Dates of Life
1848 – 1940
Place of birth
Löwenbruch bei Ludwigsfelde (Kreis Teltow, Brandenburg)
Place of death
Medingen (Lebowa, Transvaal, Südafrika)
Occupation
evangelischer Missionar
Religious Denomination
evangelisch
Authority Data
GND: 139104151 | OGND | VIAF: 100412202
Alternate Names
  • Reuter, Friedrich Ludwig
  • Reuter, Fritz
  • Reuter, Friedrich Ludwig
  • more

Relations

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Citation

Reuter, Fritz, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd139104151.html [08.05.2024].

CC0

  • Genealogy

    V Friedrich Ludwig ( 1871), Bauerngutsbes.;
    M N. N., aus Salzburger Emigrantenfam.;
    Ur-Gvv N. N., 1732 aus konfessionellen Gründen ausgewiesen aus d. Bistum Salzburg;
    Botsabelo (Transvaal) 1883 Elisabeth Karoline Fredericke (1860–1937), T d. Julius Heese, Vorsteher d. Knabenerziehungsanstalt (Waisen- u. Konfirmandenanstalt) am Pfingstberg in Potsdam, u. d. Karoline Budig;
    2 S (beide früh †), 4 T u. a. Maria Anna Magdalene (1885–1978, Wilhelm Theodor Ferdinand Krause, 1877–1966, aus Etembeni, Südafrika, Missionar).

  • Biographical Presentation

    R. erhielt eine kaufmännisch-landwirtschaftliche Ausbildung und arbeitete bis 1868 auf dem väterlichen Hof. Nach Militärdienst und Teilnahme am dt.-franz. Krieg 1870/71 wurde er zur Übernahme des elterlichen Hofs gedrängt. Nach einer schweren Krankheit trat R. 1875 jedoch in die Berliner Missionsgesellschaft (BMG) ein (1. Examen: Berlin 1880; 2. Examen; Blauberg, Transvaal 1883; Ordination 1884 Tsewase, Transvaal durch Sup. Knothe). 1880 wurde er in das nördl. Transvaal abgeordnet und gründete 1881 aufgrund einer Stiftung der Charlotte v. Medingen bei den Lobedu die Missionsstation Medingen. Als Konzession an das politische System der Lobedu akzeptierte R. seine Einordnung als tributpflichtiger Chief. Der zunehmenden Landokkupation durch weiße Siedler stand er zwar kritisch gegenüber, trotzdem beantragte er selbst bei der burischen Regierung zur Legitimierung privatrechtlicher Eigentumsansprüche die Vermessung des Missionsplatzes. R. stellte seine internen Kenntnisse der Herrschaftsstruktur der Lobedu General Joubert zur Verfügung und trug somit 1884 zu deren vernichtenden Niederlage gegen die Buren bei. Land- und Viehverluste führten in der Folge zu schweren Hungersnöten, weshalb R. 1897 mit 65 Lobedu, darunter 25 Konvertiten, sowie zwei Burenfamilien zur Transvaalausstellung nach Berlin fuhr. Obwohl er hierfür von der BMG keine Zustimmung erhalten hatte, nutzte R. den Deutschlandaufenthalt intensiv zur Sammlung von Spendengeldern für Medingen. In|Südafrika wurden die Reiseberichte der Lobedu zu einem Werbemittel ersten Ranges und die royalen Lobedu räumten R. eine herausgehobene Stellung am Hof ein. Im burisch-engl. Konflikt verurteilte R. die imperialen Bestrebungen Englands; sein eigenes kolonialpolitisches Konzept orientierte sich dagegen am Vorgehen der Buren: Landbesitz wäre allein den Weißen vorbehalten, während die enteigneten „Eingeborenen“ auf den Plantagen arbeiten sollten. Als Alternative zu der besonders um Johannesburg stark zunehmenden Minenarbeit ließ R. die Konvertiten zu Handwerkern ausbilden. 1896, nach dem Einfall der Engländer unter Jameson und R.s Schulterschluß mit den Buren, propagierte er wider besseres Wissen ein Verschwinden der sozialen Ungleichheit zwischen Buren und Afrikanern. Die radikalen sozio-ökonomischen Veränderungen suchte R. durch ein idealisiertes, paternalistisches Ständestaatsmodell zu harmonisieren. Seinen Missionsauftrag legitimierte er zwar mit der Gleichheit aller Menschen vor Gott, doch demokratische Forderungen nach Gleichberechtigung, Autonomie und Souveränität der Afrikaner lehnte er ab. Besonders scharf verurteilte er die Minenindustrie wie die den Juden und „Heiden“ zugeschriebene Handelstätigkeit. Dabei wandte R. sich auch gegen Englisch als Unterrichtssprache und befürwortete stattdessen Afrikaans. Durch die verschärfte Konkurrenz mit anderen Schulen sah er seine Missionsstation stark gefährdet.

    Nachdem sein Antrag auf Emeritierung 1913 vom Komitee der BMG abgelehnt worden war, blieb R. blieb bis zu seinem Tod Missionar, unterstützt von seinem Schwiegersohn Wilhelm Theodor Ferdinand Krause. 1938 wies Medingen 38 Außenstationen auf und wurde bis in die 60er Jahren als Missionsstation weitergeführt. Nach deren Auflösung diente sie dem ANC als Stützpunkt, während die Kirche bis heute genutzt wird.

    Der ethnographische Wert von R.s Aufzeichnungen liegt insbesondere darin, daß sie als eine primäre Quelle Einblicke in politische und soziale Funktionszusammenhänge der Gesellschaft der Lobedu gewähren.

  • Works

    Khashane Mamathepa, Ein Lb. aus Bolubedu in Nord-Transvaal Süd-Afrika, in: Acta Medingen 1, III.5.11 v. 21.2.1886;
    Cape Town, Das Leben u. Treiben auf e. heidn. Häuptlingskraal, ebd. 2, III.5.11 v. 5.3.1911;
    Die culturelle Aufgabe d. Missionars, ebd.;
    Ein Besuch auf d. Station Medingen in Nord-Transvaal, in: Missions-Freund, 1896;
    Leid u. Freud auf d. Station Medingen in Nordtransvaal, in: Hosianna, Nr. 9, 1904;
    Modjadje, a native queen in northern Transvaal, an ethnological study, in: South African Journal of Science, 3, 1905/06.

  • Literature

    F. Büttner, Medingen in Nordtransvaal, 1911;
    G. Beyer, Gesch. d. Missionsstation Medingen, 1913;
    E. J. Krige u. J. D Krige, The Realm of a Rain-Queen, ³1947;
    F. Hasselhorn, Bauernmission in Südafrika, 1988;
    Ch. Marx, Afrikaaner Nationalismus u. d. Errichtung d. Rassenstaates in Südafrika 1910, 1991;
    ders., Im Zeichen d. Ochsenwagens, Der radikale Afrikaaner-Nationalismus in Südafrika, 1998;
    E. Höckner, Die Lobedu Südafrikas, 1998;
    U. van der Heyden, Die Kolonial- u. d. Transvaal-Ausst. 1896/97, in: Kolonialmetropole Berlin, Eine Spurensuche, hg. v. dems. u. J. Zeller, 2002;
    Dict. of South African Biography. |

  • Primary Sources

    Qu BMG (Berr. d. Missionsstation Medingen u. Personalakten, P).

  • Author

    Elfriede Höckner
  • Citation

    Höckner, Elfriede, "Reuter, Fritz" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 468-469 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139104151.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA