Lebensdaten
1883 – 1953
Geburtsort
Friedrichsdorf (Taunus)
Sterbeort
Friedrichsdorf (Taunus)
Beruf/Funktion
Elektrotechniker
Konfession
-
Normdaten
GND: 11710289X | OGND | VIAF: 22910264
Namensvarianten
  • Wagner, Karl Willy
  • Wagner, K. W.
  • Wagner, Karl W.
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Wagner, Karl Willy, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11710289X.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Georg Wilhelm (1858–1929), Kaufm., Buchhalter;
    M Emilie Zéline Gauterin (1860–1929);
    1 B Eugen Alfred (* 1877), 2 Schw (1 früh †), Ella Emma Elise (1885–1945, Ludwig Schmitt, Bäcker);
    1911 Bertha Anna Elise Hoffmann (1884–1966);
    kinderlos.

  • Biographie

    Nach der Realschule in Homburg v. d. Höhe absolvierte W. eine einjährige Mechanikerlehre und besuchte seit 1900 das Rhein. Technikum Bingen. Nach Abschluß als Elektroingenieur war er seit 1902 Lehrer am Technikum Frankenhausen am Kyffhäuser. Seit April 1904 arbeitete er zu elektrischen Schwingungen in Starkstromanlagen am Forschungslaboratorium der Siemens-Schuckertwerke und besuchte Vorlesungen zur Physik und Elektrotechnik an der Univ. Berlin und der TH Charlottenburg. 1908 zum Privatassistenten bei Hermann Theodor Simon (1870–1918) am Institut für Angewandte Elektrizität der Univ. Göttingen ernannt, absolvierte W. die Abiturprüfung an der Oberrealschule in Hannover und wurde 1910 mit der Arbeit „Der Lichtbogen als Wechselstromerzeuger“ zum Dr. phil. promoviert. Seit 1909 war er als Telegrapheningenieur am Telegraphen-Versuchsamt mit der Verbesserung des Fernsprechhörers betraut. Nach der Habilitation 1912 an der TH Charlottenburg wurde W. 1913 zum Professor und Mitglied der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt ernannt. Während des 1. Weltkriegs entwickelte er ein Verfahren zur Geheimtelephonie, arbeitete an der Steuerung von U-Booten durch Minenfelder mittels Leiterkabeln und überwachte die Entwicklung von Funkgeräten für Flugzeuge bei Telefunken. Aus dieser Zeit stammen W.s Arbeiten zu elektrischen Filtern, die Mehrfachtelegraphie und -telephonie ermöglichten.

    W. wurde 1918 Leiter des Telegraphen-Versuchsamts, 1921 Abteilungsdirektor am Telegraphen-technischen Reichsamt und 1923 dessen Präsident. Seit 1926 plante W., 1927 zum Professor für Schwingungsforschung an die TH Berlin berufen, die Gründung eines Instituts für Schwingungsforschung, dessen Direktor – unter dem Namen Heinrich-Hertz-Instituts für Schwingungsforschung (HHI) – er 1930 wurde. Damit war W. einflußreichster Organisator der nachrichtentechnischen Forschung in Deutschland, deren Entwicklung er über das HHI und dessen fachübergreifendes Forschungsprogramm prägte. W. integrierte die Bereiche Signalübertragung, Telephonie und Telegraphie, Hochfrequenztechnik und Elektroakustik in die Nachrichtentechnik. Der Akustiker Erwin Meyer (1899–1972) ging nach dem Krieg vom HHI nach Göttingen und führte dort das Forschungsprogramm ‚Schwingungsforschung‘ in der Akustik weiter. W. war für Meyer sowie den Nachrichtentechniker und Pionier elektroakustischer Musikinstrumente, Oskar Vierling (1904–86), Mentor. Später beschäftigte sich W. mit der elektrischen Vokalsynthese.

    1933 der NSDAP beigetreten, wurde W. 1936 unter dem Vorwurf des Betrugs und der Nichtentlassung jüd. Mitarbeiter als Direktor des HHI abgesetzt und aller Ämter enthoben; 1937 folgten Zwangsemeritierung und Parteiausschluß. Danach war W. Privatlehrer in Thüringen und seit 1943 wiss. Berater des Oberkommandos der Kriegsmarine. Er wurde 1946 von der US-amerik. Besatzungsmacht mit dem Wiederaufbau des Post- und Fernmeldewesens betraut. 1949 wurde W. Präsident der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz und 1951 Honorarprofessor der Univ. Mainz. Durch seine wiss. Beiträge und als Institutionsgründer prägte W. das gesamte Fachgebiet der Nachrichtentechnik in einer entscheidenden Phase ihrer Entwicklung. Das von ihm konzipierte HHI wurde in der Bundesrepublik und der DDR weitergeführt und existiert bis heute als Fraunhofer-Institut für Nachrichtentechnik, Heinrich-Hertz-Institut.

  • Auszeichnungen

    |u. a. Goldene Cedergren Medaille d. KTH Stockholm (1919);
    Dr.-Ing. E. h. (TH Darmstadt 1921);
    Ehrenbürger d. TH Karlsruhe (1925) u. v. Friedrichsdorf (1937);
    Mitgl. d. Ak. d. Wiss. z. Berlin u. d. Kuratoriums d. Physikal.-Techn. Reichsanstalt (1925);
    Hon.prof. d. TH Berlin (1925);
    Goldene Heinrich-Hertz-Medaille d. Heinrich-Hertz-Ges. z. Förderung d. Funkwesens (1929);
    Vors. d. Fachausschusses f. Lärmminderung d. Ver. Dt. Ingenieure (1930);
    Ehrenmitgl. d. American Ac. of Arts and Science (1931);
    Gauß-Weber-Gedenkmünze d. Univ. Göttingen (1933);
    korr. Mitgl. d. Ak. d. Ing.wiss. zu Stockholm (1935);
    BVK mit Stern (1953).

  • Werke

    Weitere W u. a. Spulen- u. Kondensatorleitungen, in: Archiv f. Elektrotechnik 8, 1919, H. 2 / 3, S. 61–92;
    Die wiss. Grundlagen d. Rundfunkempfangs, 1927 (Red.);
    Das Heinrich-Hertz-Inst. f. Schwingungsforsch., in: Elektr. Nachrr.-Technik 7, 1930, H. 5, S. 174–91;
    Geräusch u. Lärm, in: SB d. Preuß. Ak. d. Wiss., Physikal.-Math. Kl., 1931, S. 154–65;
    Lärmabwehr, 1933 (Red.);
    Ein neues elektr. Sprechgerät z. Nachbildung d. menschl. Vokale, in: Abhh. d. Preuß. Ak. d. Wiss., Physikal.-Math. Kl. Nr. 2, 1936;
    Operatorenrechnung nebst Anwendungen in|Physik u. Technik, 1940;
    Bau u. Entstehung d. Weltalls, 1949;
    Hg.: Zs. Elektr. Nachrr.-Technik, 1924–37;
    Nachlaß: Archiv d. Berlin-Brandenburg. Ak. d. Wiss.

  • Literatur

    |E. Lübcke, K. W. W.s Btrr. z. akust. Forsch., in: Akust. Zs. 8, 1943, S. 78–80;
    H. Frühauf, in: Jb. d. Dt. Ak. d. Wiss. z. Berlin, 1956, S. 397–404;
    H. Mielert, in: S. v. Weiher (Hg.), Männer d. Funktechnik, 1983, S. 189–91;
    M. Peilstöcker, in: Jb. Hochtaunuskr. 11, 2003, S. 96–103 (P);
    E. Dittrich, Prof. Dr. K. W. W., e. Leben zw. Tradition u. Innovation, in: Friedrichsdorfer Schrr. 3, 2003 / 04, S. 32–51 (P);
    Rhdb.;
    Pogg. V–VII a;
    Lex. Elektrotechniker.

  • Autor/in

    Roland Wittje
  • Zitierweise

    , "Wagner, Karl Willy" in: Neue Deutsche Biographie (), S. [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11710289X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA