Lebensdaten
1859 – 1935
Geburtsort
Pörrafer (Livland)
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
evangelischer Theologe
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 118760416 | OGND | VIAF: 44538041
Namensvarianten
  • Seeberg, Reinhold
  • Seberg, Reinhold
  • Seeberg, R.
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Zitierweise

Seeberg, Reinhold, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118760416.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Reinhold (I), Landwirt, Arrendator, Gutsverw. in P. u. Pedua;
    M Emma, Lehrerin, T d. Andreas Grüner ( 1840), Arrendator, u. d. Gisberta Rump, aus Mitau;
    Om Carl Grüner (1828–1923), 1870–1903 Pastor in Rönnen u. Usmaiten (Kurland) (s. Dt.balt. Biogr. Lex.);
    B Alfred (s. 2);
    Dorpat 1886 Amanda (Alla) (1862–1933), T d. Eduard Schneider, Oberlehrer, u. d. Amanda Kupffer;
    1 S Erich (s. 3), 2 T Martha Bohner (* 1889), Maria Benda (* 1889).

  • Biographie

    Nach Schuljahren in Reval studierte S. 1878–82 Theologie in Dorpat, wo ihn Alexander v. Oettingen (1827–1905) im Geist eines gegenüber den Herausforderungen der naturwissenschaftlich-technischen Moderne offensiven luth. Konfessionalismus prägte. 1883/84 folgten theol. Studien in Erlangen und Göttingen (u. a. bei Albrecht Ritschl). 1884 wurde er in Dorpat zum Dr. theol. promoviert und erhielt die venia legendi; seine Antrittsvorlesung hielt S. über „Schleiermachers Bedeutung für die neuere Theologie“, sein erstes Kolleg las er noch im selben Jahr über die dogmatischen Systeme des 19. Jh. 1885 übernahm S. eine ao. Professur sowie das Amt des zweiten Universitätspredigers in Dorpat. 1889 wurde er o. Professor für Neutestamentliche Zeitgeschichte, Patristik und Theologische Enzyklopädie in Erlangen; seit 1894 unterrichtete er auch Systematische Theologie. Eine 1892 zunächst gescheiterte, 1898 erfolgreiche Berufung als konservativ-„positiver“ Antipode Adolf v. Harnacks (1851–1930) nach Berlin begründete S.s Aufstieg zu einem der einflußreichsten Theologen, Gelehrten- und prot. Verbandspolitiker in Kaiserreich und Weimarer Republik. Als Dogmenhistoriker, systematischer Theologe, Ethiker, Zeitdiagnostiker und theologischer Publizist sowie als Exponent des ev.-konservativen Sozialprotestantismus in der Nachfolge Adolf Stoeckers (Präs. d. freien kirchl.-soz. Konf. seit 1909), schließlich 1923–33 als Vorsitzender des „Centralausschusses der Inneren Mission“ (Vizepräs. seit 1918) nahm S. Einfluß auf die allgemeinen kirchlichen und öffentlichen Diskussionen im Sinne seines „modern-positiven“, dezidiert antiliberalen Theologie- und Gesellschaftsprogramms. Seine entschiedene Absage an die Weimarer Demokratie, in der sein Plädoyer zugunsten annexionistischer, das Baltikum einbeziehender Kriegszielperspektiven („Seeberg-Adresse“ 1916) eine spezifische Fortsetzung fand, korrespondierte mit einer von ihm als „balt. Erbe“ ausgewiesenen, idealistisch sublimierten Rasselehre. In der postum von seinem Sohn Erich herausgegebenen letzten Auflage des „Systems der Ethik“ (1911, ³1936) vollzog er eine rechts- und sozialtheologische Anpassung an Rasselehre und Volkstumsideologie des Nationalsozialismus und des autoritären Führerstaats. Insbesondere S.s dogmengeschichtlichen Arbeiten zum Mittelalter kommt bleibende wissenschaftliche Bedeutung zu. Ausgehend von dem im Dogma ausgedrückten „Gemeindeglauben“ sichtete S. die Geschichte des christl. Denkens nach Maßgabe der im Urchristentum repräsentierten, in der Gottheit Christi verwurzelten Erlösungsreligion. Der „religiöse Transzendentalismus“ Luthers, den S. durch voluntaristische Tendenzen in Nominalismus und Mystik vorbereitet sah, stellte seines Erachtens die vollkommenste und reinste Gestalt der Erlösungsreligion dar.

  • Auszeichnungen

    russ. HR (1887);
    D. theol. h. c. (Dorpat 1889);
    Geh. Konsistorialrat;
    Dr. phil. h. c. (Erlangen 1910);
    Dr. iur. h. c. (Breslau 1911);
    Dr. med. h. c. (Halle 1919);
    R.-S.-Stiftung z. soz.-eth. Erziehung v. Studenten (1929).

  • Werke

    Lehrbuch d. Dogmengesch., 4 Bde., 1895–1920, ⁷1936, Nachdr. 1953/54;
    An d. Schwelle d. 20. Jh., 1900, ²1904 u. ³1910 u. d. T.: Die Kirche Dtld.s im 19. Jh.;
    Grundwahrheiten d. christl. Lehre, 2 Bde., 1901/02;
    Die Theol. d. Johannes Duns Scotus, 1900, Nachdr. 1971;
    Rel. u. Gesch., Aufss., 2 Bde., 1906/09;
    Bibliogr.:
    W. H. Lammers (Bearb.), R. S. Bibliogr., 1939;
    Nachlaß:
    BA Koblenz (enthält Typoskr. v. Amanda Seeberg, Lb. R. S., abgeschlossen 1930 u. Erich Seeberg, R. S. in seiner Zeit, unveröff. Typoskr.).

  • Literatur

    R.-S.-FS, hg. v. W. Koepp, 2 Bde., 1929;
    G. Brakelmann, Prot. Kriegstheol. im 1. Weltkrieg, R. S. als Theol. d. dt. Imperialismus, 1974;
    F. W. Graf, in: W.-D. Hauschild (Hg.), Profile d. Luthertums, 1998, S. 617–76;
    M. Basse, Die dogmengeschichtl. Konzeptionen Adolf v. Harnacks u. R. S.s, 2004;
    Th. Kaufmann, Die Harnacks u. d. S.s, „Nat.prot. Mentalitäten“ im Spiegel zweier Theologenfam., in: Nat.prot. Mentalitäten in Dtld. (1870–1970), hg. v. M. Gailus u. H. Lehmann, 2005, S. 165–222 (L);
    Dt.balt. Biogr. Lex.;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    RGG2–4;
    LThK³;
    BBKL IX (W, L);
    Erlanger Professoren I;
    TRE 30.

  • Zitierweise

    Kaufmann, Thomas, "Seeberg, Reinhold" in: Neue Deutsche Biographie (), S. [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118760416.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA