzig die Fassade des alten Zeughauses scheint aus dieser Zeit zu stammen. Indessen war er 1625 und 1626 in Philippsburg, wo er für Philipp Christoph von Soetern, inzwischen Kurfürst von Trier, beim Wiederaufbau der Stadt und Festung maßgebend beteiligt war.

    S. zeichnet sich in erster Linie durch seine Fassadengestaltungen aus. Abgesehen von Schloß Gottesaue, wo er auf einen Bautypus (Rechteck mit vier runden Ecktürmen u. mittlerem vorspringendem Treppenturm) zurückgreift, der seit der Mitte des 15. Jh. in Süd- und Südwestdeutschland verbreitet war, mußten sich seine Bauten örtlichen Gegebenheiten anpassen. Das Straßburger Rathaus, der Neue Bau (Chambre de Commerce, 1582–85), ist eines der ersten Beispiele in Deutschland einer Superposition der drei vitruvianischen Ordnungen mit einem rustizierten Sockelgeschoß. Dazu kommt ein reicher Dekor in Formen des niederländ. Manierismus. Die Neigung zum Dekorativen steigert sich noch in Gottesaue (1588), wo das tektonische Gerüst der drei Ordnungen mit reichster Rustika überzogen ist, um im obersten ionischen Geschoß durch Beschlagwerk ersetzt zu werden. An der Hoffassade des Friedrichsbaus in Heidelberg (1601) erscheinen dann die architektonischen Gliederungen gestrafft und monumentalisiert, kantige, scharf hervortretende Formen dominieren, die in Aschaffenburg, am Schloßbau seines Schwiegersohns Ridinger und am Augsburger Zeughaus des Elias Holl ihre Parallelen haben. Daneben bleiben traditionelle Elemente wie Beschlagwerk und Zwerchgiebel erhalten. Für die Vielseitigkeit von S.s Interessen und Möglichkeiten zeugt, daß er im Amberger Schloß die aufwendigen Wandvertäfelungen persönlich zeichnete. Es bestätigt nochmals, dab S. ein Meister des Ornamentalen war und die zahlreichen Bauornamente in Straßburg, Gottesaue und am Friedrichsbau, aber auch kleinere Einzelobjekte wie den Wandbrunnen in Schloß Ettlingen (1612), selber entworfen hat.

  • Werke

    Weitere W u. a. Schloß Neidenstein, Mühle mit darüberliegendem Haus f. Erasmus v. Venningen, 1575;
    Unteröwisheim, Mühle f. Kloster Maulbronn, um 1575;
    Aufrisse f. mehrere Gebäude f. Hzg. Ludwig v. Württ., spätestens 1581;
    Pläne f. d. Stadtbefestigungen in Straßburg, 1589/90, u. Emmendingen, 1591;
    Pläne f. Schloß Dautenstein b. Seelbach, 1594 (zerstört);
    Riß f. e. hzgl. Bau in Heilbronn (Zehntscheuer?), 1600;
    Zeughausfassade, Straßburg, um 1622;
    Zeichnungen:
    2 Grundrisse f. d. Salzhaus in Straßburg;
    4 Pläne f. Ratsgestühl im Neuen Bau, 7 Pläne f. Befestigungen in Straßburg, 1589, 1590 (alle Straßburg, Archives municipales);
    2 Pläne f. d. Befestigung von Emmendingen, 1591 (GLA Karlsruhe)

  • Literatur

    O. Winckelmann, Die Erbauer d. alten Straßburger Rathauses (Hôtel de Commerce), in: ZGORh 8, 1893, S. 579-605;
    M. Huffschmid, Johann S. als kfl. Baumeister in Heidelberg (1601–1619), ebd. 34, 1919, S. 317-57;
    H. Haug, Das Hôtel du Commerce, Gebäude d. Handelskammer zu Straßburg, 1913;
    H. Rott, Kunst u. Künstler am Baden-Durlacher Hof, 1917, S. 52-63;
    ders., Qu. u. Forsch. III, Oberrhein, Qu. I. 1936, S. 296 ff.;
    R. Giersch, Baugesch. d. kfl. Schlosses u. Zeughauses zu Amberg, 1992 (Ms. im StA Amberg);
    W. H. Köhler, Das Lusthaus Gottesau u. d. Friedrichsbau zu Heidelberg, 1961;
    G. A. Reiling, Der Renaissancebaumeister J. S. aus Künigsbach (1550–1631), in: Ekkhart, Jb. f. d. Badner Land, 1963, S. 54-60;
    L. Châtelet-Lange, Une architecture „papiste“ pour Strasbourg: le „Neue Bau“ de H. S. (1580-1585), in: Cahiers alsaciens d'archéologie, d'art et d'hist. 35, 1992, S. 147-68;
    dies., Firmitas u. venustas im Konflikt, Zur Disposition d. Gr. Saales in dt. Renaissanceschlössern, in: Der frühe Schloßbau u. seine ma. Vorstufen, 1997, S. 135-51, bes. 143 ff.;
    dies., Biogr. Nachlese zu d. beiden Straßburger Baumeistern H. S. u. Georg Ridinger, in: ZGORh 151, 2003, S. 149-74;
    dies., L'ancien Hôtel de ville (le Neue Bau) et la place Saint-Martin à Strasbourg, une architecture papiste et une première place moderne, in: Congrès archéologique de France, Bas-Rhin, 2006, S. 245-60;
    ThB;
    NDBA;
    Diel, of Art.

  • Autor/in

    Liliane Châtelet-Lange
  • Zitierweise

    Châtelet-Lange, Liliane, "Schoch, Hans" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 350-351 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd122684206.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA