Lebensdaten
1640 – 1679
Geburtsort
Kronstadt (Siebenbürgen)
Sterbeort
Kronstadt (Siebenbürgen)
Beruf/Funktion
Dichter
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 139129758 | OGND | VIAF: 100434624
Namensvarianten
  • Rheter, Franz
  • Rhether, Franz

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Zitierweise

Rheter, Franz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd139129758.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Kronstädter Patriziat.

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Gymnasiums in Kronstadt 1657-62 studierte R. in Leipzig und Wittenberg Theologie. Bis 1666 hielt er sich im niederschles. Oels auf, wo er dem Kreis um den Mystiker Abraham v. Frankenberg (1593–1652) nahestand und möglicherweise auch Angelus Silesius kennenlernte. Nach seiner Rückkehr Lehrer am Kronstädter Gymnasium, wurde er 1671 zum Lektor, 1678 zum Rektor ernannt.

    Neben Gedichten verfaßte R. Lehrwerke und vermutlich auch Schuldramen. Vor allem als Dichter verfolgte er ein klar umrissenes poetisches Programm. 1663 veröffentlichte er in Leipzig die „Arien auf alle Sonntage“; in der zweiten, erweiterten Ausgabe der Sammlung (Himmelische Seele-Lust oder Andächtige Lieder…, 1664) werden als Vorbilder die Sonn- und Feiertagssonette von Gryphius erwähnt. Mit dem in Kronstadt veröffentlichten Gedichtband „Seliger Schwahnen-Gesang, welchen eine in Christum Jesum verliebte Seele, beim herannahenden Todt singen kann“ (1666) schuf R. in einer Zeit der Modellpoetiken in Opitzscher Manier eine Totenklage, deren Jenseitseuphorie der des Oelser Mystikerkreises entspricht. Die barocken Vanitas-Motive verwandelt er hierbei zu einem „carpe diem“, die Schrecken des eigenen Jahrhunderts relativiert er durch Glücksverheißungen. Das Weihnachtsspiel „Das von den Engeln und Hirten besungene Kind Jesus“ (1665), der einzige erhaltene Spieltext eines Siebenbürgers aus dem 17. Jh., weist aufgrund seiner antithetischen Struktur (die beiden Teile stellen Himmel u. Erde dar) strukturelle Analogien zu den großen Jesuitendramen auf. Darüber hinaus präsentiert es in Ansätzen auch die bürgerliche Lebensführung der Kronstädter und übernimmt traditionelle Muster der volkstümlichen Weihnachtsspiele. Vermutlich schrieb R. auch zwei Tragödien, wie sie seit der Schulgesetzgebung 1543 von Johannes Honterus alljährlich in Kronstadt aufzuführen waren; leider sind bloß die Titel der Stücke, die wohl dem Stadtbrand von 1688 zum Opfer gefallen sind, überliefert (Vom Kg. Phillipo in Macedonien; Vom gottlosen, abtrünnigen Ks. Juliano).

    R. ist der sprachmächtigste und vielseitigste siebenbürg. Barockdichter. Wenngleich ihm historische und geographische Bedingungen den Zugang zur nationalliterarisch relevanten Ebene verwehrten, ist seine Bedeutung für eine literarische Landschaft, die von Martin Opitz, der sich 1622/23 in Siebenbürgen aufgehalten hatte, und der schles. Schule sowie vom Oelser Mystikerkreis geprägt war, und für den Kulturaustausch mit den Nachbarvölkern unbestritten.

  • Werke

    auch in: J. Buchleri, Elegantiarum Regulae, Kronstadt 1671;
    J. Bucelli, Officina Epithetorum, Appelativorum et Nominum propriorum, Kronstadt 1674.

  • Literatur

    K. K. Klein, Dt. Schrifttum in Siebenbürgen, 1930, S. 126;
    ders., Lit.gesch. d. Dt.tums im Ausland, 1939, S. 83;
    B. v. Pukánszky, Gesch. d. dt. Schrifttums in Ungarn, I, 1931, S. 287;
    H. Fassel, in: Karpatenrdsch. 12, 1979, Nr. 51, S. 4;
    Schriftsteller(in)-Lexikon Siebenbürgen;
    St. Sienerth, Btrr. z. rumäniendt. Lit.gesch., 1989, S. 92 f., 154;
    Siebenbürger Sachsen;
    J. Wittstock u. St. Sienerth (Hg.), Die dt. Lit. Siebenbürgens, Halbbd. I, 1997, S. 252-54.

  • Autor/in

    Horst Fassel
  • Zitierweise

    Fassel, Horst, "Rheter, Franz" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 495-496 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139129758.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA