Lebensdaten
1871 – 1945
Geburtsort
Budapest
Sterbeort
Konzentrationslager Auschwitz (?)
Beruf/Funktion
Physiologe ; Biochemiker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 126657556 | OGND | VIAF: 84857776
Namensvarianten
  • Rosenfeld, Peter
  • Rona, Peter
  • Rosenfeld, Peter
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Zitierweise

Rona, Peter, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd126657556.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus jüd. Fam.;
    V N. N. Rosenfeld;
    M N. N.;
    1903 Elisabet (R.-Sklarek) (1872–1945, KZ Auschwitz ?), Schriftst., mit Unterstützung d. Ungar. Ak. d. Wiss. Hg. u. Übers. v.Ungar. Volksmärchen“, 2 Bde., 1901, T d. Wilhelm Sklarek (1836–1915), aus Raszkow, Dr. med., prakt. Arzt, Prof., 1886-1912 Begr. u. Hg. d. Naturwiss. Rdsch., Mitbegr., später Ehrenmitgl. d. Meterol. u. Physiol. Ges., Berlin (s. Wi. 1915; Pagel; DBJ I, Tl.; Pogg. IV-V); kinderlos.

  • Biographie

    R. studierte seit 1889 an den Univ. Wien und Heidelberg Medizin, legte 1895 in Wien das med. Staatsexamen ab, das – wie in Österreich üblich – mit der Promotion zum Dr. med. verbunden war, und bildete sich anschließend an den Universitätskliniken in Wien, Berlin, Breslau, Paris und Bern weiter. 1899 begann er in Wien ein Chemiestudium, das er 1903 mit einer bei Josef Herzig (1853–1924) angefertigten Dissertation abschloß (Unterss. über d. Tetramethylphloroglucinaldehyd). Bei Wolfgang Pauli (1869–1955) lernte er den aktuellen Stand der Kolloidchemie kennen und ging danach zu Emil Fischer (1852–1919) an das Chemische Institut der Univ. Berlin, wo er in die Arbeitsgruppe von Emil Abderhalden (1877–1950) eintrat. 1905/06 war er Assistent am Physiologischen Institut der Tierärztlichen Hochschule Berlin.

    Aus wirtschaftlichen Gründen verzichtete R. auf eine Hochschullaufbahn und übernahm 1906 die Leitung des physiologisch-chemischen Laboratoriums des städt. Krankenhauses am Urban in Berlin, wo er seine intensive Forschungstätigkeit fortsetzte. Mit Leonor Michaelis (1875–1949), der die bakteriologische Abteilung des Krankenhauses leitete, verband ihn bald eine enge Freundschaft. In ihrer gemeinsamen Arbeit war Michaelis zwar der anregendere und ideenreichere Partner, R. hingegen hatte seine Stärken in der genauen und sicheren Arbeitsweise. Während des 1. Weltkriegs war R. 1914-17 ordinierender und Stationsarzt am Reserve-Lazarett Seebad-Mariendorf. Ohne in Deutschland approbiert zu sein, war er zu dieser Tätigkeit verpflichtet worden, seine einzige in der ärztlichen Praxis. 1916-18 war er freiwilliger wiss. Hilfsarbeiter in der Gaskampfabteilung des KWI für physikalische Chemie und der Kaiser-Wilhelms-Akademie für das militärärztliche Bildungswesen.

    Nach Kriegsende kehrte R. an das Urban-Krankenhaus zurück und arbeitete zugleich bis 1921 als wiss. Mitarbeiter am KWI für physikalische Chemie und Elektrochemie in Berlin-Dahlem. 1920 habilitierte er sich an der Univ. Berlin mit einer Arbeit über die Ionenverteilung im Blut für das Fach Physiologie und wurde 1922 zum planmäßigen ao. Professor für med. Chemie und Leiter der Chemischen Abteilung des Pathologischen Instituts berufen. Wegen seiner jüd. Abstammung 1933 zwangsweise in den Ruhestand versetzt, übersiedelte er im Sommer 1939 mit seiner Frau nach Budapest. Von den dortigen Judenverfolgungen massiv bedroht, fanden beide schließlich Aufnahme in einem unter dem Schutz des schwed. Gesandten Raoul Wallenberg stehenden Haus, dennoch wurden sie Anfang 1945 nach Auschwitz deportiert, wo sie vermutlich den Tod fanden.

    R. war ein Vorkämpfer der modernen Biochemie mit außerordentlich sicherem Empfinden für zukunftsträchtige Forschungsgebiete und talentierte Nachwuchsforscher. Er war v. a. ein ausgezeichneter Lehrer mit großer Breitenwirkung. Bemerkenswerte Beiträge leistete R. zur Enzymologie, Kolloidchemie und physiologisch-chemischen Analytik. Untersuchungen über den parenteralen Eiweißstoffwechsel (mit Abderhalden u. Michaelis) lenkten den Blick auf die damals experimentell leicht zugänglichen Hydrolasen; Abhängigkeiten von der Ionen- und Substratkonzentration sowie der Temperatur wurden untersucht und Hemmungs-, Optimums- und kinetische Verläufe gemessen. Weiterhin untersuchte er Salzeffekte auf Enzymsysteme und kolloidchemische Eigenschaften der Proteine, was ihn zur präparativen Trennung von Enzymen führte. R.s kolloidgebundene Deproteinisierungsmethoden, nephelometrische Bestimmungsmethoden und Kompensationsdialysen waren nützliche Methoden,|die später meist durch bessere Verfahren ersetzt werden konnten. Insbesondere beschäftigte ihn auch die Ionenverteilung im Blutserum. Die Glykolyse sowie die Blutzuckerbildung boten über viele Jahre Anlaß zu eingehenden Untersuchungen. Die in den letzten Jahren seiner Tätigkeit bei dem Studium der fermentativen Esterbildung eingesetzte Dilatationsmethode konnte er nicht mehr voll entwickeln. Einen großen Teil seiner Arbeitskraft widmete R. der Herausgabe und Redaktion der „Berichte über die gesamte Physiologie und experimentelle Pharmakologie“ (1920-35) sowie der „Jahresberichte über die gesamte Physiologie und experimentelle Pharmakologie“ (1923-34).|

  • Auszeichnungen

    E. K. II;
    Tit.-Prof. (1917);
    Mitgl. d. Leopoldina (1920);
    Ehrenmitgl. d. Finn. Ärzteges. Duodecim.

  • Werke

    Praktikum d. physiolog. Chemie, I, Fermentmethoden, 1926, ²1931, II, Blut u. Harn, 1929 (mit H. Kleinmann), III, Stoffwechsel u. Energiewechsel, 1928 (mit H. W. Knipping);
    Praktikum d. physikal. Chemie insbes. d. Kolloidchemie f. Mediziner u. Biologen, ⁴1930 (mit L. Michaelis);
    ca. 200 Btrr. in Fachzss.

  • Literatur

    R. Ammon, in: Arzneimittelforsch. 10, 1960, S. 321-27 (W-Verz., P);
    M. Duckek u. C. Vierus, Die Btrr. v. Ernst Salkowski u. P. R. z. Entwicklung d. klin. Chemie an d. Charité, Dipl.arb. Berlin 1986;
    L. Jaenicke, P. R., Apostel d. Quantitativen Biochemie, in: Biospektrum 5, 1999, 206-08 (P);
    Rhdb. (P);
    Fischer, Nachtr.bd. 2;
    Wi. 1935;
    Pogg. VI, VII a;
    BHdE II.

  • Autor/in

    Michael Engel
  • Zitierweise

    Engel, Michael, "Rona, Peter" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 26-27 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd126657556.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA