Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Adelsfamilie
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 139082204 | OGND | VIAF: 95672759
Namensvarianten
  • Racknitz, von

Quellen(nachweise)

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Zitierweise

Racknitz, von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd139082204.html [23.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Die steir. Adelsfamilie wird 1224 mit Heinricus de Raekniz auf dem Gewann Ragnitzegg (bei St. Florian an der Laßnitz/Steiermark) erstmals urkundlich erwähnt. 1281 ist Ulrich als Salzburger Dienstmann namhaft zu machen. Die Stammreihe setzt mit dem 1374 genannten Hermann ein. Sigmund (Mitte 15. Jh.) begann mit der Vergrößerung des Besitzes, erwarb Bergrechte, Zehnte und Lehen und leitete den Aufstieg der Familie ein. Sein Sohn Christoph I. ( 1529) spielte eine aktive Rolle innerhalb der steiermärk. Landschaft, avancierte zum Pfleger von Voitsberg und|zum Rat Ks. Maximilians I. Durch die Heirat mit Magdalena v. Perneck (1517), deren Familie 1543 ausstarb, kam nach längerem Erbschaftsstreit ein Teil der bedeutenden Herrschaft in den Besitz seiner Söhne Gall I. ( 1557) und Moritz I. (um 1520–58). Beide, wiederholt an exponierter Stelle für die Landschaft tätig, wurden 1553 durch Ferdinand I. in Graz in den erbländ. Freiherrenstand erhoben (bestätigt 1570). Moritz' Sohn Gall II. ( 1588, s. P) erbaute in Pernegg 1578-82 anstelle der beiden alten Festen das neue Renaissanceschloß. Sein Marmorgrabmal an der Außenwand der Frauenkirche in Pernegg (von Jeremias Frank, 1590) stellt das bedeutendste ev. Sepulkralmonument der Steiermark dar und markiert das Selbstbewußtsein des ständischen Adels, der sich seit dem Ausgreifen der Reformation auf die habsburg. Erblande überwiegend zum Protestantismus bekannte.

    Die R. waren eine der wenigen Adelsfamilien, die nach dem Religionsreformationsmandat 1628 geschlossen ihren Besitz verkauften und die Erblande verließen, ohne katholisierte Zweige in der Heimat zurückzulassen. Gall III. (1590–1658, s. W, L, P), ein Neffe Galls II., ging 1629 zunächst nach Regensburg, dann nach Nürnberg, wo er bald zu den Wortführern der adeligen Exulanten zählte, die die Interessen der Beisitzer gegen- über dem städtischen Magistrat vertraten und eine erfolgreiche Selbstdarstellung des Exulantenstandes betrieben. Er pflegte enge Beziehungen zu den Poeten des Pegnesischen Blumenordens um Georg Philipp Harsdörffer und Sigmund v. Birken und trat selbst als Verfasser eines zweimal aufgelegten geistlichen Liederbuchs hervor. Während die Familienangehörigen in Nürnberg Anfang des 18. Jh. ausstarben, wurde Galls III. Familienzweig durch seinen Sohn Gustav (1635–81, s. L) nach Kursachsen verpflanzt, wohin schon seit Franz I. ( 1615), 1575 kursächs. Truchseß und Hofdiener, Beziehungen bestanden. Gustav, seit 1647 Hofmarschall, und seine Nachfahren waren als Juristen und in höheren Hofämtern tätig; 1726-87 befand sich das Rittergut Lockwitz b. Dresden im Besitz der Familie. Joseph Friedrich (1744–1818, s. W, L), der letzte der sächs. Linie, avancierte 1809 zum Ersten Hofmarschall. Er wirkte erfolgreich für das Dresdner Musik- und Theaterleben, war Stuhlmeister der Dresdner Freimaurerloge „Zu den drei Schwertern“ und repräsentiert eine lebenspraktisch ausgerichtete Spätaufklärung. Seine vielfältigen naturwissenschaftlichen wie technischen Interessen führten zu umfangreicher Sammeltätigkeit und zur Mitgliedschaft in zahlreichen gelehrten Gesellschaften, außerdem zu engerer Bekanntschaft mit Goethe. Seine Erkenntnisse veröffentlichte er in zahlreichen Aufsätzen und einer Reihe eigenständiger Schriften. In späteren Jahren publizierte er v. a. über kultur- und kunstgeschichtliche Fragestellungen und trat auch als Komponist hervor.

    Die noch florierende ältere bad. Linie stammt von dem zusammen mit seinem Vetter Gall III. emigrierten Moritz II. ( vor 1658) ab, der zeitweilig in Preßburg lebte. Dessen Sohn Christoph Erasmus (1638–1703) wurde 1674 in den Kt. Kocher der schwäb. Reichsritterschaft aufgenommen und avancierte zum kurpfälz. Kammerherrn. Durch seine Ehe mit Maria Elisabetha Geizkofler (1650–1719) gelangten die Söhne in den Besitz von Haunsheim, das sie 1719 nach dem Tod der in Wien konvertierten Mutter gegen jesuitische Ansprüche behaupten konnten. Das noch heute in Familienbesitz befindliche Heinsheim am Neckar (mit Burg Ehrenberg sowie Zimmerhof und Kohlhof) wurde von seinem Sohn Philipp Wilhelm (1676–1744), ksl. Rat und Ritterrat des Kt. Kocher, erheiratet. Seine Nachkommen hatten wiederholt württ., bayer. und bad. Hofämter inne. Philipp Wilhelms Enkel wurden 1814 in den bayer. Adel immatrikuliert.

    Mit dem württ. Forstmeister Dagobert (1877–1965) im Mannesstamm erloschen ist die jüngere württ. Linie auf Burg Laibach bei Dörzbach/Jagst. Sie geht auf Eugen Christoph Philipp (1759–1815) zurück. Sein illegitimer Sohn Johann (1791-nach 1851) war Offizier und Siedlungsunternehmer bei der Kolonisation von Mexiko bzw. Texas. Seine publizistischen Werbemaßnahmen 1832–43, von Amerika und Württemberg aus dt. Siedler für eine geplante Niederlassung am Nueces River (Prov. Tamaulipas) zu gewinnen, blieben allerdings weitgehend erfolglos. Der Laibacher Besitz wird seit dem Absterben des letzten Namensträgers in weiblicher Linie weitergeführt (durch Namensübertragung 1955: Eben v. Racknitz).

  • Werke

    zu Gall III.: Hauß= u. Hertz=Musica, 1657, 2. Aufl. u. d. T.: Herz- u. Seelen-Music, o. J.;
    zu Joseph Friedrich:
    Briefe über d. Karlsbad u. d. Naturprodukte d. dortigen Gegend, 1778, 1788;
    Ueber den Schachspieler d. Herrn v. Kempelen, 1784, 1789, 1790;
    Schreiben an e. Freund über d. Basalt, 1790 ²1790;
    Briefe über d. Kunst, an e. Freundin, 1792, ²1795;
    Gesch. u. Darst. d. Geschmacks d. vorzüglichsten Völker in Beziehung auf d. innere Aus-zierung d. Zimmer u. auf d. Baukunst, 4 Hh., 1796/99;
    Ueber d. aus d. Luft auf d. Erde gefallenen Steine, 1804;
    Versuche z. Beurtheilung einiger Gem. d. kgl. sächs. Gemäldenslg. u. derer Meister, 1811;
    Skizze e. Gesch. d. Künste, bes. d. Mahlerei|in Sachsen, 1811, ²1812;
    zu Johann:
    Nachrr. f. Auswanderer, 1832 (Beil. z. Frankfurter Journal);
    Instruktion (f. diejenigen Auswanderer, welche durch Vermittlung d. Herrn v. Racknitz, oder dessen Central-Bureau, nach Amerika expediert werden, 1832), ebd.;
    Vorläufer f. Auswanderer nach d. Staate Texas, 1832;
    Nachr. f. Auswanderer, 1833 (Beil. z. Schwäb. Merkur);
    Wegweiser f. Auswanderer nach Amerika, 1833;
    Kurze u. getreue Belehrung f. dt. u. schweizer. Auswanderer, welche an d. Begründung d. Colonie Johann v. Racknitz, im mexican. Freistaate Tamaulipas gelegen, Theil nehmen wollen, 1836;
    Die dt. Colonie in Tamaulipas, Mexiko, Kurz u. treu geschildert z. Anweisung f. Auswanderer, 1841.

  • Literatur

    Zedler 30;
    E. v. der Becke-Klüchtzner, Stamm-Tafeln d. Adels d. Ghzgth. Baden, 1886, S. 327-29;
    Geneal. Hdb. d. in Bayern immatrikulierten Adels III, 1952, S. 227-33;
    ebd. XVIII, 1990, S. 281-87, 570 oder XXII, 1998, S. 268-73 u. 549;
    GHdA Freiherrl. Häuser A XIII, 1982, S. 249-52;
    GHdA Adelslex. XI, 2000;
    Urk.b. d. Hzgth. Steiermark, hg. v. J. Zahn, II, Nr. 219;
    [F. Theile,] Gutsherren v. Lockwitz, Die Fam. v. R., 1726-1787, in: Lockwitzer Nachrr. aus alter u. neuer Zeit 11, 1878, S. 201-14;
    H. Pirchegger, Pernegg, in: Bll. f. Heimatkunde 6, 1928, S. 1-4, 49-53, 86-88;
    M. Doblinger, Die emigrierten Ragknitzer, ebd. 14, 1936, S. 62-72;
    A. Lang, Die Salzburger Lehen in Steiermark bis 1520, III, 1939, S. 343;
    K. Bracher, Zur ältesten Gesch. d. Urpfarre St. Florian an d. Laßnitz, ebd. 46, 1972, S. 131-35;
    – Maschinenschriftl. Fam.chronol. v. Emma v. Racknitz u. Hans-Lothar v. Rägknitz, 1970;
    zu Gall III.:
    G. Trautenberger, Gallus Frhr. v. Rägknitz, das Haupt d. österr. Exulanten in Nürnberg, in: Jb. d. Ges. f. d. Gesch. d. Protestantismus in Österr. 4, 1883, S. 105-38 (P);
    W. W. Schnabel, „Der Exulanten Preiß“, Gall v. R. im Nürnberg d. 17. Jh., in: Zs. d. Hist. Ver. f. Steiermark 80, 1989, S. 39-75;
    zu Gustav:
    W. W. Schnabel, Heteronomie u. Surrogatcharakter d. Kinderstammbuchs, G. v. R. (1635-1681) u. sein Album, in: Daphnis 19, 1990, S. 423-70;
    zu Joseph Friedrich:
    ADB 27;
    Pogg. II;
    K. A. Böttiger, Worte d. Bruderliebe am Sarge des Frhr. zu R., 1818, 1819;
    Dict. of Art;
    zu Johann:
    L. E. Brister, J. v. R., Ein Württemberger an d. Spitze d. dt. Auswanderung nach Texas 1832-1841, in: ZWLG 53, 1994, S. 227-61. |

  • Quellen

    Qu Archiv im Württ. StA Stuttgart, Schloßarchive Laibach (Kr. Künzelsau) u. Ehrenberg (b. Heinsheim, Baden). – F. Posch, Gesamtinventar d. Steiermärk. Landesarchivs, 1959, S. 58, 259, 323.

  • Porträts

    zu Gall II: Epitaph an d. Frauenkirche, Pernegg (Steiermark);
    zu Gall III.:
    Kupf. v. L. Kilian (1629);
    anonym (1647);
    v. Sandrart nach G. Strauch (s. Lpr. 1658);
    zu Joseph Friedrich:
    Kupf. v. J. G. Schmidt nach C. F. Schuricht, 1798.

  • Autor/in

    Werner Wilhelm Schnabel
  • Zitierweise

    Schnabel, Werner Wilhelm, "Racknitz, von" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 78-80 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139082204.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA