Lebensdaten
1847 – 1912
Geburtsort
Maria Rain (Allgäu)
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Uhrenfabrikant
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 102600015 | OGND | VIAF: 115389456
Namensvarianten
  • Riefler, Sigmund

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Riefler, Sigmund, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd102600015.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Clemens (1820–76), gründete 1841 in M. R. e. Präzisionsreißzeug- u. Pendeluhrenfabrik, erhielt 1867 d. Goldene Medaille d. bayer. Kronenordens, S d. Konrad (1784–1843), Bauer, u. d. Theresia Geiger (1784–1869);
    M Magdalena (1817–59), T d. Franz Xaver Ott (1786–1837), u. d. Johanna Grüser (1787–1820);
    B Adolf (1850–1909), Techniker, 1897 bayer. KR, Theodor (1853–1931), Kaufm., 1909 bayer. KR, beide 1899 Ehrenbürger v. Nesselwang, beide übernahmen 1876 d. väterl. Fa. u. verlegten diese 1878 nach Nesselwang (Allgäu);
    München 1882 Emilie (1835–99), T d. Maximilian Gf. v. Lamberg, Frhr. auf Ortenegg u. Ottenstein (1775–1837), auf Bulach u. Amerang, bayer. Appellationsger.präs., u. d. Franziska Mulzer (1809–84); kinderlos;
    N Hans (1884–1967), S d. Adolf, führte d. Fa. „Clemens Riefler“ weiter, 1934 Ehrenbürger v. Nesselwang, 1948 Ehrensenator d. TH Stuttgart, Oswald (1893–1983), 1921-65 leitete d. Uhrenabt. d. Fa. „Clemens Riefler“;
    Gr-N Dieter (* 1936), Dipl.-Ing. (FH), 1967-91 Leiter d. Fa. „Clemens Riefler“, Vf. hist. Arbb. z. Unternehmensgesch. u. z. Fam. (s. L).

  • Biographie

    Nach Abschluß der Elementarschule wurde R. in der väterlichen Werkstatt zum Mechaniker ausgebildet. Nach Besuch der Gewerbeschule in Kaufbeuren studierte er 1865-70 in München am Polytechnikum (Ing.) und an der Univ. Mathematik, Astronomie, Geodäsie, Physik und Maschinenbau. Anschließend arbeitete er sechs Jahre bei der holstein. Landvermessung. Nach dem Tod des Vaters 1876 übernahm R. zusammen mit zwei Brüdern die väterliche Firma „Clemens Riefler“ und entwickelte das international erfolgreiche Rundsystem für Reißzeuge. Sein Interesse galt jedoch der Präzisionsuhrentechnik. 1878 verlegte er sein Arbeitsfeld nach München (Lenbachplatz 1), wo er 1879-1912 ein Laboratorium unterhielt und wo bis 1920 ein Verkaufsbüro existierte. Die Fertigung fand in Nesselwang statt.

    R.s Domäne wurden Pendeluhren höchster Ganggenauigkeit. Schon 1869 hatte er eine neue Uhrenhemmung entwickelt. Von der Universitätssternwarte in München erhielt R. den Auftrag, eine Uhr mit sehr großer Ganggenauigkeit zu konstruieren. 1889 ließ er sich seine epochemachende Erfindung der freien Federkrafthemmung patentieren (DRP 50739), gefolgt 1907 von der 1913 (nach R.s Tod) patentierten freien Schwerkrafthemmung (DRP 272119). Weitere Elemente waren u. a. Kompensationspendel (Quecksilber- u. Nickelstahlpendel, DRP 60059, 1891, u. DRP 100870, 1897), die selbst die Luftschichtung im Uhrgehäuse berücksichtigen, und Registriereinrichtungen. R. perfektionierte sämtliche Bauelemente und baute als erster Uhren mit einer Gangabweichung von nur 0,1 Millisekunden pro Tag. Dies ist die höchste mit mechanischen Uhren erreichbare Genauigkeit. Lediglich der Engländer William Hamilton Shortt gelangte um 1921 zu ähnlich genauen Uhren. In vergrößerter Form wurde R.s Hemmung auch in Turmuhren verwendet.

    Auch technikgeschichtlich war mit den Pendeluhren von R. ein Endpunkt erreicht. Sie wurden um 1936 von Quarz- und seit 1956 von Atomuhren mit ihrer um Zehnerpotenzen höheren Genauigkeit abgelöst. Die noch heute existierende Firma „Clemens Riefler“ stellte bis 1965 Präzisionspendeluhren her und hatte schließlich 635 Exemplare an alle bedeutenden Sternwarten und Zeitzentralen der Welt geliefert. Die Zeitnormalen der einzelnen Staaten wurden mit Riefler-Uhren weitergeleitet, seit 1925 über Rundfunk mittels Zeitsignalen. R.s Firma blieb als selbständiges Unternehmen bestehen. Bis 1993 wurde Präzisionsreißzeuge und Zeichenmaschinen gefertigt, seither CAD-Tische.|

  • Auszeichnungen

    John-Scott-Medaille d. Franklin Inst., Philadelphia, USA (1894);
    Dr. phil. h. c. (München 1897);
    Ehrenbürger v. Nesselwang (1899);
    bayer. KR (1905).

  • Werke

    Uhrenanlagen u. a. Nr. 1, 1891 u. Nr. 47 z. Weltausst. Paris, 1900, Dt. Mus., München;
    Nr. 36, Georgetown College Observatory, 1900, Smithsonian Inst., Washington, D. C.;
    Nr. 152, Royal Observatory, Greenwich, 1910;
    Nr. 170, Specola Vaticana, Rom. – Schrr. u. a. Chronometer-Echappement mit vollkommen freier Unruhe u. dessen Anwendung f. Pendeluhren (…), in: Bayer. Ind.- u. Gewerbebl. 1890;
    Pendel- Echappement mit vollkommen freiem Pendel etc., 1892;
    Das Quecksilber-Kompensationspendel DRP Nr. 60059, in: Zs. f. Instrumentenkunde, 1893;
    Zeitübertragung durch d. Telephon, ebd. 1906;
    Beschreibung d. Echappements mit vollkommen freiem Pendel, in: Astronom. Nachrr 1894;
    Die Präzisionsuhren mit vollkommen freiem Echappement u. Quecksilber-Kompensationspendel, 1894;
    Das Nickelstahl-Kompensationspendel DRP Nr. 100870, 1902;
    Projekt e. Uhrenanlage f. d. kgl. Belg. Sternwarte in Uccle, 1904;
    Präzisionspendeluhren u. Zeitdienstanlagen f. Sternwarten, 1907.

  • Literatur

    E. Anding, Ber. über d. Gang e. R.schen Pendeluhr, in: Astronom. Nachrr. 133, 1893, S. 217-36;
    H. Kienle, Die beiden Riefler-Uhren R 23 u. R 33 d. Münchener Sternwarte, ebd. 204, 1917, Sp. 281-94 ders., Über das R.sche Schichtungspendel, in: Zs. f. Instrumentenkunde 40, 1920, S. 173-79 (Nachdr. v. beiden Aufss. in: D. Riefler, ²1991, s. u., S. 148-61);
    Ch. S. Howe, The rate of the Riefler sideral clock No. 56, in: The Astronomical J. 524, 1902, S. 159 f.;
    C. Dietschold, Die Hemmungen, 1905;
    ders., Getriebelehre, 1905;
    ders., Der Cornelius Nepos der Uhrmacher, 1910 (P);
    Dieter Riefler, Riefler-Präzisions-Pendeluhren 1890 bis 1965, 1981, ²1991 (P, W-Verz., L);
    Mitt. v. Dipl.-Ing. Dieter Riefler (Nesselwang).

  • Autor/in

    Carl Preyß
  • Zitierweise

    Preyß, Carl; Riefler, Dieter, "Riefler, Sigmund" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 577-578 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd102600015.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA