Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Fabrikanten ; Künstler ; Architekten
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 119008424 | OGND | VIAF: 59884763
Namensvarianten
  • Sattler

Quellen(nachweise)

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Sattler, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119008424.html [19.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Die ursprünglich wohl aus dem schwäb. Raum stammende, in der 2. Hälfte des 17. Jh. in Buttstädt bei Weimar ansässige Familie ist dort zuerst mit dem Hutmacher Hans ( 1658) nachweisbar. Gottfried (1700–72) übersiedelte als Kaufmann nach Hannoversch Münden, wo er im Kataster erstmals 1740 erwähnt ist. Sein Sohn Gottlieb (1739- 1807) wurde ein begüterter Kolonialwaren- und Drogengroßkaufmann in Kassel.

    In den beiden nachfolgenden Generationen brachte die Familie bedeutende Industrielle hervor, allen voran Gottliebs Sohn Wilhelm (1784–1859, s. u.). Aus seiner Ehe mit der Schweinfurter Kunstmalerin und -Sammlerin Catharina Geiger (1789–1861) gingen sechs Söhne und sieben Töchter hervor.

    Der älteste Sohn Jens (eigtl. Johann Caspar) (1810–80) übernahm das väterliche Geschäft gemeinsam mit seinen Brüdern Wilhelm (II.) (1813–92) und Georg Carl Gottlieb (1818–85), wobei das Firmenkonglomerat allerdings bald zerfiel. Jens war wie seine Brüder an religiösen Reformbewegungen beteiligt und zeitweise Vorstand der Freien Christl. Gemeinde in Schweinfurt. Er war langjähriges Ausschußmitglied des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg und seit 1856 Mitglied der Leopoldina. Wilhelm (II.) wurde 1849 wegen Unterstützung von Freischaren im bad. Aufstand von 1848 für mehrere Monate inhaftiert. Als politischer Emigrant wanderte er 1850 mit seinen beiden Söhnen Wilhelm (III.) (1839–1917) und Johann Ernst (1840–1923) nach Amerika aus und betrieb dort einen Farben-Handel. 1855 kehrte die Familie nach Schweinfurt zurück, wo Wilhelm (II.) sich der Reorganisation der Fabriken widmete.

    Als Chemiker ausgebildet, sollte sein Sohn Johann Ernst ursprünglich in die väterliche Fabrik eintreten, nahm mit Zustimmung der Familie 1865 aber das Studium der Malerei bei Wilhelm Schirmer an der Kunstakademie in Karlsruhe auf und setzte es nach einem Italienaufenthalt 1867/68 bei Karl v. Piloty an der Münchner Akademie der bildenden Künste fort. Hier lernte er Wilhelm Leibl, Hans Thoma und Arnold Böcklin kennen und bald darauf auch den Bildhauer Adolf (v.) Hildebrand (1847–1921), bei dem er zeitweise in Florenz wohnte.

    Von den sieben Kindern, die seiner Ehe mit Elsbeth Hurtzig (1851–1943) entstammten, ging Bernhard (1873–1915) als Kaufmann und Farmer nach Afrika. Die Malerin und Bildhauerin Jacobine (1886–1966) war in erster Ehe mit dem Kunstmaler Wilhelm Hildenbrandt (1874–1943), in zweiter Ehe mit dem Diplomaten Ernst v. Druffel (1887–1961) verheiratet; eine weitere Tochter, Irene (1880–1957), ebenfalls Künstlerin, heiratete 1905 den ev. Schriftsteller und Religionsphilosophen Johannes Müller (1864–1949, s. NDB 18). Johann Ernsts Tochter Johanna (1884–1967) heiratete 1907 Wolf Dohrn|(1878-1914, s. NDB IV*), den Sekretär des liberalen Politikers Friedrich Naumann, Mitbegründer bzw. seit 1907 Geschäftsführer des Dt. Werkbundes und Gründer des Sozial- und Siedlungsexperiments Hellerau bei Dresden. Nach Wolfs Unfalltod heiratete Johanna dessen Bruder Harald Dohrn (1885–1945). Johann Ernsts Sohn Carlo (eigtl. Karl) (1877–1966) arbeitete als Architekt mit Paul Wallot (1841–1912), seit 1898 mit dem Bildhauer Adolf v. Hildebrand zusammen. Nach dem 1. Weltkrieg erhielt er den damals noch seltenen Titel eines Professors der Bildenden Künste und wurde 1926 Direktor der Münchner „Staatshochschule für angewandte Kunst“ (später Ak. f. angewandte Kunst). 1933 der Direktionsgeschäfte enthoben, wurde er 1945 wieder zurückberufen und 1946/47 zum Präsidenten der Hochschule für die Bildenden Künste in München ernannt. Zu den von ihm errichteten Bauten gehören u. a. Gebäude der Ks.-Wilhelm-Gesellschaft (heute Max-Planck-Ges.) in Berlin, das Sanatorium Schloß Elmau und das Sanatorium Dr. Weidner in Dresden-Loschwitz. Aus der 1902 mit Adolf v. Hildebrands Tochter Eva (1877–1962) geschlossenen Ehe stammen zwei Söhne und zwei Töchter. Carlo vollzog die nachdrückliche Hinwendung seiner Frau, ihrer Geschwister und seiner Kinder zum kath. Glauben nicht mit. Nach der Scheidung von Eva 1929 ging er mit Thea Weil (1900–91) eine zweite Ehe ein, aus der Sohn Jens (* 1930), Bauingenieur, hervorging.

    Carlos ältester Sohn Bernhard (1903–80) wurde Kunstmaler und leitete 1958-71 die Volkshochschule Regensburg. Sein zweiter Sohn Dieter (1906–68) wurde wie der Vater Architekt, wandte sich nach 1945 aber als Politiker und Diplomat der Kulturpolitik zu. Er war bayer. Staatssekretär für die Schönen Künste (1947–50), Kulturattache der Bundesrepublik Deutschland in Italien (1952–59). Leiter der Kulturabteilung im Auswärtigen Amt (1959–66) und dt. Botschafter am Hl. Stuhl (1966–68). Er zählte zu den Gründungsvätern des in München angesiedelten Instituts für Zeitgeschichte, der Bayer. Akademie der Schönen Künste und des Münchner Zentralinstituts für Kunstgeschichte. Auf ihn geht auch die Entscheidung zurück, das Goethe-Institut mit dem Großteil der bundesdt. Kulturarbeit im Ausland zu betrauen. Das Finanzvolumen der Kulturabteilung des Auswärtigen Amtes steigerte sich unter seiner Leitung um mehr als das Dreifache. Das weitverzweigte Netzwerk von Familie und Freunden kam bei Dieter zur vollen Entfaltung. Aus der Ehe mit Maria Clara Schiedges (1911–73) gingen sechs Kinder hervor, von denen Christoph (* 1938, Katharina Tacke, * 1937, Architektin) die Architektentradition der Familie in der dritten Generation fortsetzt. Als Partner des Büros Hilmer & Sattler (seit 1997 Hilmer & Sattler u. Albrecht) baute er v. a. in München und Berlin, u. a. den Neubau der Gemäldegalerie Berlin (1986–98). Florian (* 1940, Christina Meyer, * 1939, Gynäkologin) arbeitete 1973-90 als Redakteur beim Bayer. Rundfunk und leitete 1991-2001 das Presseamt der Landeshauptstadt München. Martin (* 1942, Gabriele v. Sivers, * 1943, Sinologin) ist Professor für Verfassungsrecht in Mannheim und Stephan (* 1947, Rachel Salamander, * 1949, Gründerin der „Literaturhandlung für Judaica“ in München) ist leitender Kulturredakteur des Nachrichtenmagazins Focus. Birgit (* 1934, Dieter Albrecht, 1927–99, Historiker), wurde Bibliothekarin, Monika (* 1935, Wolfgang Schaetz, * 1932, Dozent d. Goethe-Inst.) Buchhändlerin.

  • Literatur

    F. J. Bauer. Bürgerwege u. Bürgerwelten, Fam.-biogr. Unterss. z. dt. Bürgertum im 19. Jh., 1991;
    G. Braurecht, S. aus Buttstädt in Thür., in: Dt.GB 82, 1934, S. 647-55;
    Adolf v. Hildebrand u. seine Welt, Briefe u. Erinnerungen, besorgt v. Bernhard Sattler, hg. v. d. Bayer. Ak. d. Schönen Künste, 1962;
    zu Gottlieb. Wilhelm und Catharina:
    erinnern, Wilhelm S. (1784-1859) u. d. „Schwarze Einser“, 150 J. dt. Briefmarke, 1999 (P); – zu Jens:
    Johann Caspar S., in: Leopoldina XVI, 1880, Nr. 9-10, S. 34;
    zu Irene:
    B. Vogel-Fuchs (Hg.), Lb. Schweinfurter Frauen, 1991, S. 99-104;
    zu Johann Ernst:
    P. Ultsch. J. E. S., in: Frankenland 18, H. 1. Jan. 1966, S. 14-19;
    zu Carlo:
    B. M. Scherer, James Loeb u. sein Architekt Carl S., in: James Loeb 1867-1933. Ausst.kat. Murnau 2000, S. 127-42;
    ders., Diss. TU München (in Vorbereitung);
    Munzinger;
    Klimesch (P);
    W. Nerdinger (Hg.), Süddt. Bautradition im 20. Jh., Architekten d. Bayer. Ak. d. Schönen Künste, 1985, S. 78-86 (P);
    zu Dieter:
    U. Stoll, Kulturpol. als Beruf, Dieter S. (1906-1968) in München, Bonn u. Rom, 2004 (P);
    Munzinger;
    Klimesch (P);
    zu Christoph:
    Hilmer & Sattler, Bauten u. Projekte, Edition Axel Menges, 2000;
    Hilmer & Sattler u. Albrecht. Edition Axel Menges, 2004;
    Christoph S., in: W. Nerdinger (Hg.), Architekturschule München 1868-1993, 1993, S. 150 f.; |

  • Quellen

    Qu G. Opitz, Stammfolge S. aus Buttstädt in Thür., Schriesheim 1979/80 (Typoskr., Privatbes. Uwe Richardsen); – Nachlässe Carlo: Architekturmus. d. TU München; Dieter: IfZ, München.

  • Autor/in

    Ulrike Stoll
  • Familienmitglieder

  • Zitierweise

    Stoll, Ulrike, "Sattler" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 444-445 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119008424.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA