Lebensdaten
1748 – 1837
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Paris
Beruf/Funktion
Mathematiker ; Jakobiner
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119224135 | OGND | VIAF: 22389827
Namensvarianten
  • Ridel, Andreas Freiherr von
  • Riedel, Andreas Freiherr von
  • Ridel, Andreas Freiherr von
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Zitierweise

Riedel, Andreas Freiherr von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119224135.html [28.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Franz Anton R., ksl. Hptm. im Ing.korps in W.;
    M Eva Rosa Catharina.

  • Biographie

    R. absolvierte 1764-70 die Militärakademie in Wiener Neustadt, 1770-72 studierte er Mathematik bei Karl Schärffer und unternahm 1772-74 geographische Expeditionen unter Joseph Liesganig, um Ostgalizien zu kartieren. 1774-79 lehrte er als Ingenieurprofessor an der Militärakademie in Wiener Neustadt und unterrichtete 1779 in Florenz Mathematik am Hof des Ghzg. Leopold I. (Pietro Leopoldo), zu dem sich ein freundschaftliches Verhältnis entwickelte. 1784 lehnte R. einen Ruf als Professor der Physik nach Lemberg ab. 1790 folgte er dem nunmehrigen Ks. Leopold II. nach Wien und unterbreitete ihm 1791 einen Entwurf für eine Verfassungsreform mit dem Ziel einer konstitutionellen Monarchie oder einer Republik als „verfeinerter“ Monarchismus. Unter Leopolds Nachfolger Franz II. verlor R. seinen Einfluß. Unzufrieden mit der restaurativen Politik des Kaisers, sammelte sich um ihn, Franz Hebenstreit (1747–95) und Georg Ruzsitska (* 1755), ein Kreis von Kritikern, v. a. Offiziere und Beamte. Besonders anhand des „Moniteur“ informierten sie sich über die Franz. Revolution und diskutierten zunehmend radikaler die aktuellen Ereignisse in Frankreich. Die Werbung weiterer Mitglieder, die Verteilung von Flugschriften und eine organisatorische Straffung, um die die Habsburger Monarchie durch Reformen und revolutionäre Maßnahmen nach franz. Vorbild zu verändern, wurden jedoch durch die Zensur und Polizei verhindert. In Stuttgart lernte R. 1794 den Jakobiner Johann Benjamin Erhard (1766–1827) kennen. R.s „Aufruf an alle Deutsche zu einem antiaristokratischen Gleichheitsbund“ wurde nur handschriftlich verbreitet und blieb wirkungslos. 1794 wurde der gesamte Riedel-Kreis denunziert und wegen jakobinischer Verschwörung verhaftet. R. wurde zu 60 Jahren schwerem Arrest verurteilt und verbüßte diesen in Kufstein, Graz und Munkacz, wo er mit dem ungar. Dichter Ferenc Kazinczy bekannt wurde. 1806 aus gesundheitlichen Gründen in das Minoritenkloster Brunn verlegt, konnte er Briefverbindung zu alten Freunden aufnehmen. Nach der Besetzung Brünns durch franz. Truppen 1809 gelangte R., von der österr. Regierung steckbrieflich gesucht, im Gefolge von Marschall Davoust im Dez. 1810 nach Paris. Nach dem Sturz Napoleons lebte R. in Aix-en-Provence und Baldvam in Saint Flour (Cantal) und zuletzt als Privatlehrer in ärmlichen Verhältnissen in Paris.

  • Werke

    Weitere W Entwurf e. Vfg.projekts f. d. Habsburger Monarchie, 1791;
    Das undankbare Wien, 1790 (?) (anonym);
    Nicht-Höflichkeit einem Manne gesagt, der mit dem hohen Adel nicht gar freundl. umgegangen ist (1791, anonym, verschollen).

  • Literatur

    F. Valjavec, Die Entstehung d. pol. Strömungen in Dtld. 1770-1815, 1978;
    E. Wangermann, Von Joseph II. zu d. Jakobinerprozessen, 1966;
    D. Silagi, Jakobiner in d. Habsburger Monarchie, 1962;
    A. Körner, A. R., 1969;
    ders., in: Jb. d. Ver. f. Gesch. d. Stadt Wien 27, 1971, S. 83 ff.;
    ders., Die Wiener Jakobiner, 1972;
    H. Reinalter, Aufgeklärter Absolutismus u. Rev., 1980;
    W. Grab, Ein Volk muß seine Freiheit selbst erobern, 1984, S. 408-12 u. 426-28;
    ÖBL;
    Demokratische Wege;
    Hist. Lex. Wien.

  • Autor/in

    Helmut Reinalter
  • Zitierweise

    Reinalter, Helmut, "Riedel, Andreas Freiherr von" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 566 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119224135.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA