Lebensdaten
erwähnt 1129, gestorben 1158
Sterbeort
bei Mailand, während der Belagerung durch Barbarossa
Beruf/Funktion
Bischof von Havelberg ; Erzbischof von Ravenna
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119539543 | OGND | VIAF: 97626217
Namensvarianten
  • Anselm von Havelberg
  • Anselm
  • Anselm von Havelberg
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Anselm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119539543.html [19.04.2024].

CC0

  • Biographie

    A., der wahrscheinlich aus der Gegend von Lüttich stammte, studierte an der Domschule in Laon, wurde dort mit dem heiligen Norbert von Köln bekannt, trat in den von diesem gegründeten Prämonstratenserorden ein und wurde von Norbert 1129 zum Bischof von Havelberg geweiht. Er beteiligte sich 1133 und 1136-37 an den Romzügen Kaiser Lothars III. Ende 1135 oder Anfang 1136 war er im Auftrag Lothars auf einer Gesandtschaft in Byzanz, wo er auch in Konferenzen und Disputationen mit Erzbischof Niketas von Nikomedien und mit Basilius von Achrida, Erzbischof von Thessalonich, die Lehre der römischen Kirche verteidigte. 1144 ging er narh Tusculum zu Papst Eugen III. und nahm dort an Diskussionen mit griechischen Theologen teil. Nach Lothars Tode weilte er am Hofe Konrads III. und nahm als päpstlicher Legat an einem Kreuzzug gegen die Wenden teil. Nachdem er aus unbekannten Gründen bei Konrad III. in Ungnade gefallen war, zog er sich nach Havelberg zurück, bis ihn die Thronbesteigung Barbarossas wieder ins praktische Leben zurückrief. Er ging als dessen Gesandter nach Rom und wirkte beim Abschluß des Konstanzer Vertrages zwischen Friedrich I. und Eugen III. mit. 1154 ging er wieder nach Byzanz, um für Friedrich um die griechische Prinzessin Maria zu werben. 1155 wurde er auf Wunsch des Kaisers zum Erzbischof von Ravenna gewählt. - A.s Hauptwerk „Dialogorum libri III“ (Migne, PL 188, Sp. 1091-1247), die 1150 auf Wunsch Eugens III. angefertigte Niederschrift seiner Disputationen in Byzanz, behandelt in gutem Latein und mit theologischer Tiefe im ersten Band die Entwicklung des Glaubens im Alten und Neuen Testament und in der Kirche, in den beiden anderen Büchern die dogmatischen Lehrgegensätze zwischen der römischen und griechischen Kirche und nimmt in der Geschichte der polemischen Literatur von der Karolingerzeit bis in die Frühscholastik eine sehr beachtenswerte Stellung ein.

  • Werke

    Weitere W Epistola apologetica pro ordine canonicorum regularium, in: J. P. Migne, Patrologiae cursus completus 188, Sp. 1119-40 (an Abt Egbert v. Huisburg); Tractatus de ordine pronuntiandae litaniae ad Fridericum Magdeburg, archiepiscopum, hrsg. v. F. Winter, in: Ztschr. f. Kirchengesch., 1882, S. 144 f.; Briefe an seinen Freund Wibald v. Stablo, in: Ph. Jaffé, Bibl. rerum Germanicarum I, 1864;
    zu Unrecht werden A. ein Liber de ordine canonicorum regularium S. Augustini u. d. Vita Adalberti II, archiepiscopi Moguntini zugeschrieben.

  • Literatur

    ADB I;
    E. Dombrowski, A. v. H., 1880;
    J. Schmidt, Des Basilius v. Achrida bisher uned. Dialoge, 1919;
    H. Lauerer, Die theolog. Anschauungen d. Bischofs A. v. H. ( 1158) auf Grund d. krit. gesichteten Schrr. dargest., Diss. Erlangen 1911;
    J. Spörl, Grundformen mittelalterl. Geschichtsanschauung, 1935;
    M. van Lee OPraem., Les idées d'A. d'Havelberg sur le developpement des dogmes, in: Analecta Praemonstratensia 14, 1938, S. 5-35;
    G. Schreiber, Prämonstratens. Frömmigkeit u. d. Anfänge d. Herz-Jesu-Gedankens, in: Ztschr. f. kath. Theol. 64, 1940, S. 181-201;
    ders., Prämonstratenserkultur d. 12. Jh.s, in: Analecta Praemonstratensia 16, 1940, S. 41-107;
    ders., Mittelalterl. Passionsmystik u. Frömmigkeit, in: Theolog. Quartalsschr. 122, 1941, S. 32-44;
    ders., A. v. H. u. d. Ostkirche, in: Ztschr. f. Kirchengesch. 60, 1941, S. 354-411;
    ders., Stud. üb. A. v. H. z. Geistesgesch. d. Hoch-MA, in: Analecta Praemonstratensia 18, 1942, S. 5-90;
    ders., Religiöse Verbände in mittelalterl. Wertung, in: HJb. 62-69, 1949, S. 284-358;
    J. de Ghellrück SJ, L'essoir de la littérature latine au 12ième siècle II, Löwen 1946, S. 30 f.;
    Dictionnaire d’Histoire et de Géographie Ecclésiastiques III, 1924, Sp. 458-60;
    LThK;
    Enc. Catt. I, 1949.

  • Autor/in

    Martin Grabmann
  • Zitierweise

    Grabmann, Martin, "Anselm" in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 309-310. [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119539543.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Anselm, Bischof von Havelberg 1129—1155, dann bis zu seinem Tode (1158) Erzbischof von Ravenna, von unbekannter Herkunft, vermuthlich ein Lothringer oder auch Italiener, ein Freund und Jugendgenosse des Abtes Wibald von Corvey, wurde 1129 vermuthlich durch seinen Gönner, Norbert, Erzbischof von Magdeburg, zum Bischof von Havelberg ernannt, konnte aber erst 1130 nach Besiegung der Slawen seinen Sitz einehmen, begleitete 1133 König Lothar nach Italien, wohnte dann der Mainzer Synode bei und war bei dem Tode Norberts (6. Juni 1134), den er auch bestattete. A. weilte meist am Hofe Lothars, in dessen Auftrag er 1135 als Gesandter nach Constantinopel ging, zugleich als päpstlicher Apocrisiarius die Angriffe der griechischen Hoftheologen gegen die römische Kirche zu widerlegen: deshalb disputirte er öffentlich mit Niketas, Erzbischof von Nikomedien. Auf Papst Eugens III. Wunsch schrieb A. 1150 den Inhalt dieser damals vielberühmten Disputation auf; so entstanden die „Libri tres dialogorum s. Ἀντιϰειμένων“, ein Beleg für Anselm's ungewöhnliche theologische Gelehrsamkeit und den Freimuth, mit dem er vorhandene Uebelstände der Kirche aufdeckt. (d'Achery, Spicilegium ecclesiasticum I. 161 ff.). 1136 zurückgekehrt, fand A. sein Bisthum von den Slawen wieder verwüstet, begleitete Lothar auf seinen zweiten Römerzug und blieb hochangesehen am Hofe Papst Innocenz' II. Erst nach Lothars Tode heimkehrend, stiftete er 1144 das Prämonstratenserkloster Jerichow, das 1145 geweiht wurde, und errichtete in Havelberg ein Domcapitel. Doch blieb er fast dauernd am Hofe Konrads III.;|1147 ging er als dessen Gesandter mit Wibald von Corvey zu Eugen III. nach Dijon und nahm dann an dem Kreuzzuge der sächsischen Fürsten gegen die Slawen Theil, durch den sein Bisthum mehr gesichert wurde. Seit Konrads III. Rückkehr aus dem Orient blieb er, in Ungnade gefallen, — weshalb ist unbekannt, — dem Hofe fern und lebte seinem kirchlichen Amte und theologischen Studien. 1150 ging A. zu Papst Eugen III. nach Tusculum, um in den erneuten Lehrstreitigkeiten mit griechischen Theologen zu rathen. Friedrichs I. Thronbesteigung 1152 rief ihn wieder in die politische Thätigkeit, er ergriff, ein eifriger Anhänger des Kaisers, die Partei Wichmann's von Magdeburg gegen den Papst und war 1153 bei Abschluß der Constanzer Verträge zwischen Friedrich und Eugen III. hervorragend betheiligt. 1154 ging er als Gesandter nach Constantinopel, mit um für Friedrich um die griechische Prinzessin Marie zu werben; 1155 zurückkehrend, schloß er sich Friedrich in Valencia an, der ihn zum Erzbischof von Ravenna erheben ließ: am Tage der Kaiserkrönung Friedrichs (18. Juni 1155) erhielt A. von Hadrian IV. das Pallium. Auch an dem zweiten Zuge des Kaisers nach Italien, gegen Mailand, nahm er Theil und starb während der Belagerung dieser Stadt am 12. August 1158. A. ist in Ravenna bestattet.

    • Werke

      Außer den 3 Büchern Dialogen besitzen wir von A. einen „Liber de ordine canonicorum regularium“ bei Pez, „Thesaurus anecdotorum“, IV. 2, 76 ff. und ein ebenfalls den Anspruch der Mönche auf größere Heiligkeit (als die Weltgeistlichen) bekämpfendes Sendschreiben an den Abt Egbert von Huisburg. Dasselbe ist von Anselm's Biographen Spieker in Illgen's Zeitschrift für die hist. Theologie Bd. X. Heft 2 veröffentlicht. Ein von Pez, „Dissertat. isagogica“ X erwähnter „Tractatus de ordine pronunciandae litaniae“ sowie A. zugeschriebene Heiligenleben und eine angeblich vorhandene Briefsammlung sind bisher nicht aufgefunden. Die Vita des Erzbischofs Adelbert II. von Mainz (Biliotheca Rerum Germanicarum III. 565 sqq.) ist ihm von Jaffé mit Unrecht zugeschrieben worden.

  • Autor/in

    H. Prutz.
  • Zitierweise

    Prutz, Hans, "Anselm" in: Allgemeine Deutsche Biographie 1 (1875), S. 478-479 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119539543.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA