Lebensdaten
1887 – 1955
Geburtsort
Blasewitz bei Dresden
Sterbeort
Capri
Beruf/Funktion
Verleger ; Politiker
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 116423269 | OGND | VIAF: 57366446
Namensvarianten
  • Reinhold, Peter Paul
  • Reinhold, Peter
  • Reinhold, Peter Paul
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Zitierweise

Reinhold, Peter, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116423269.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hans Leo (1853–1935), Gen.dir. d. Fa. C. F. Leonhardt u. C. F. Leonhardt Söhne (gegr. 1895) sowie e. Tintenfabrik in D.-Neustadt (s. NDB 14 in Art. Leonhardt, Christian Gottlieb);
    M Gertrud Staudinger; Vorfahre Lucas Andreas Staudinger (1770–1842), Agrarreformer (s. ADB 35);
    Darmstadt 1917 Caroline (* 1897), T d. Emanuel Merck (1862–1909), Dr. phil., Chemiker, Stadtrat, Teilh. d. d. Chem. Fabrik E. Merck in Darmstadt, u. d. Clara Blanckarts (1862–1929);
    2 S Lukas-Andreas (1918–84), Peter (* 1928); Schwager Wilhelm Merck (1893–1952), Teilh. d. d. Chem. Fabrik E. Merck in Darmstadt; Schwager d. Ehefrau Kurt Wolff (1887–1963, 1] 1909 [ 1931] Elisabeth Merck, 1899–1970), aus Bonn, Verleger (s. Wenzel; BHdE I).

  • Biographie

    Nach dem Abitur am Vitzthumschen Gymnasium in Dresden Ostern 1906 absolvierte R. ein breites Studium – neben Geschichte und Kunstgeschichte auch Literatur, Völkerkunde und Nationalökonomie – in Genf, Rom, Freiburg (Br.), Berlin und Leipzig. 1910 wurde er in Leipzig mit einer Dissertation über „Die Empörung Kg. Heinrichs (VII.) gegen seinen Vater“ (1911) bei Gerhard Seeliger promoviert; weitere akademische Lehrer waren Erich Brandenburg und der Völkerkundler Karl Weule. Auf ausgedehnte Auslandsreisen folgte 1913 die Übernahme des nationalliberalen „Leipziger Tageblatts“, das R. 1921 an Ullstein verkaufte. Zusammen mit seinem Schwager Kurt Wolff gründete er 1917 in Leipzig den Verlag „Der Neue Geist“ mit kulturpolitisch-zeitgeschichtlichem Schwerpunkt; R. führte ihn später unter verschiedenen Namen bis 1946 allein weiter. 1919 wurde er, inzwischen Mitglied der DDP, in die sächs. Volkskammer gewählt, der er bis 1924 angehörte. 1920 und 1924-26 bekleidete er das Amt des sächs. Finanzministers. Als solcher kritisierte R. die Thesaurierungspolitik von Reichsfinanzminister Otto v. Schlieben (1875–1932). Reichskanzler Hans Luther (1879–1962) berief ihn Anfang 1926 ohne Konsultation der DDP als Finanzminister in sein 2. Kabinett. Hier brach R. mit dem finanzpolitischen Kurs seiner Vorgänger, indem er – wie er im Reichstag erklärte – eine Strategie „hart an der Grenze eines Defizits“ verfolgte. Um den Wirtschaftskreislauf anzukurbeln, bereitete er ein „Steuermilderungsgesetz“ vor, das u. a. eine Senkung der Umsatzsteuer sowie die Aufhebung der Luxussteuer vorsah. Das Gesetz wurde zwar durch den Druck von Interessengruppen entschärft bzw. mit weiteren Vergünstigungen belastet, trug aber dennoch zum Aufschwung von 1927 bei. Allerdings gelang R., der von Luthers Nachfolger Wilhelm Marx (1863–1946) im Mai 1926 in sein 3. Kabinett übernommen wurde, keine Reduzierung der Staatsausgaben; vielmehr wurden gegen seine Überzeugung im Herbst 1926 umfangreiche und kostspielige Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen initiiert. R.s v. a. von der Großindustrie begrüßte Finanzpolitik stieß bei der Zentrumspartei auf heftige Kritik, so daß er Anfang 1927 im 4. Kabinett Marx durch den Zentrumspolitiker Heinrich Köhler (1878–1949) ersetzt wurde. Seine an John M. Keynes orientierte Konjunkturpolitik blieb „Episode“ (Fr. Blaich).

    R., der 1928-32 die DDP im Reichstag vertrat, übernahm Aufsichtsratsmandate bei Banken, dem Sachsen-Werk und dem Ullstein-Verlag. Nach USA-Reisen 1927 und 1928 wurde er Mitbegründer und Vorsitzender des Aufsichts- und Verwaltungsrats der Zentralbank Dt. Industrieller zur Kreditgewährung für die dt. Mittelstandsunternehmen durch die USA. 1933 zog er sich aus allen Ämtern zurück, blieb aber von seinem Wohnsitz in Oberösterreich aus noch verlegerisch und unternehmerisch tätig; von 1953 bis zu seinem Tod leitete er den Aufsichtsrat der E. Merck AG in Darmstadt.

  • Werke

    Die RTparteien, 1911;
    Sächs. Staatswirtsch., in: Jb. Sachsen 1926, S. 11-15;
    Dt. Finanz- u. Wirtsch.-pol., 1927;
    Die Finanz-Reform, 1929;
    Maria Theresia verhindert e. Krieg u. gewinnt d. Innviertel, 1946;
    Maria Theresia, 1957.

  • Literatur

    L. Gf. Schwerin v. Krosigk, Es geschah in Dtld., 1962, S. 88-91;
    W. Göbel, Der Kurt Wolff Verlag 1913-1930, in: Archiv f. Gesch. d. Buchwesens 15, 1975, Sp. 521-962 (P);
    Fr. Blaich, Die Wirtsch.krise 1925/26 u. d. Reichsreg., 1977;
    W. Schneider, Die DDP in d. Weimarer Rep. 1924-1930, 1978;
    Akten d. Reichskanzlei, Weimarer Rep.: Die Kabinette Luther I u. II, bearb. v. K. H. Minuth, 2 Bde., 1977, Die Kabinette Marx III u. IV, bearb. v. G. Abramowski, 2 Bde., 1988;
    C. E. Clingan, Finance from Kaiser to Führer, Budget Politics in Germany 1912-1934, 2000;
    Rhdb. (P);
    Wenzel;
    Merck Blatt Jg. 1955, Nr. 2, S. 3-6 (P);
    Schumacher, M. d. R.;
    Munzinger.

  • Autor/in

    Jürgen Frölich
  • Zitierweise

    Frölich, Jürgen, "Reinhold, Peter" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 369-370 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116423269.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA