Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
evangelische Theologenfamilie
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 139097678 | OGND | VIAF: 100406456
Namensvarianten
  • Rendtorff
  • Rendtorfph

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Zitierweise

Rendtorff, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd139097678.html [26.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Franz Martin Leopold (1.8.1860-17.3.1937) entstammte einer holstein. Pastorenfamilie. Der Vater Heinrich (14.4.1814-3.12.1868) war als entschiedener Lutheraner Gegner der Union. Konservativismus, Heimatliebe und Wertschätzung ländlicher Lebensordnungen waren bestimmend auch für Franz, der 1896 Studiendirektor des Predigerseminars in Preetz, 1902 Privatdozent, 1906 Honorarprofessor für Praktische Theologie in Kiel und 1910 Professor der Praktischen Theologie und des Neuen Testaments in Leipzig wurde. 1912 wurde er zudem Geh. Kirchenrat und 1922 Domherr des Hochstifts Meißen. Bekannt wurde er durch seine Arbeit im Gustav-Adolf-Verein, dessen 6. Präsident er 1916 wurde. Mit großer Anteilnahme am Geschick der ev. Auslandsdiaspora baute er nach dem 1. Weltkrieg die Kontakte zur dt. Minderheit in Rumänien, Polen und Jugoslawien aus (Dr. h. c. Kiel 1908, Leipzig 1927 u. 1932, Pecs 1929).

    Sein Sohn Heinrich (9.4.1888-18.4.1960) übernahm den erfahrungstheol. Ansatz von Ludwig Ihmels (1858–1933), bei dem er 1912 in Leipzig promoviert wurde. Weitere Denkanstöße empfing er vom Vetter seiner Mutter Luise (1861–1933), Adolf Schlatter (1852–1938), der ihn die Bibel als Ruf Gottes erkennen half. Für die Entwicklung waren sodann|Jugendbewegung und Fronteinsatz entscheidend, den er als innerliche Befreiung von allem Oberflächlichen erlebte. Dagegen sah er in der Weimarer Republik den Rückfall ins Diesseitig-Materielle, was ihn zum Sympathisanten der rechten Opposition werden ließ. War ihm die neuzeitliche Autonomie des Individuums Lossagung von Gott, eröffnete in seinen Augen die antimodernistische Reaktion Möglichkeiten für eine religiöse Erneuerung. Getragen wurde diese Vision von der durch den „Central-Ausschuß für Innere Mission“ ins Leben gerufenen „Volksmission“. Mit ihren Begründern teilte Heinrich die Sehnsucht nach einer „Volkskirche“, welche dem Volk die religiöse Bestimmung, der Kirche die geschichtliche Sendung erschließen würde. 1921 wurde er hauptamtlicher Volksmissionar beim schleswig-holstein. Landesverein für Innere Mission, 1924 Studiendirektor am Predigerseminar Preetz, 1926 Professor der Praktischen Theologie in Kiel und 1930 Landesbischof von Mecklenburg-Schwerin. In der „Christl.-dt. Bewegung“, deren Leitung er 1931 übernahm, erblickte Heinrich ein volksmissionarisch bedeutendes Instrument, über den Zusammenschluß konservativer Junker und Pastoren die rechten Parteien und Verbände für das kirchliche Leben zu gewinnen. Dieses Bestreben wurde durchkreuzt durch die entgegengesetzte Zielsetzung des Nationalsozialismus, die Kirche der „völkischen Erneuerung“ dienstbar zu machen. Die Tragik des Bischofs bestand darin, daß er 1933 den „Dt. Christen“ wohlwollend ein verwandtes volksmissionarisches Anliegen unterstellte, doch mit seiner kritischen Mahnung, Parteipolitik und religiöse Irrlehren aus der Kirche herauszuhalten, zwischen die Fronten des Kirchenkampfes geriet. Anfang 1934 sah er sich gezwungen, sein Bischofsamt niederzulegen und auf die Pfarrstelle der Wartburggemeinde nach Stettin-Braunsfelde zu wechseln. Er schloß sich der pommerschen Bekennenden Kirche an. 1945 kehrte Heinrich in seine Kieler Professur zurück (em. 1956) und wurde 1946 als Vorsitzender der „Arbeitsgemeinschaft für Volksmission“ bestätigt. Die von ihm erarbeiteten „Bibelwochen“ suchten der biblischen Botschaft größere Breitenwirkung zu schaffen. Gegenwartsnahe Verkündigung, Wachhalten des missionarischen Auftrags der Kirche, aber auch stärkere Bindung des Kirchenvolks an die Kirche blieben die Ziele seines Lebens.

    Von den neun Kindern Heinrichs folgten zwei dem Vater im theol. Lehramt. Trutz (* 24.1.1931) wurde 1968 Professor für Systematik in München. Anders als sein Vater gelangte er zu einer positiven Wertschätzung von Säkularisierung und Aufklärung, woran er ein Plädoyer für das nicht kirchlich gebundene Christentum anknüpfte. Rolf (* 10.5.1925), ein Schüler Gerhard v. Rads (1901–71), wandte sich der Exegese und dem christl.-jüd. Verhältnis zu; 1963 wurde er Professor für Altes Testament in Heidelberg (Rektor 1970–72).

  • Werke

    zu Franz: Kirche, Landeskirche, Volkskirche, 1911;
    Die Gesch. d. christl. Gottesdienstes, 1914;
    (Hg.), Ev. Diaspora, 1919-34;
    zu Heinrich:
    Das Gewißheitsproblem in d. theol. System d. Johannes Musäus, 1912;
    Pflüget ein Neues, 1924;
    Getrostes Wandern, 1929;
    Die Kirche d. wirkenden Wortes, 1930;
    Das Wort Gottes über d. Volk, 1931;
    Ich weiß, an wen ich glaube, 1932;
    Kirche im Kampf, 1934;
    Gottes Aufgebot in d. Welt, 1935;
    In d. Gewalt Gottes, 1936;
    Wege durch d. Schutt, 1947;
    Kirche geschieht heute, 1947;
    Der Mensch ist gefragt, 1951;
    Dank an d. Gemeinde, in: H. Dannenbaum (Hg.), Missionierende Kirche, 1951, S. 64-68;
    Hörer u. Täter, 1953;
    Als d. guten Haushalter, 1953;
    Das persönl. Leben d. ev. Botschafters, 1958;
    (Hg.), Glaube u. Volk, 1931-1933;
    (Hg.), Handreichungen z. Bibelwoche, 1946-60;
    (Mithg.), Das missionarische Wort, 1947-60;
    Zur Gesch. d. Kirchenkampfes in Mecklenburg 1933, Persönl. Erinnerungen, [unveröffentl. Ms. 1957, Landeskirchl. Archiv Schwerin].

  • Literatur

    zu Franz: F. R. z. Gedächtnis, 1937;
    J. Heubach, in: Ev. Diaspora 31, 1960, S. 69-72;
    Kürschner Gel.-Kal. 1950, Tl.;
    Biogr. Lex. Schleswig-Holstein;
    Rhdb. (P); – zu Heinrich: Slg. u. Sendung, Festgabe f. H. R. zu seinem 70. Geb.tag, hg. v. J. Heubach u. H. H. Ulrich, 1958 (unvollst. Bibliogr., P);
    „Arbeiter in Gottes Ernte“, H. R., Leben u. Werk, hg. v. P. Toaspern, 1963 (P);
    R. Ch. Weiling, in: W.-D. Hauschild (Hg.), Profile d. Luthertums, 1998, S. 559-80;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    zu Rolf:
    Die hebr. Bibel u. ihre zweifache Nachgesch., FS f. R. R. z. 65. Geb.-tag, 1990;
    B. Janowski, in: FAZ v. 10.5.1995 (P); – zu Trutz: G. Lämmermann, Prakt. Theol. als krit. oder als empir.-funktionale Handlungstheorie, FS z. 50. Geb.tag, 1981 (P);
    G. Geisthardt, Theol. Konzeptionen v. Ges., Stud. zu Richard Rothe, Wolfhart Pannenberg u. T R., 1987;
    N.-H. Lim, Eth. Relevanz neutestamentl. Grundaussagen b. Werner Elert, Helmut Thielicke u. T. R., 1996;
    Kosch, Lit.-Lex.³.

  • Autor/in

    Christoph Weiling
  • Zitierweise

    Weiling, Christoph, "Rendtorff" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 422-423 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139097678.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA