Lebensdaten
1481 oder 1482 – 1510 oder 1511
Geburtsort
Reichsfeld (Oberelsaß)
Sterbeort
Straßburg (?)
Beruf/Funktion
Humanist ; Geograph
Konfession
-
Normdaten
GND: 120151448 | OGND | VIAF: 34466424
Namensvarianten
  • Philesius Vogesigena
  • Ringmann, Matthias
  • Philesius Vogesigena
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Zitierweise

Ringmann, Matthias, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd120151448.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N., Bauer, Untertan d. Abtei Pairis (Päris).

  • Biographie

    R. besuchte wahrscheinlich die Schule in Schlettstadt, studierte später in Heidelberg (1498), zeitweise auch in Freiburg (Br.), wo er sich offenbar dem Kartäuserprior Gregor Reisch ( 1525) anschloß. Um 1500 hielt er sich in Paris auf und stand in Kontakt mit Faustus Andrelinus und Faber Stapulensis. Nach kurzer Tätigkeit als Schulmeister in Colmar (1503) übersiedelte R. um 1504 nach Straßburg. In enger Verbindung mit Jacob Wimpheling, den er gegen Angriffe Jacob Lochers (Philomusus, 1471–1528) verteidigte, wirkte er hier als Korrektor der Druckereien von Johann Prüss d. Ä. (1447–1510), Johann Grüninger (um 1455–1533) und Johann Knobloch ( 1528). Während zweier Aufenthalte in Italien (1505 u. 1508) lernte er u. a. Giovanni Francesco Pico della Mirandola und Lilio Gregorio Giraldi kennen. Renatus (René) II., Hzg. von Lothringen, berief R. 1507 an das Gymnasium Vosagense nach St-Dié, von wo aus er Reisen nach Basel, Straßburg und Nancy unternahm.

    R.s. Nachruhm beruht auf seinen Studien zu einer geplanten Ptolemaios-Ausgabe, welche dessen antikes Weltbild mit den neuen Entdeckungen harmonisieren sollten. Zusammen mit dem Kartographen Martin Waldseemüller (Hylacomylus, Ilacomylus, um 1475 - um 1518) und gefördert durch die Brüder Gautier und Nicolas Lud, veröffentlichte R. 1507 in St-Dié (danach mehrere Auflagen mind. bis 1545, u. a. Straßburg u. Venedig) als Anhang seiner „Cosmographiae Introductio“ (Faks., hg. v. F. R. v. Wieser, 1907) eine vollständige lat. Übersetzung der vier Berichte des Florentiners Amerigo Vespucci an Piero Soderini über seine in span. bzw. portugies. Diensten unternommenen Reisen (1499–1502) nach Südamerika. In der Einleitung zu diesem Werk schlug R. vor., den neuen Kontinent nach seinem angeblichen Entdecker (inventor) „Amerika“ zu nennen: „quasi Americi terram, sive Americam dicendam“. Waldseemüller schuf dazu einen Globus sowie eine 1900 wiederaufgefundene Karte (seit 2001 Library of Congress, Washington D. C., USA; Faks., hg. v. J. Fischer u. F. R. v. Wieser, 1903, Nachdr. 1968; Abb. in Kat. Focus Behaim Globus, 1993, S. 666 f.), auf der um 1507 zum ersten Mal die Bezeichnung „Amerika“ für die nordöstl. Region Südamerikas auftauchte. Erst seit Mercator (1538) wird diese für den ganzen Kontinent gebraucht.

    Geographische Studien bilden allerdings nur einen Ausschnitt aus R.s weitgefächerter literarischer Produktion: Unter seinen zahlreichen Gedichten (zuerst gesammelt in: Hemisticha poetarum, Straßburg 1505) ragt ein Lobgedicht auf die heimatlichen Vogesen heraus (Carmen de Vogeso, 1506, ed. in: Humanismus u. Renaissance, hg. v. H. Rupprich, II, 1964, S. 78 f., 315-17). Für die muttersprachliche, auch kulturpatriotisch motivierte Einbürgerung der antiken Autoren stellte R.s Übersetzung der historischen Werke Caesars (Straßburg 1507 u. ö.) einen bedeutenden Fortschritt dar. Auch an anderen Editionen war R. beteiligt (z. B. Plautus, Straßburg 1511). Pariser Anregungen wirkten wahrscheinlich nach in dem sprachpädagogischen Versuch, mittels mnemotechnischer Methoden das Erlernen der lat. Grammatik zu erleichtern (Grammatica figurata, St-Dié 1509, ed. v. F. R. v. Wieser, 1905). Andere Werke, wie die wegweisende Ausgabe des Ptolemaios (Straßburg 1513) und ein dem Herzog von Lothringen gewidmetes panegyrisches Epos (Nanceis, St-Nicolas-du-Port 1518) wurden postum fertiggestellt und veröffentlicht.

  • Werke

    W-Verz. Charles Schmidt, Histoire Littéraire de l'Alsace, II, 1879, Nachdr. 1976, S. 87-132, 398-401.

  • Literatur

    Th. Vulpinus, in: Jb. f. Gesch., Sprache u. Lit. Elsaß-Lothringens 18, 1902, S. 127-30;
    K. Klement, Neue Belege f. d. Lb. d. Philesius Vogesigena, ebd. 20, 1904, S. 220, 298-301;
    G. Hamann, Ein Überblick über Entstehung u. Qu. d. Namens „Amerika“, in: MIÖG 63, 1955, S. 298-311;
    F. Laubenberger, R. oder Waldseemüller, Eine krit. Unters. über d. Urheber d. Namens Amerika, in: Erdkunde, Archiv f. wiss. Geogr. 13, 1959, S. 163-79;
    ders., The Naming of America, in: Sixteenth Century Journal 13, 1982, S. 91-113;
    R. Newald, Probleme u. Gestalten d. dt. Humanismus, 1963, S. 443-57;
    F. J. Worstbrock, Dt. Antikerezeption 1450-1550, T. 1, 1976, S. 28 ff. u. ö.;
    J.-C. Margolin, Le Symbolisme dans la ‚Grammatica Figurata' d. M. R. (1509), in: Bull. de l'Association G. Budé 97, 1979, S. 72-87;
    Eberhard Schmitt (Hg.), Die gr. Entdeckungen II, 1984, Nr. 3, S. 13-17;
    M. Herkenhoff, Vom langsamen Wandel d. Weltbildes, in: Focus Behaim Globus, Ausst.kat. d. German. Nat.mus., bearb. v. K. W. Willers u. a., I, 1993, S. 143-55, II, 1993, S. 665-68;
    Killy;
    NDBA.

  • Autor/in

    Wilhelm Kühlmann
  • Zitierweise

    Kühlmann, Wilhelm, "Ringmann, Matthias" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 635-636 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd120151448.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA