Lebensdaten
1892 – 1964
Geburtsort
Lückenburg (Kreis Bernkastel)
Sterbeort
Berlin (Ost)
Beruf/Funktion
Politiker
Konfession
konfessionslos
Normdaten
GND: 121905578 | OGND | VIAF: 18091527
Namensvarianten
  • Renner, Heinz
  • Renner, Heinrich

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Renner, Heinz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd121905578.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Philipp, Volksschullehrer;
    M Juliana Hillebrand;
    1917 ( um 1928) Cläre Koch, Dentistin.

  • Biographie

    R. verlebte seine Jugend im Saarland, wohin sein Vater 1895 versetzt worden war. 1910 verließ er nach der Untersekunda das Realgymnasium Sulzbach und begann hier eine Banklehre, die er abbrechen mußte, nachdem er im Sept. 1911 Geld unterschlagen hatte. Diese Ereignisse wie auch die der folgenden Jahre kaschierte er später durch eine „Legende“, der die meisten biographischen Veröffentlichungen zu seiner Person folgten. R. floh unter falschem Namen nach Paris und|London, wurde dort verhaftet und im Febr. 1912 vom Landgericht Saarbrücken zu zwei Jahren Haft verurteilt. Seit 1914 Soldat, wurde er Ende 1917 als „kriegsuntauglich“ entlassen. Nach Kriegsende war er in Essen ein Jahr lang als Bürohilfsarbeiter bei der Stadtverwaltung tätig. Danach legte er sich die Berufsbezeichnung „Dentist“ zu, um 1926 nannte er sich auch „Bergmann“. Über SPD und USPD kam R. Ende 1919 zur KPD und widmete sich v. a. der Betreuung von Kriegsbeschädigten. 1920-23 leitete er die Essener Ortsgruppe des der KPD nahestehenden „Internat. Bundes der Opfer des Krieges und der Arbeit“, 1923-33 dessen Gau-Organisation Rheinland und Westfalen; hinzu kam die Schriftleitung der Verbandszeitschrift. 1924-33 gehörte R. dem Essener Stadtparlament an (seit 1932 Fraktionsvors.), 1925-33 dem Rhein. Provinziallandtag.

    Im Mai 1933 wich er in seine Saarländ. Heimat aus und übernahm hier v. a. die politische Organisation von Kriegsopfern und Arbeitsinvaliden. 1935 übersiedelte er nach Paris, wo er u. a. zusammen mit Wilhelm Münzenberg (1889–1040) ein sozialpolitisches Informationsorgan jeweils in dt. und franz. Sprache herausgab und sich an der Arbeit der Internat. Arbeiterhilfe beteiligte. Seit Frühjahr 1937 war R. Sekretär der „Dt. Kommunistischen Partei innerhalb Frankreichs“ und Vertreter der KPD in der von Albert Grzesinski (SPD) geleiteten „Föderation der dt. Emigranten in Frankreich“ (zuletzt gleichfalls deren Sekretär). Im Sept. 1939 in Paris verhaftet, wurde R. im südfranz. Lager Le Vernet interniert und im Nov. 1942 in das Spezialgefängnis Castres verlegt; nach seiner Auslieferung an die Deutschen im März 1943 war er in Saarbrücken, Landau und Ludwigsburg in Haft.

    Nach Kriegsende Mitglied der KPD-Bezirksleitung in Essen, wurde R. Ende Juni 1946 in den Essener Bürgerausschuß berufen; 1946-56 gehörte er dem Essener Stadtrat an. Im Febr. 1946 bestellten ihn die Briten zum Oberbürgermeister der Stadt, was er allerdings nur bis zu den Kommunalwahlen im Herbst 1946 blieb (Nachfolger: Gustav Heinemann). Seit Ende 1945 war er zudem Mitglied des Rhein. Provinzialrats und 1946-50 des nordrhein-westfäl. Landtags (Vors. d. KPD-Fraktion). Im Landeskabinett hatte R. 1946 das Amt des Sozialministers und 1947/48 das des Verkehrsministers inne, wobei er für eine Politik der Sozialisierung der Montanindustrie und eine umfassende Bodenreform eintrat. Seit Okt. 1948 war R. Mitglied des Parlamentarischen Rats, 1949-53 des Bundestags. Mit Witz und rhetorischer Gewandtheit verstand er es, die fundamentaloppositionelle Grundhaltung der KPD in einer Weise zu vertreten, die ihm über Parteigrenzen hinweg persönliche Sympathie einbrachte. Nach dem Scheitern der KPD bei den Bundestagswahlen 1953 blieb R. in Bonn und leitete bis zum Verbot der KPD 1956 deren Parlamentarisches (Verbindungs-)Büro. Danach gab er einen Informationsdienst heraus. Seine Kandidatur als unabhängiger Einzelbewerber zu den nordrhein-westfäl. Landtagswahlen 1958 scheiterte an der Nichtzulassung durch den Landeswahlausschuß. In der Folge wurde gegen ihn ein Verfahren wegen Staatsgefährdung eröffnet, die ihm als Verfolgtem des NS-Regimes zugebilligte Rente wurde aberkannt. Im Frühjahr 1960 setzte sich R., inzwischen von Krankheit gezeichnet, über Prag in die DDR ab.|

  • Auszeichnungen

    Karl Marx-Orden (1961).

  • Literatur

    Saarbrücker Ztg. v. 27.2.1912;
    W. Henkels, Zeitgenossen, 1953, S. 189-92 (P);
    H. R., Das Leben e. unvergessenen Menschen, hg. v. d. Vereinigung d. Verfolgten d. Naziregimes, Kreisorganisation Essen, 1965;
    D. Posser, Anwalt im Kalten Krieg, 1991, S. 234-45;
    G. Gleising, H. R., Eine pol. Biogr., 2000;
    Biogr. Lex. Arbeiterbewegung;
    BHdE I;
    Essener Köpfe, 1985, S. 191;
    50 J. LT NRW, 1996, S. 434;
    Munzinger. |

  • Nachlass

    Nachlaß: Ruhrlandmus. Essen, Archiv Dr. Ernst Schmidt.

  • Autor/in

    Erhard H. M. Lange
  • Zitierweise

    Lange, Erhard H. M., "Renner, Heinz" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 429-430 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121905578.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA